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Foschungsquartett | Agnotologie

Die Tricks der Fake-Wissenschaft

Agnotologie beschäftigt sich mit der gezielten Verbreitung von Unwissen. Mit Pseudostudien und absichtlich falsch konzipierten Experimenten sollen Zweifel am wissenschaftlichen Konsens gestreut werden. Der Philosoph Martin Carrier gewährt einen Einblick in die Trickkiste der Fake-Wissenschaft.

Die Verwendung des Begriffs Agnotologie ist etwas ungenau: Er bezeichnet sowohl die Produktion von Unwissen, als auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen Tricks. In einer früheren Version des Artikels haben wir den Begriff selber nicht ganz richtig benutzt. In dieser Version haben wir die Verwendung präzisiert (Anm. d. Red. 21.07.2021).

Wissenschaft soll Klarheit schaffen: Mit verbindlichen Methoden prüfen Forscher Informationen, stützen bestehende Theorien oder widerlegen diese. Doch auch mit ungeprüftem Wissen lassen sich Schlagzeilen machen – wie der Fall des Hamburger Physikers Roland Wiesendanger gezeigt hat. Der behauptete, in einer Studie herausgefunden zu haben, dass der Corona-Virus durch einen Laborunfall in Wuhan entstanden sei. Diese Studie ist allerdings ohne Begutachtung durch andere Forschende veröffentlicht worden, basiert auf fragwürdigen Quellen, wie rechten Zeitungen, und genügt kaum den Anforderungen wissenschaftlichen Arbeitens. Selbst Wiesendangers Universität in Hamburg distanziert sich inzwischen und spricht nicht mehr von einer „Studie“.

Fake-Wissenschaft hat Tradition

Fachleute nennen die absichtsvolle Verbreitung von Unwissen Agnotologie. Der Begriff ist in den 1990er-Jahren von dem US-Wissenschaftshistoriker Robert Proctor geprägt worden. Dieser hat sich mit den Auftragsforschungen der Tabak-Industrie beschäftigt. Doch Fake-Wissenschaft wird auch gegen die Erforschung des Klimawandels betrieben oder in der Medizin.

Es geht bei agnotologischen Strategien nicht darum, eine Gegenthese aufzustellen. Es geht darum, Zweifel zu streuen.

Martin Carrier, Philosoph

Martin Carrier, PhilosophFoto: Universität Bielefeld

Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Pseudo-Verlagen, die gegen Geld ungeprüfte Aufsätze als wissenschaftliche Studien veröffentlichen. Die Universitäten haben das Problem inzwischen erkannt und versuchen, dagegen vorzugehen. Ein einfaches Rezept gegen Pseudo-Studien, Fake-Wissenschaft und die sogenannten „Raubverlage“ gibt es allerdings noch nicht.

Oft nur für Fachleute durchschaubar

Doch je besser die agnotologischen Strategen, also die Verbreiter des Unwissens, ihr Handwerk beherrschen, desto schwieriger wird es für die kritische Öffentlichkeit. Oft können nur noch Fachleute die Tricks der Fake-Wissenschaft erkennen. Philosophieprofessor Martin Carrier forscht an der Universität Bielefeld über Erkenntnistheorie und ihre böse Zwillingsschwester, die Agnotologie. detektor.fm-Redakteur Dominik Lenze hat er die faulen Tricks der Fake-Wissenschaft verraten.

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