Das Forschungsquartett — dieses Mal in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)
Wie sind wir geworden, wer wir heute sind? Und warum ticken unsere geografischen Nachbarn so, wie sie ticken? Diese Fragen kann keine Naturwissenschaft beantworten. Es sind die Leitfragen der Geisteswissenschaften, also jener Forschungsdisziplinen, die sich mit der Entwicklung unseres Denkens und unserer Vorstellungen von der Welt beschäftigen. Um einen so vielschichtigen und komplexen Forschungsgegenstand zu durchdringen, reicht es nicht, bloß eine Perspektive einzunehmen. Es braucht das Zusammenwirken verschiedener Ansätze, die sich mit den unterschiedlichen Facetten kultureller und gesellschaftlicher Entwicklungen beschäftigen — nicht als isolierte Betrachtungsweisen, sondern ineinandergreifend.
Gäbe es uns nicht, würde die Gesellschaft sich eines schönen Tages selber nicht mehr verstehen. Maren Röger, Kuturwissenschaftlerin, Historikerin und GWZO-Direktorin
Foto: GWZO
Mit anderen Worten: Es braucht Geisteswissenschaften. Hier kommt das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) ins Spiel. Seit nunmehr 30 Jahren arbeiten dort Forschende daran, die Kulturen und Gesellschaften in Osteuropa zu verstehen und zu erklären. Und genauso vielfältig wie die kulturelle Landschaft Osteuropas ist auch der interdisziplinäre Ansatz des GWZO. Was können und sollen die Geisteswissenschaften leisten? Und wie wird man überhaupt Geisteswissenschaftlerin oder Geisteswissenschaftler? Um diese Fragen ging es bei der Podiumsdiskussion im GWZO anlässlich der Langen Nacht der Wissenschaften 2025.
Es hat mich geärgert, dass es in der Holocaust-Gedenkstätte, in der ich gearbeitet habe, wenig Informationen dazu gab, wie es mit den rumänischen Juden war. Dann wollte ich was zu den rumänischen Juden dort machen. Dorothee Riese, Literaturwissenschaftlerin am GWZO
Foto: GWZO
Auf dem Podium haben darüber drei Forscherinnen vom GWZO diskutiert: Prof. Maren Röger, Kulturwissenschaftlerin, Historikerin und Direktorin des GZWO, die Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Dorothee Riese und die Kunsthistorikerin Dr. Lenka Panušková. Die drei Frauen erzählen von ihrem Weg in die Geisteswissenschaften, sie berichten über ihre aktuellen Forschungsthemen und sprechen auch darüber, weshalb Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler selbstbewusster auftreten sollten, anstatt sich für ihre Arbeit zu rechtfertigen — Tipps für Studierende inklusive. In einer Zeit, in der es vor allem um Technologie und Wirtschaft geht, zeigen die Forscherinnen auf, weshalb ihre Forschung alles andere als angestaubt ist.
Ich finde es einfach total faszinierend, herauszufinden, in welcher Sprache ich mit jemandem am besten sprechen könnte. Das östliche Europa ist ja auch sprachlich sehr divers. Lenka Panušková, Kunsthistorikerin am GWZO
Foto: GWZO
Die Podiumsdiskussion mit dem Titel „Wie werde ich eigentlich Geisteswissenschaftlerin?“ anlässlich der Langen Nacht der Wissenschaften 2025 hat am 20. Juni beim GWZO in Leipzig stattgefunden. „Forschungsquartett“-Host Karolin Breitschädel hat die Veranstaltung moderiert.