Das Forschungsquartett — dieses Mal in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)
Drei Jahre Krieg
Seit dem 24. Februar 2022 prägt der Angriffskrieg in der Ukraine das Land. Mehr als 10 000 Zivilpersonen sind seitdem gestorben und das Leben der Überlenden hat sich grundlegend verändert. Bisher gibt es keine realistische friedliche Lösung für den Konflikt, um noch mehr Leid zu verhindern.
Ruinen prägen das Stadtbild vieler ukrainischer Städte, weil zahlreiche Gebäude durch russische Raketen zerstört wurden. Schätzungen zu Folge sind es bereits mehr als 250 000. Die meisten dieser Gebäude sind normale Wohnhäuser, aber unter ihnen befinden sich auch viele Gebäude von kulturellem und architektonischem Wert.
Among those numbers there are some unique buildings that have historical or architectural value and their loss is loss for the world heritage.
Dr. Semen Shyrochyn, Kulturwissenschaftler und Historiker

Verlust und Aufbau
Gebäude, die Ende des 20. Jahrhunderts gebaut wurden, haben oft noch keinen offiziellen Denkmalschutz-Status, obwohl sie architektonisch wertvoll sind. Deswegen werden sie wahrscheinlich nicht wieder so aufgebaut werden, wie sie einmal waren. Stattdessen reißen große Bauunternehmen die Ruinen ab und bauen, gerade in den Stadtzentren, neue Gebäude. Der architektonische Wert und die damit zusammenhängende kulturelle Identität der Ukraine geht dadurch verloren.
Es gibt allerdings auch positive Beispiele, die zeigen, dass auch schon während des Krieges, zerstörte Gebäude in ihren Originalzustand zurückversetzt werden können. Dazu braucht es aber meistens Denkmalschutz und ein öffentliches Interesse.
Die digitale Ausstellung „Destroyed Ukrainian Heritage“ des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) zeigt 40 zerstörte Gebäude mit besonderem kulturellem Wert. Sie soll, neben den unfassbaren menschlichen Verlusten, die Dimension des Angriffskriegs zeigen.
Es wird deutlich, dass die Absicht dahinter steht, das Land nicht nur wirtschaftlich zu ruinieren und die Menschen zu terrorisieren, sondern auch die Kultur zu vernichten, weil die russische Regierung nicht einsieht, dass es eine eigene ukrainische Kultur gibt.
Dr. Susanne Jaeger, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa

In dieser Folge vom Forschungsquartett spricht Host Karolin Breitschädel mit detektor.fm-Redakteurin Marie Jainta über die Ausstellung. Sie hat mit dem ukrainischen Kulturwissenschaftler und Historiker Dr. Semen Shyrochyn gesprochen, der die Ausstellung kuratiert hat. Und ihr hört ihr Interview mit Dr. Susanne Jaeger vom Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO).