Die Photosynthese ist die Grundlage unseres Lebens
Die Photosynthese bildet die Existenzgrundlage für fast jedes Ökosystem auf der Erde. Mit ihrer Hilfe produzieren Pflanzen und Bakterien an Land und in den Ozeanen Biomasse und Energie. Dabei wird in einer bestimmten Abfolge von Reaktionen frei verfügbares Kohlendioxid (CO2) durch die Energie des Sonnenlichts in verschiedene Stoffe umgewandelt.
Wir wollen von der Natur lernen, wie sie das machen kann. Das Problem an der Natur ist, dass die Pflanzen relativ langsam sind. Und dass sie natürlich ein komplexes Gemisch machen: Biomasse, also im Prinzip Zellulose. Und das ist natürlich nicht etwas, das wir im täglichen Gebrauch benutzen können. – Dr. Tobias Erb
Aus Licht und Luft Energie erzeugen – und Rohstoffe
Schon seit langem versuchen Forscher die Photosynthese bis ins Detail zu verstehen. Bereits viermal ist der Nobelpreis für Chemie an Forscher vergeben worden, die wichtige Schritte des Prozesses untersucht hatten. Denn eine künstliche Photosynthese könnte die Menschheit klimaneutral mit Energie versorgen. Und mit Rohstoffen. Immerhin nutzen Pflanzen den Prozess hauptsächlich, um Biomasse zu erzeugen.
Es wäre denkbar, Reaktionswege zu finden, die der Photosynthese ähneln, aber statt Zellulose andere Dinge produzieren. Etwa Energieträger wie Dieselkraftstoff. Oder Antibiotika.
Im Labor dreht sich der synthetische Kreislauf bereits
Am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg ist es Wissenschaftlern um Dr. Tobias Erb nun gelungen, einen künstlichen Stoffwechselkreislauf herzustellen. Dieser Kreislauf ähnelt der Photosynthese: Ein Set aus 17 verschiedenen Enzymen steuert eine Kettenreaktion, die CO2 aus der Luft fixiert und nach mehreren Zwischenschritten in Glyoxalsäure umwandelt. Die einzelnen Bauteile stammen aus Bakterien und Pflanzen, aber auch ein Enzym aus der menschlichen Leber arbeitet im Set. Die Glyoxalsäure kann wiederum verwendet werden, um andere Stoffe herzustellen.
Das Ziel ist der synthetische Organismus
Der Prozess der Marburger Forscher läuft unter Zuführung von chemischer Energie bereits im Reagenzglas ab. Aber die Wissenschaftler haben sich noch ein ambitionierteres Ziel gesteckt: Eines Tages soll der Kreislauf in lebenden Organismen arbeiten. Das könnten genetisch veränderte Algen oder Bakterien sein, die in Tanks aus CO2 bestimmte Rohstoffe produzieren.
Aber es könnten auch synthetisch erzeugte Organismen sein. Denn das MPI für terrestrische Mikrobiologie ist Teil des MaxSynBio-Netzwerks der Max-Planck-Gesellschaft. Unter diesem Kürzel arbeiten neun Max-Planck-Institute zusammen mit der Universität Erlangen-Nürnberg an einem künstlichen Organismus. Dieser könnte dann mit Stoffwechselwegen wie dem aus Marburg ausgestattet werden.
Redaktion: Mike Sattler