Ohne gesunde Flächen gibt es kein Brot auf unseren Tafeln. 60 Prozent der Flächen in der EU sind ungesund. Sie kosten uns 50 Billionen Euro jährlich. Das ist Martin Hojsik, slowakischer Umweltexperte und Vizepräsident des Europäischen Parlaments. Am 23. Oktober 2025 hat er vor dem EU-Parlament dafür plädiert, dass die EU ein Gesetz zur Bodenüberwachung braucht. Danach wurde dann abgestimmt, und es hat geklappt. Das EU-Parlament hat das Soil Monitoring Law, auf Deutsch die Bodenüberwachungsrichtlinie, verabschiedet. Ein gutes Zeichen für die Böden in der EU, denn die sind in einem ziemlich schlechten gesundheitlichen Zustand. Und das wissen wir nicht erst seit gestern. Bereits im Juli 2023 hat die EU-Kommission eine Richtlinie zur Bodengesundheit vorgestellt und darin gewarnt, dass 60 bis 70 Prozent der Böden in der EU geschädigt sind. Mit negativen Folgen für Menschen, Umwelt, Klima und Wirtschaft. Nun kommt mit der verabschiedeten Bodenüberwachungsrichtlinie endlich Bewegung ins Spiel. Deshalb schauen wir uns diese Woche im Forschungsquartett das neue Gesetz mal an und sprechen darüber, warum gesunde Böden so wichtig sind. Mein Name ist Caroline Breitschädel. Schön, dass ihr wieder mit dabei seid. Das Forschungsquartett in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum für Umweltforschung. Dass es mit der Bodenüberwachungsrichtlinie nun das erste EU- weite Gesetz gibt, das sich mit unseren Böden auseinandersetzt, das ist erstmal natürlich eine sehr gute Neuigkeit. Aber reicht das aus, wenn mehr als die Hälfte der Böden in der EU geschädigt sind? Was bedeutet das eigentlich, und was muss langfristig passieren, um unsere Böden gesund zu machen und auch gesund zu halten? Darüber spreche ich mit zwei Fachleuten vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, kurz UFZ: Bodenwissenschaftlerin Dr. Ute Wollschläger und Agrarwissenschaftler Prof. Hansjörg Vogel, der im UFZ das Department Bodensystemforschung leitet. Frau Wollschläger, Herr Vogel, herzlich willkommen im Forschungsquartett. Ja, hallo. Hallo. Ich habe es ja eben schon gesagt, dass es nun endlich eine verbindliche Richtlinie für den Bodenschutz in der EU gibt. Das ist total wichtig und auch längst überfällig. Aber wenn ich jetzt lese, 60 bis 70 Prozent der Böden in der EU kränkeln so vor sich hin, das klingt, finde ich richtig gruselig. Und ich frage mich, was heißt das denn eigentlich? Also, was ist denn ein gesunder Boden, und ab wann gilt ein Boden als geschädigt? Ja, im Grunde arbeitet man da im Moment daran, Kriterien zu finden, um dies zu quantifizieren. Also man redet viel von Soil Health, also Bodengesundheit. Und für Böden bedeutet das: Wann können die Böden ihre Funktionen erfüllen, und wann sind sie eingeschränkt? Und wenn diese Funktion eben eingeschränkt ist, dann kann man sich das so vorstellen als ein ungesunder Boden. Und im Moment, auch im Rahmen von diesem Überwachungsgesetz oder dieser Richtlinie, überlegt man sich eben, wie man diese Bodengesundheit gut quantifizieren kann. Also, welche Indikatoren kann man messen, die aussagefähig sind in Bezug auf die Bodengesundheit? Und jetzt hat Bodengesundheit eigentlich verschiedene Aspekte. Also Böden erfüllen viele verschiedene Funktionen über die Produktion von Nahrungsmitteln hinaus. Also Böden sind der Filter für sauberes Grundwasser und damit für Trinkwasser. Sie tragen gehörig zum Hochwasserschutz bei. Sie speichern einen Haufen Kohlenstoff, sind also relevant in der ganzen Klimadiskussion. Und sie stellen den Lebensraum dar für eine irre Biodiversität. Und es ist jetzt wirklich positiv zu bewerten, dass das richtig wahrgenommen wird. Ich meine, Böden waren bis jetzt eher ein bisschen unterbelichtet, und zwar sowohl im direkten Sinne als auch im übertragenen. Während die Klimadiskussion allgegenwärtig ist, auch sauberes Wasser. Aber was Böden tatsächlich leisten für unsere terrestrischen Ökosysteme, ist vielen nicht so richtig bewusst. Und das war jetzt schon die Hoffnung, dass auch im Rahmen von dieser Initiative dieses Bewusstsein besser wird. Also die Bodengesundheit ist im Prinzip der physikalische, chemische und biologische Zustand, der seine Fähigkeit bestimmt, als System zu funktionieren und eben diese Ökosystemleistungen, die Herr Vogel genannt hat, auch zu erbringen. Die Bodenüberwachungsrichtlinie, so heißt jetzt dieses neue Bodengesetz, verfolgt das übergeordnete Ziel, bis zum Jahr 2050 in der EU gesunde Böden zu haben. Da habe ich mich gefragt, was bedeutet das denn überhaupt, und mit welchen Mitteln soll das erreicht werden? Also das allgemeine oder das Gesamtziel ist ein gesunder Bodenzustand. Die Bodenüberwachungsrichtlinie, deswegen heißt es jetzt auch Bodenmonitoringgesetz, ist als erstes Mal eine Erfassung des Bodenzustandes. Also es wird ein europaweites, einigermaßen einheitliches Monitoring aufgebaut, wo relevante Kennwerte für den chemischen, physikalischen und biologischen Zustand erst einmal gemessen werden sollen durch die Mitgliedstaaten und eben auch regelmäßig berichtet werden sollen, dass man eine Bestandsaufnahme hat und wirklich die Bodengesundheit erst mal erfasst hat. Und auf dieser Grundlage wird man sich dann überlegen, welche Maßnahmen zu treffen sind, um die Böden dann in einen gesunden Zustand zu versetzen. Also es ist noch wirklich nicht so, dass konkrete Maßnahmen vorgesehen sind, sondern das Bodenmonitoringgesetz bedeutet erst einmal die Erfassung des Bodenzustandes. Und das ist nicht so ganz einfach, weil die Böden, die sind sehr unterschiedlich. Also wir haben mal einen sandigen Boden, mal einen lehmigen Boden, und welche Kenngröße dafür einen guten Zustand oder einen gesunden Zustand definiert, da wird tatsächlich momentan auch noch dran geforscht. Und da gibt es auch eine Liste von Messwerten, die aufgenommen werden sollen europaweit. Aber was jetzt ein guter und ein schlechter Boden ist, das muss teilweise lokal noch definiert werden. Und das ist jetzt erst mal eine große Aufgabe für die Verwaltung, sage ich mal in den Mitgliedstaaten. Aber große Maßnahmen werden da am Anfang erst mal noch gar nicht kommen. Und es ist schon wichtig, dass man diesen Zustand jetzt auch mal erfasst, weil wir haben natürlich viele Faktoren, die auf Böden einwirken. Wir haben ein Klima, das sich ändert. Wir haben eine intensive Landnutzung, vor allem in der Landwirtschaft. Und an vielen Punkten ist es noch nicht so richtig klar, wie wirkt denn das langfristig auf diese Bodenfunktion? Und um so einen Trend überhaupt erst feststellen zu können, ist es wichtig, dass man Kriterien hat, um diese Bodeneigenschaften tatsächlich zu quantifizieren. Ich habe auch gelesen, dass der Gesetzestext von seiner ursprünglichen Form bis zu dem, was jetzt letztendlich verabschiedet wurde, auch immer weiter verwässert wurde. Und dass statt auf viele verpflichtende Maßnahmen für Landwirte, die wohl am Anfang noch drinstanden im Entwurf, nun vermehrt auf Freiwilligkeit gesetzt werden soll. Wie bewerten Sie denn das Gesetz so, wie es jetzt ist? Oder gibt es irgendwas, was Ihnen da konkret fehlt, um den Boden zu schützen? Das könnte natürlich noch viel weiter gehen. Also so, wie das ursprünglich auch mal angedacht war, im Moment ist es reduziert zu einem reinen Monitoring-Gesetz. Also wir beobachten, was passiert, ohne dass irgendwelche konkreten Maßnahmen damit verbunden wären, was denn jetzt passieren sollte, wenn der Humusgehalt unter einem kritischen Level ist oder die Böden zu stark verdichtet sind. Also das müsste dann noch folgen. Aber grundsätzlich ist es mal ein erster Schritt, wo ich sage, das ist positiv zu bewerten. Und wir müssen sehen, wie es weitergeht. Es gibt ja Kritik auch an der Richtlinie, weil zum Beispiel UmweltschützerInnen, die würden gerne, dass es noch weitergeht. Das Gesetz habe ich gelesen an manchen Stellen und Landwirte, die fürchten zusätzliche Auflagen, und viele lehnen das Gesetz auch ab. Ich finde es zwar irgendwie nachvollziehbar, aber es klingt für mich als Laien so ein bisschen, als würden die Land- und Forstbetriebe da an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen. Deshalb wäre da meine Frage: Was kann oder sollte denn die Landwirtschaft sinnvollerweise tun, um die Bodengesundheit zu verbessern? Ja, ich meine, das Argument aus der Landwirtschaft oder auch vom Bauernverband ist, dass die Böden die Produktionsgrundlage für die Landwirtschaft darstellen. Und kein Landwirt, und das ist auch tatsächlich so, der Fall, kein Landwirt steht morgens auf und denkt sich so: Jetzt schade ich meinem Boden mal gehörig. Das ist im ureigensten Interesse von Landwirten, dass die Bodenqualität hoch gehalten wird. Und da geben sie sich auch durchaus Mühe. Also das sollte nicht abgesprochen werden. Aber es gibt in dem Umfeld natürlich auch Zielkonflikte. Man will effizient wirtschaften in der Landwirtschaft. Mit immer weniger Menschen werden immer größere Äcker bearbeitet, und das führt dazu, dass die Maschinen schwerer werden, zum Beispiel. Und von daher muss man einen Kompromiss machen zwischen Effizienz der Bearbeitung und eventuell Verdichtung der Böden durch schwere Maschinen. Also wie stark dieses Problem tatsächlich ausgeprägt ist, können wir nur grob abschätzen aus der Gewichtszunahme der Maschinen in den letzten Jahrzehnten. Und das Gleiche oder Ähnliches gilt für die Düngung. Also um eine optimale Ernte einzufahren, müssen Dünger ausgebracht werden, die höher sind oder größere Mengen als eigentlich für die Ernte nötig. Ganz einfach deshalb, weil man nicht punktgenau düngen kann, wann die Pflanze die Nährstoffe braucht, sondern da wird immer im Überschuss gedüngt. Und das, was zu viel an zum Beispiel Stickstoff im Boden kommt, wird dann in benachbarte Kompartimente ausgewaschen, also in die Atmosphäre in Form von Lachgas oder in Richtung Grundwasser in Form von Nitrat. Das heißt, diese benachbarten Systeme werden durch die Landwirtschaft tatsächlich auch belastet. Und dies geht bis jetzt noch nicht in die betriebswirtschaftliche Rechnung von Landwirten ein. Und solche Dinge zu regeln, sind unheimlich kompliziert. Und da lauert natürlich die Bürokratie an allen Ecken, wo sich Landwirte auch zu Recht beschweren, dass sie da zu stark belastet sind. Und das gut zu machen, ist tatsächlich richtig schwierig. Ja, ich glaube, eine Sache, die auch kritisiert wurde, war, dass zuerst versucht wurde, in dem Bodenmonitoring-Gesetz einheitliche Grenzwerte für bestimmte Kenngrößen zum Beispiel Nährstoffe, die die Landwirtschaft einbringt, festzulegen. Und wie viel einen Boden aber abpuffern oder, ich sag mal, vertragen kann von einem Nährstoff oder auch im Boden behalten kann, hängt wirklich massiv vom Boden ab. Und das muss dann standortspezifisch, je nachdem, auf welchem Boden, auf welcher Bodenart ich sitze und wie viel Niederschlag ich zum Beispiel im Jahr habe, kann das auch angepasst werden. Und das ist auch jetzt im Bodenmonitoring-Gesetz passiert, dass die Mitgliedstaaten die Möglichkeit haben, das entsprechend der lokalen, großräumigen, sage ich mal, Gegebenheiten anzupassen. Diese Richtwerte, was eigentlich eine gute Sache ist. Und da kann man dann auch so weit auf die Landwirtschaft zugehen, dass man auch am Ende Richtwerte oder Grenzwerte hat, die auch einzuhalten sind. Und teilweise nicht Werte sind, die einfach nicht zu erreichen sind. Also man hat sich schon die Zeit genommen, dass man erst mal ein Monitoring macht, sich einen Überblick verschafft und dann überlegt, welche Maßnahmen man am Ende wirklich vorschreiten kann. Ja, stelle ich mir auch ganz schön schwierig vor, da immer die Mischung sozusagen zu finden aus der Flexibilität und aber trotzdem Verbindlichkeit. Kommen wir mal zu Ihnen und Ihrer Forschung. Im Department Bodensystemforschung am UFZ in Halle erforschen Sie das Ökosystem Boden, seine Funktion, seine Struktur und die Wechselwirkung zwischen Boden und Pflanzen. Und ein großes Förderprogramm, das Sie, Herr Vogel, und Frau Wollschläger am UFZ koordinieren, das ist Bonares. Das ist die Abkürzung für Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie. Was ist denn das Ziel von diesem Förderprogramm? Das Förderprogramm ist jetzt tatsächlich leider ausgelaufen, aber nach einer Laufzeit von zehn Jahren. Also das hat der Bodenforschung einen enormen Schub gegeben, eben in Richtung von mehr nachhaltiger Bodennutzung in der Landwirtschaft. Also das Bundesforschungsministerium hat weitsichtig erkannt, 2014 schon, dass wir nicht immer mehr den Boden rausquetschen können in Form von immer höheren Erträgen und intensiverer Bewirtschaftung, ohne darüber nachzudenken, was denn langfristig mit der Qualität der Böden dabei passiert. Und deshalb war das Ziel von Bonares, auf ganz verschiedenen Ebenen sich anzugucken, mit welchen landwirtschaftlichen Maßnahmen können Erträge nach wie vor hochgehalten werden, aber gleichzeitig die Bodenfunktionen erhalten oder sogar verbessert werden. Das war so das wesentliche Ziel. Und da haben über 50 Institutionen in Deutschland daran gearbeitet, an den verschiedensten Themen von Agroforst über die Bedeutung von Zwischenfrüchten, die Gefahr von Verdichtung durch Befahrung, was können wir monitoren auf den Äckern, um sie zielgerichteter zu bewirtschaften, wie kann man Grünland in den Voralpen besser bewirtschaften. Also ein sehr breites Spektrum an Themen. Und wir am UFZ hatten die Ehre, dieses große Projekt zu koordinieren, also Ute Wollschläger und ich. Und ein wichtiges Syntheseprodukt, das bei uns dabei entstanden ist, ist ein systemisches Bodenmodell. Also wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass wir die ganzen komplexen Wechselwirkungen in Böden, also das Zusammenspiel zwischen physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen mathematisch so beschreiben, dass es der Realität möglichst nahe kommt. Und zwar in dem Maße, dass wir tatsächlich vorhersagen können, was denn passiert, wenn wir die Bewirtschaftung von Böden ändern, wenn sich das Klima ändert. Wie werden sich dann die ganzen Bodenfunktionen, die sich ja ergeben aus diesen Wechselwirkungen von diesen Prozessen, wie werden die sich ändern? Und das war schon ein anspruchsvolles Unterfangen. Und durch diese Langfristigkeit des Projektes hatten wir tatsächlich die Möglichkeit, sowas in Angriff zu nehmen. Und jetzt am Ende von dem Projekt sind wir, glaube ich, schon an dem Punkt, wo wir sagen können, wir haben da eine ganz passable Lösung gefunden. Und das Modell, das wir da entwickelt haben, das heißt Bodium übrigens, funktioniert ganz gut. Und wie kommen wir da drauf? Wir haben das Modell laufen lassen auf verschiedene Langzeitexperimente. Die Prozesse in Böden haben ja eine sehr lange Zeitskala. Wenn man da heute was ändert, sieht man das Resultat eventuell erst oder die Änderung in den Bodeneigenschaften erst nach einer längeren Zeitspanne. Und eben diese Prozesse werden mit dem Modell beschrieben. Und wir können die Güte des Modells überprüfen, indem wir diese Langzeitexperimente, wo man weiß, was über Jahrzehnte passiert ist, auf dem Acker in Sachen Fruchtfolge, Düngung, Bodenbearbeitung, indem wir das nachsimulieren und vergleichen mit dem, was tatsächlich gemessen wurde. Und wenn das einigermaßen passt, dann sind wir happy. Dann haben wir ein Werkzeug, mit dem man tatsächlich vorhersagen kann, wie die Wirkung von sich ändernden Randbedingungen, also in Sachen Landnutzung und Klima, sich tatsächlich auswirken. Und das ist ein wesentliches Tun, dem wir uns auch jetzt und über Bonares hinaus noch beschäftigen. Frau Wollschläger, vielleicht haben Sie ein Beispiel, was man dank Bodeum herausgefunden hat über die Reaktion von Boden. Also als konkretes Beispiel würde ich zum Beispiel sagen, ein Landwirt könnte fragen, was passiert, wenn ich mein Management umstellen möchte. Also wenn ich die Fruchtfolge ändern möchte oder wenn ich Maßnahmen ergreifen möchte, die nachhaltiger für den Boden sein könnten. Also zum Beispiel, wenn ich Zwischenfrüchte mit in die Fruchtfolge einbaue. Die sind bekannt dafür, dass sie Stickstoff im Boden halten und den Kohlenstoffgehalt im Boden erhöhen. Also es ist eigentlich eine bodenfördernde Maßnahme. Und ein Landwirt kann sehen, auf meinem eigenen Boden, wenn ich so eine Zwischenfrucht einbaue, welche Effekte hat es dann zum Beispiel auf das Nährstoffrückhaltevermögen, auf den Kohlenstoffgehalt im Boden und so weiter. Und das Gute an dem Bodeum ist auch, wir haben tatsächlich noch eine zweite Version vom Bodeum. Das ist eine Online-Version für die Landwirte. Das heißt, wir haben das mittlerweile so nutzerfreundlich gemacht in Zusammenarbeit mit Landwirten. Also wir haben einige Workshops durchgeführt, wo wir die Landwirte auch gefragt haben, was braucht ihr, wie wollt ihr das Bodeum nutzen, damit es euch was bringt. Dass die Landwirte solche Änderungen in ihrem betrieblichen oder in ihrem Bodenmanagement tatsächlich auch selber ausprobieren können, gerne auch mit Unterstützung von uns erstmal. Und dann einfach sehen können, wenn ich meine Fruchtfolge, meine Bewirtschaftung ändere, also Zwischenfrüchte einbaue oder mit Pflug oder ohne Pflugarbeit oder sowas, welche Effekte hat das dann zum einen auf meine Erträge. Das ist natürlich für den Landwirt an erster Stelle immer das Wichtigste. Aber wie zum Beispiel kann ich auch Mineraldünger einsparen, um die Umwelt und mein Portemonnaie zu schonen? Welchen Einfluss hat das auf den Humusaufbau, was auch ein großes Thema ist und so weiter. Und das Gute ist, man kann es mit dem Modell erstmal ausprobieren. Das heißt, mal schauen, in welche Richtung das gut gehen wird. Weil wenn ein Landwirt sein Management umstellt und das funktioniert nicht gut an dem Standort, dann ist das für den natürlich auch immer ein Risiko. Und das nächste ist noch, dass diese Anpassung der Böden an solche Maßnahmen unheimlich lange dauert zum Teil. Das kann über Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis man die Effekte erstmal sieht. Aber wir können es mit unserem Modell rechnen und sagen, es lohnt sich oder es lohnt sich nicht. Und da schlagen wir auch wieder irgendwo eine Brücke zum Bodenmonitoringgesetz, wo auch drin steht, dass man den Landwirten eben auch das Wissen und die Möglichkeiten oder den Landnutzern an die Hand geben soll, dass sie in der Lage sind, ihre Bodennutzung nachhaltiger zu gestalten. Und das Podium for Farmers ist zum Beispiel so ein Werkzeug, was man dafür verwenden kann. Tatsächlich sind wir jetzt gerade ein paar Tage vor der offiziellen Veröffentlichung von diesem Podium for Farmers. Also am 15. Dezember wird es frei verfügbar sein. Das kostet nichts, und jeder kann das ausprobieren. Und wir hoffen, durch viele Nutzer, dass wir auch weiterhin Feedback bekommen, um das noch zu optimieren. Ist das dann erstmal so deutschlandweit angelegt, oder kann man das auch auf Englisch stellen? Und das könnte jetzt die Landwirtschaft auf der ganzen Welt theoretisch revolutionieren. Im Moment ist es auf Deutschland reduziert. Da haben wir auch die guten Bodeninformationen. Also das fängt damit an, wenn es ein Landwirt nutzt, dass er auf seinen Acker klickt auf einer Karte und dann kriegt er von uns vorgeschlagen, was denn wohl die Bodeneigenschaften sind an diesem Punkt. Wenn er es besser weiß, kann er das noch ändern, natürlich. Aber diese Bodeninformationen liegen für Deutschland vor und können über die Software genutzt werden. Wir sind aber dabei, das aufzubohren, zumindest für Europa, weil wir haben mittlerweile verschiedene EU-Projekte. Die einen laufen schon, die anderen sind beantragt, wo genau solche Tools auch gefragt sind. Und von daher werden wir in absehbarer Zeit dieses Werkzeug auf die europäische Skala hieven. Schön! Ja, weil unser Boden einen unverzichtbaren Beitrag eben für Klimaschutz, Artenvielfalt und die Nahrungsmittelversorgung leistet. Sie haben es gesagt, hat er seit 2002 auch einen eigenen Aktionstag, und zwar den Weltbodentag, der jedes Jahr am 5. Dezember stattfindet. Also bald ist es wieder soweit. Initiiert wurde der Aktionstag von der internationalen bodenkundlichen Union, und 2013 hat die UN-Generalversammlung sich dann sozusagen angeschlossen und den 5. Dezember ganz offiziell zum Weltbodentag ernannt. Bringt denn so ein offizieller Tag dem Boden irgendwas? Den Boden zu lenken. Und in Deutschland ist das immer ein großes Fest in Berlin, wo der Boden des Jahres gekürt wird. Sowas haben wir tatsächlich auch fürs nächste Jahr. Der ist immer sehr geheim und wird dann an dem Tag des Bodens dann mit einem großen Fest verkündet. Und dann kommt er eben auch einmal ins Radio und in die Zeitung. Und da kann man dann gleichzeitig eben auch auf so neue Sachen wie das Bodenmonitoringgesetz und was es bedeutet, auch hinweisen. Von daher ist das eine gute Sache. Also wir hatten 2023 den Boden des Jahres, den Ackerboden. Den haben wir tatsächlich aus Bonares heraus betreut, die Patenschaft dafür übernommen und konnten in dem Zusammenhang dann auch wirklich auf alle diese Bodengesundheitsaspekte, die wir heute auch diskutiert haben, hinweisen. Und das ist dann immer schön, wenn das auch entsprechend gefeiert und gewürdigt wird und dann auch ein bisschen so der Allgemeinheit zugänglich gemacht wird. Weil es ist immer noch so: Böden sind überall, und Böden sind da, und wir stehen drauf und bauen drauf. Aber was die alles leisten, das wissen die wenigsten Menschen. Und die sind einfach schon lebenswichtig für uns. Und das kann man eigentlich gar nicht oft genug sagen. Also für Wasser und Klima sagt man es immer wieder, aber für Böden ist es eigentlich genauso. Die neue Bodenüberwachungsrichtlinie ist ein wichtiger erster Schritt, um den Zustand der Böden in der EU systematisch zu erfassen. Auf Basis der gesammelten Daten können dann Maßnahmen entwickelt werden, um die Böden zu schützen. Warum die Bodengesundheit so wichtig für uns alle ist und wie das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung ganz konkret dazu beiträgt, die Bodengesundheit zu verbessern, darüber habe ich mit Dr. Ute Wollschläger und Prof. Hansjörg Vogel vom Department Bodensystemforschung am UFZ gesprochen. Vielen Dank fürs Zuhören, und wenn ihr mögt, bis nächste Woche wieder. Mein Name ist Caroline Breitschädel, und ich verbleibe mit bodenständigen Grüßen. In Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum für Umweltforschung.