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Mittelstand – Die Serie | Teil 4: ROSE Bikes im Portrait

„Wir ordnen viele Themen eben nicht der Rendite unter.“

ROSE Bikes ist einer der bekanntesten deutschen Fahrradhändler. Das Familien-Unternehmen gibt es seit 1907, ist viele Jahre für seinen Katalog bekannt gewesen und längst im Internet angekommen. Wir haben ROSE Bikes in Bocholt, kurz vor der niederländischen Grenze besucht.

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In diesem Monat beschäftigen wir uns bei detektor.fm in einer vierteiligen Serie mit dem deutschen Mittelstand. Wir haben bereits gehört, was den deutschen Mittelstand ausmacht und warum er so gut durch die Krise gekommen ist und wir haben einen Unternehmer aus dem sächsischen Erzgebirge vorgestellt, der Leder für Rolls Royce herstellt.

Heute blicken wir ganz in den Westen der Republik nach Bocholt. Dort sitzt nämlich mit ROSE Bikes einer der größten Fahrradhändler Deutschlands. Fahrradfans kennen sicher noch den ROSE-Katalog, der in den 1980er und 1990er Jahren unter Fans fast als heilig galt. Heute verdient das Unternehmen ROSE den Großteil des Geldes im Internet und hat den Sprung ins digitale Zeitalter geschafft.

Christian Bollert ist für detektor.fm in die deutsch-niederländische Grenzregion nach Bocholt gefahren und stellt das Familienunternehmen vor.

Thorsten Heckrath-Rose - Geschäftsführer bei ROSE Bikes

Geschäftsführer bei ROSE Bikes
Wir denken vor allem mit dem Bauch und mit dem Herzen.Thorsten Heckrath-Rose
Mittelstand – ROSE Bikes im Porträt 06:37

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Der Beitrag zum Nachlesen

Vor fast 100 Jahren, 1907, hat Heinrich ROSE in Bocholt kurz vor der niederländischen Grenze einen Fahrradladen gegründet. Heute arbeiten über 200 Mitarbeiter bei ROSE Bikes in Bocholt. Zusammen erwirtschaften sie pro Jahr etwas mehr als 60 Millionen Euro Umsatz. Die meisten Mitarbeiter haben etwas mit dem Onlineversand zu tun. Kommen doch heute gut 80 Prozent der Bestellungen über den Onlineshop. Der rasante Erfolg von ROSE hat Ende der 70er Jahre angefangen. Geschäftsführer Thorsten Heckrath-ROSE:

Ende der 1970er Jahre hat sich bei uns die Abteilung der sportlichen Räder sehr, sehr stark entwickelt. Rennräder wurden sehr populär, Mountainbikes gab es zu der Zeit noch nicht. Und wir haben uns überregional den Ruf erworben, ein wirklicher Spezialist auf diesem Gebiet zu sein. Daraus hat sich dann auch ergeben, dass wir gemerkt haben, wir müssen mal Flyer produzieren und daraus ist dann letztendlich auch der Katalog entstanden. So dass wir dann seit 1982 tatsächlich auch einen richtig schönen Versandhauskatalog produziert haben.

Ohne den ROSE-Katalog ist der anhaltende Erfolg des Unternehmens fast nicht denkbar. Für viele Fahrradfahrer ist der ROSE-Katalog damals eine Bibel, zu dieser Zeit häufig auch die einzige Informationsquelle. Erst in den letzten fünf Jahren ist die Nachfrage rapide gesunken. Der Grund ist aus heutiger Sicht denkbar einfach. Thorsten Heckrath-ROSE:

Den ersten Onlineshop haben wir 1996 gelaunched. Damals mit einem Auszug des Sortiments, weil wir auch nicht wussten, ob es überhaupt funktioniert und ob da überhaupt jemand kaufen würde. Gut, die Erkenntnis war relativ schnell da, dass es sehr, sehr gut funktioniert und dass wir dann auch dafür sorgen müssen, alle Produkte da rein zu bekommen. Und seitdem hat sich technisch so viel getan, die Möglichkeiten sind so immens geworden, dass ab dem Zeitpunkt eigentlich auch schon klar war, dass das Internet wahrscheinlich nicht aufzuhalten sein wird. Das hat sich ja dann letztendlich auch bewahrheitet.

Der größte Onlinehändler der Welt, Amazon, klopft immer mal wieder bei ROSE an und würde gern mit den Fahrradspezialisten koopieren. Aber dem Familienunternehmen aus Bocholt fehlen die gemeinsamen Schnittmengen mit dem Internetgiganten. Philosophie und Ausrichtung unterscheiden sich doch voneinander. Nach eigener Aussage stehen die Mitarbeiter im Mittelpunkt:

Wir denken vor allem mit dem Bauch und mit dem Herzen. Und wir wollen gerade für unsere Mitarbeiter ein gutes Arbeitsklima, eine gute Arbeitsumgebung schaffen. Wir nehmen unsere Verantwortung auch in anderen Bereichen wahr, was Beschaffung angeht, Produktionsstätten. Also da gehen wir durchaus sehr, sehr kritisch mit um. Wir haben da sicherlich geringere Möglichkeiten als viele Konzerne, aber wir nehmen die Verantwortung sehr ernst und wir nehmen sie nicht nur ernst, weil es irgendwie ein PR-Thema ist, sondern weil es auch zu unserer Einstellung gehört.

Im deutschen Fahrradmarkt hat sich ROSE Bikes auf jeden Fall eine von vielen respektierte Stellung erarbeitet. Thorsten Heckrath-ROSE sieht die Stärken des Unternehmens in der Individualität. Wird doch jedes Rad für den Kunden individuell aufgebaut. Außerdem sieht er die direkte Nähe zum Kunden im Service als Stärke.

Wir sehen uns gut aufgestellt, weil wir nicht nur Produkte online haben und nicht nur einen gut funktionierenden Shop. Das sind sicher Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein, aber wir haben auch viele Leute, die sich mit den Produkten auskennen, die auch telefonischen Service anbieten. Das heißt wir sind erreichbar. Wir haben die Produkte vor allem auch vorrätig, was auch gegenüber einigen Mitbewerbern ein ganz großer Unterschied ist. Wir können also innerhalb von wenigen Stunden die Ware auf den Versandweg bringen. Und wir haben es auch geschafft, eine gute Verknüpfung zwischen stationärem Handel und Onlinehandel zu realisieren. Das ist ziemlich einzigartig im Markt.

Für diese Verbindung ist ROSE gerade vom Deutschen Handelsverband mit dem Preis „Store of the Year“ ausgezeichnet worden. Ausgezeichnet wurde die Kombination eines digitalen Fahrradkonfigurators mit dem stationären Laden in München und die Präsentation der einzelnen Fahrräder. Die stehen in der ROSE BIKETOWN München nicht mehr wie noch in einigen Fahrradläden in einer unübersichtlichen Reihe, sondern sind bewusst inszeniert. Thorsten Heckrath-ROSE:

Ich bin damals fast ein bisschen rot geworden, weil wurden echt mit Komplimenten überschüttet. Aber es war auch schön zu sehen, dass wir offensichtlich so ein bisschen den Nerv der Zeit getroffen haben. Und ein Thema, das gerade im Handel im Moment sehr viel diskutiert wird. Nämlich die Verknüpfung online und offline. Digitalisierung, da sprechen eigentlich im Moment fast alle Handelsexperten drüber und wir haben da einfach ein ganz gutes Beispiel geschaffen, wie man das umsetzen kann.

Die Macher von ROSE wollen künftig die beiden Welten – Online und offline – noch stärker miteinander verknüpfen. Der Laden in München dürfte wohl nicht der letzte sein. Bei allen Wachstumsideen bleiben sie in Bocholt aber bodenständig. ROSE Bikes ist ein Familienunternehmen, ein klassischer Mittelständler.

Wir ordnen viele Themen eben nicht der Rendite unter. Natürlich muss am Ende des Jahres irgendwo auch ein vernünftiges Ergebnis in der Bilanz stehen, keine Frage, aber für uns ist wichtig vor allem die Zukunft abzusichern, dass wir den Standort sichern, unsere Arbeitsplätze sichern und auch die Marke weiterentwickeln. Wir investieren auch durchaus in Dinge, die jetzt vielleicht nicht unbedingt der Rendite zuträglich sind, aber die uns dann letztendlich für uns selbst auch ein besseres Gefühl für unsere Entscheidungen geben.


 Mittelstand | Die Serie mit weiteren Folgen:

Teil 2: Was der Mittelstand leistet

Teil 1: Was ist der Mittelstand?

 

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