Populismus: antidemokratisch oder sogar hyperdemokratisch?
Die einen sehen sie als Gefahr für die Demokratie, die anderen als die einzig wahre Vertretung der Demokratie: Populistinnen und Populisten treiben in vielen westlichen Ländern die etablierten Parteien vor sich her — und feiern damit Wahlerfolge. Ein Beispiel ist der alte und womöglich auch neue US-Präsident Donald Trump. Aber auch hierzulande können Populistinnen und Populisten auf viele Wählerstimmen hoffen, etwa die rechtspopulistische AfD bei den anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Ganze Wählergruppen scheinen ihr Vertrauen in die großen Parteien verloren zu haben und sich den neuen Volkstribunen zuzuwenden — während ehemalige Volksparteien wie SPD oder CDU in manchen Regionen kaum noch eine Rolle spielen.
„Wir hier unten gegen die da oben“
Doch ist die AfD bloß eine populistische Partei? Ist sie nicht vielmehr faschistisch? Und aus welchen Gründen wird sie von ihren Anhängerinnen und Anhängern gewählt? Das sind nur einige der Fragen, die die Politikwissenschaft umtreiben. Mit dem Siegeszug des Populismus ist auch eine neue Populismus-Forschung aufgekommen, die sich mit den Ursachen für den Erfolg von Parteien wie der AfD beschäftigt. Daneben geht es um die Frage, was eigentlich die Absichten der Populistinnen und Populisten sind, wenn sie an die Macht kommen.
Was Populisten wollen, das hat sich auch der Politikwissenschaftler Dr. Marcel Lewandowsky gefragt und darüber ein gleichnamiges Buch geschrieben. Zum einen interessiert ihn die theoretische Abgrenzung des Begriffs Populismus: Was sind die Merkmale populistischer Politik? Worin besteht der Unterschied etwa zum Faschismus? Zum anderen hat er sich die Wählerschaft von Parteien wie der AfD angeschaut und dabei teils überraschende Erkenntnisse gewonnen.
Was er über die Strategien und Ziele von Populisten herausgefunden hat, erzählt Dr. Marcel Lewandowsky im Interview mit detektor.fm-Redakteur Johannes Schmidt in dieser Folge vom „Forschungsquartett“. Lewandowsky lehrt unter anderem an der Uni Mainz Politikwissenschaft und beschäftigt sich in seiner Arbeit schwerpunktmäßig mit Parteien und Parteiensystemen, politischer Partizipation und dem Thema Populismus.