Mehr Bildungsgerechtigkeit
Menschen aus finanziell benachteiligten Familien haben deutlich geringere Chancen, in Führungspositionen zu kommen. Eine OECD-Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, die soziale Herkunft ist in Deutschland besonders wichtig. Demnach brauchen Familien mit geringem Einkommen bei uns sechs Generationen, um zum Durchschnittseinkommen aufzusteigen, in Dänemark gelingt das in der Regel in zwei.
Die Grenzen des eigenen Milieus zu überwinden ist schwer. Von 100 Kindern aus Akademikerfamilien beginnen 79 ein Studium. Bei Nichtakademikerfamilien sind es nur 27. Monika Huesmann ist da eine der wenige Ausnahmen. Sie ist Professorin an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin und Arbeiterkind. Wie viele Arbeiterkinder geht sie nach der zehnten Klasse von der Schule ab, um eine Ausbildung zu machen, in ihrem Fall als Kindergärtnerin.
Nach ein paar Jahren Berufserfahrung und Abitur auf dem zweiten Bildungsweg beginnt sie mit Anfang 30 ein BWL-Studium. Als Professorin beschäftigt sie sich heute unter anderem mit Personalentwicklung und Diversity Management. Im Kreis der Kolleginnen und Kollegen fällt sie auf, sagt sie.
Plädoyer für mehr Durchlässigkeit
Unternehmen wollen vielfältiger werden. Arbeiterkindern wie Monika Huesmann den sozialen Aufstieg zu erleichtern, wäre eigentlich auch Aufgabe eines Diversity-Management. Und es gibt sie, Initiativen, die daran arbeiten wie Arbeiterkind.de. Oder auch die „Charta der Vielfalt“, bei der seit 2006 Firmen und Angestellte für mehr Diversität in Unternehmen sorgen wollen. Allerdings hat die Charta der Vielfalt erst 2021 auch die soziale Herkunft als Teil der Vielfalt aufgenommen.
Eine Quote einzuführen, hält Monika Huesmann für schwierig, unter anderem weil soziale Herkunft ein recht unbestimmter Begriff ist. Sie plädiert für mehr Sichtbarkeit sozialen Aufstiegs und insgesamt für mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem.
detektor.fm-Moderator Christian Bollert spricht mit Monika Huesmann über die Herausforderungen von Unternehmen und Gesellschaft beim Thema Bildungsgerechtigkeit, über Diversity-Management und ihre eigenen Erfahrungen im akademischen Umfeld als Arbeiterkind.