Hoch im Norden, zum Beispiel in Sibirien oder Alaska, ist der Boden dauerhaft gefroren. Die Geowissenschaft nennt diesen Boden, dessen Temperatur für mindestens zwei Jahre unter null Grad liegt, Permafrost. Viele Permafrostböden sind viel älter als zwei Jahre: So haben Forscherinnen und Forscher beispielsweise in Sibirien einen Welpen gefunden, dessen Körper rund 18 000 Jahre eingefroren war.
Aber nicht nur Wolfswelpen und andere große Tiere sind im Permafrost konserviert. Das ewige Eis enthält auch jahrtausendealte Viren und Bakterien, die es heute außerhalb des Eises gar nicht mehr gibt. Nun tauen die Permafrostböden durch den Klimawandel auf – und mit ihnen die Viren.
„Zombieviren“ gefährlich für den Menschen?
Ein Team um den Forscher Jean-Marie Alempic von der Universität Marseille hat sich den gefrorenen Boden im Labor genauer angeschaut und konnte sogenannte „Zombieviren“ reaktivieren. Dass die Viren nach ihrem „Winterschlaf“ wieder lebensfähig sind, ist gar nicht so ungewöhnlich, schließlich ist das Einfrieren von Viren zu Forschungszwecken eine gängige Methode. Schon 2014 und 2015 hatte das französische Team zwei Viren im Permafrost entdeckt. Jetzt sind noch 13 weitere hinzugekommen.
Ob die Viren für den Menschen gefährlich werden könnten, bleibt offen. Zunächst gilt es zu klären, wie angepasst die Viren an die Welt außerhalb des Eises sind. Fest steht aber, dass Menschen durch die zunehmende Besiedlung von Gebieten in Zukunft einfacher in Kontakt mit den „Zombieviren“ kommen könnten.
Ob der Klimawandel zu einer größeren Gefahr durch Ur-Viren führen könnte, und was der Permafrost sonst noch für Geheimnisse hütet, weiß Guido Grosse, Permafrost-Forscher am Alfred-Wegener-Institut. Er hat zusammen mit den Forschenden aus Marseille die Bodenproben in Sibirien entnommen.