Gemeinsam durch dick und dünn
Jagen bei Nacht und spitze Zähnchen, mit denen sie das Blut anderer Lebewesen saugen – die Vampirfledermaus gilt nicht gerade als zutraulicher Zeitgenosse. Aber dieses Label täuscht. Denn Fledermäuse leben in hochkomplexen sozialen Netzwerken, die mit menschlichen Freundschaften vergleichbar sind. Unter anderem halten diese sozialen Beziehungen selbst extremen Belastungen stand.
Für ihre Studie hat eine Forschungsgruppe des Leibniz-Instituts für Evolutions- und Biodiversitätsforschung am Berliner Naturkundemuseum eine Gruppe gefangener Vampirfledermäuse in ihre Heimatkolonie ausgewildert. Dieser Umgebungswechsel hat die Beziehungen, die die Fledermäuse in Gefangenschaft entwickelt haben, nicht zerstört. Nur wenige der Tiere konnten sich nicht mehr in ihre Heimatkolonie integrieren.
Mit einem experimentellen Eingriff konnten wir zeigen, dass individuelle Beziehungen zwischen Vampirfledermäusen eine ganz zentrale Rolle in der Interaktion spielen. Die Tiere bevorzugen also tatsächlich ganz spezifische Individuen. Das war in der freien Natur, also außerhalb des Labors, bisher schwer zu beweisen. – Frieder Mayer, Forscher des Leibniz-Instituts für Evolutions- und Biodiversitätsforschung am Berliner Naturkundemuseum
High-Tech-Rucksäcke für Vampirfledermäuse
Die Basis der Studie bildet ein neu entwickelter Näherungssensor. Der Sensor wiegt ein Gramm und klebt auf dem Rücken der Fledermäuse, um über die Signalstärke zwischen den Sensoren den Kontakt zwischen den besenderten Tieren zu erfassen. So bilden die Daten die täglichen Veränderungen im sozialen Netzwerk der Fledermäuse ab.
Wieso aus der Entfernung von Vampirfledermäusen auf Freundschaften geschlossen werden kann und ob diese wirklich mit menschlichen Beziehungen vergleichbar sind, hat detektor.fm-Redakteurin Nadja Häse mit Frieder Mayer, einem der Leiter der Forschergruppe gesprochen.
Redaktion: Nadja Häse
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