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Bild: Lenscap Photography | Shutterstock

Geschichten aus der Mathematik | Alan Turing

Die Bombe für den Frieden

Dem britischen Mathematiker Alan Turing gelingt 1940 ein großer Coup: Endlich funktioniert die von ihm konzipierte „Bombe“, die den Nazis das Handwerk legen soll — und wird. Allerdings nicht durch ihre Sprengkraft im wörtlichen Sinne.

Der ruhmlose Kriegsheld: Alan Turing

Alan Turing wird heute als Mathematiker, Informatiker und Kryptoanalytiker gefeiert. Sein Leben wurde mehrfach verfilmt — am bekanntesten dürfte „The Imitation Game“ aus dem Jahr 2014 mit Benedict Cumberbatch in der Rolle des Alan Turing sein. Dort wird Turing als brillanter, aber sozial unbeholfener Mathematiker inszeniert, dessen Verhalten oft arrogant erscheint. Während Turing in Wahrheit durchaus als exzentrisch galt, war er jedoch nicht so isoliert, wie es der Film darstellt, sondern auch zur Arbeit im Team imstande. Was der Film allerdings korrekt darstellt: Turing war ein unglaublich begabter Mathematiker, dessen Erfindung einer elektromechanischen Dechiffriermaschine den Alliierten half, den Zweiten Weltkrieg schneller zu gewinnen.

Die Kommunikation innerhalb der Wehrmacht läuft damals über Funksprüche, die mit der Chiffriermaschine Enigma verschlüsselt werden. Die Nationalsozialisten begehen bei der Benutzung der Enigma aber viele Fehler. Diese Fehler haben bei der Entschlüsselung geholfen.

Demian Nahuel Goos, Mathematiker

Demian Nahuel Goos, MathematikerFoto: Chris Coe

In Bletchley Park, einer geheimen militärischen Dienststelle der Briten, ist Turing maßgeblich daran beteiligt, die berühmte Verschlüsselungsmaschine Enigma zu knacken. Den Durchbruch bringt die von Turing konzipierte Dechiffriermaschine, die „Turing-Bombe“ genannt wird. Diese bringt den Alliierten einen entscheidenden Vorteil: Sie können die Funksprüche der Wehrmacht nicht nur abhören, sondern nach der Entschlüsselung auch verstehen — und den Nationalsozialisten zuvorkommen. Indirekt retten Turing und sein Team unzähligen Menschen das Leben. Doch geehrt wird Turing dafür zu Lebzeiten nie.

Die verborgene Ordnung hinter Mustern

Turings Mathematik hingegen bekommt schon viel Aufmerksamkeit, als er noch am Leben ist. In einer Arbeit von 1936 formuliert Turing die Ergebnisse von Kurt Gödels Unvollständigkeitssatz neu und erfindet darauf basierend die sogenannte Turingmaschine. Diese Maschine bildet die konzeptionelle Grundlage für moderne Computer. Und auch nach Kriegsende veröffentlicht Turing Arbeiten, die Jahrzehnte später noch die wissenschaftliche Community erstaunen.

Turing will die Welt um sich herum verstehen. Unter anderem erklärt er mit mathematischer Biologie, wie Tiger zu ihren Streifen kommen.

Manon Bischoff, Mathe-Redakteurin bei Spektrum der Wissenschaft

Manon Bischoff, Mathe-Redakteurin bei Spektrum der WissenschaftFoto: privat

Muster sind sozusagen Turings Steckenpferd. Er interessiert sich für Muster in Zahlen- und Buchstabencodes ebenso wie für solche auf Tierfellen. Doch was Turing und seine Kolleginnen und Kollegen in Bletchley Park für den Frieden geleistet haben, das erfährt lange Zeit niemand. Denn auch nach Kriegsende unterliegt alles, was in Bletchley Park passiert ist, strengster Geheimhaltung.

Wann bekam Turing endlich die Ehrung, die ihm gebührt? Warum starb Turing so jung, nachdem er den Krieg überlebt hatte? Und wie funktionierte diese geheimnisvolle Enigma, deren Entschlüsselung Jahre dauerte? Darüber sprechen detektor.fm-Moderatorin Karolin Breitschädel, Spektrum der Wissenschaft-Redakteurin Manon Bischoff und Mathematiker Demian Nahuel Goos in dieser Folge von „Geschichten aus der Mathematik“.

„Geschichten aus der Mathematik“ ist ein detektor.fm-Podcast in Kooperation mit Spektrum der Wissenschaft. Die Idee für diesen Podcast hat Demian Nahuel Goos am MIP.labor entwickelt, der Ideenwerkstatt für Wissenschaftsjournalismus zu Mathematik, Informatik und Physik an der Freien Universität Berlin, ermöglicht durch die Klaus Tschira Stiftung.

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