Pierre de Fermat: Jurist mit Liebe zur Mathematik
Pierre de Fermat kommt wahrscheinlich im Jahr 1607 in Südfrankreich zur Welt. Er genießt eine gute Schulbildung und beginnt bereits mit knapp 16 Jahren an der Universität Orléans Zivilrecht zu studieren. Zwar interessiert er sich schon immer für Mathematik, löst gerne Mathe-Rätsel, liest hin und wieder Fachliteratur — doch bis es ernst wird zwischen ihm und der Mathematik, werden noch ein paar Jahre vergehen. Mit 21 Jahren veröffentlicht er erste mathematische Arbeiten, doch die meisten seiner Entdeckungen behält er einfach für sich.
Als Jurist ist Fermat nach seinem Studium zunächst in Bordeaux, dann in Toulouse tätig. Doch 1637 erfolgt wohl so etwas wie sein mathematisches Erweckungserlebnis: Er liest „La Geométrie“ von René Descartes. Descartes ist Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler und beschäftigt sich in seinem Werk erstmals mit der Idee, die Algebra und die Geometrie miteinander zu verbinden. Fermat ist fasziniert davon. Und eine Stelle erregt besonders seine Aufmerksamkeit. Es geht darum, Tangenten zu bestimmen; also Geraden, die eine Kurve an genau einem Punkt berühren.
Descartes präsentiert eine Methode, die Tangenten finden kann. Fermat liest das und erinnert sich, dass er vor einigen Jahren selbst eine solche Methode entwickelt hat. Nur für sich, ohne sie zu veröffentlichen. Aber jetzt kramt er seine alten Notizen heraus.
Demian Nahuel Goos, Mathematiker

Keine Angst vor Konfrontation
Fermat kontaktiert Descartes mit den besten Absichten, doch es entbrennt ein Konflikt zwischen den beiden. Descartes fühlt sich gedemütigt von der Kritik — aber auch herausgefordert. Und es wird nicht das einzige Mal bleiben, dass Fermat einen Kollegen unbeabsichtigt herausfordert. Seines nächste große Herausforderung wird die Mathe-Welt allerdings weitaus länger umtreiben, als der Streit zwischen Descartes und Fermat andauert. Im Jahr 1641 verfasst Fermat nämlich eine Randnotiz in einem mathematischen Werk der Antike, die Berühmtheit erlangt.
Pierre de Fermat trollt die Fachwelt — und hinterlässt der mathematischen Community eines der hartnäckigsten Mathe-Probleme. Es dauert mehr als 350 Jahre, bis das Rätsel gelöst wird.
Manon Bischoff, Mathe-Redakteurin bei Spektrum der Wissenschaft

Als der Große Satz von Fermat oder Fermats letzter Satz wird die Randnotiz in die Geschichte eingehen. Erst 1994 kann der britische Mathematiker Andrew Wiles Fermats Vermutung tatsächlich beweisen.
Warum dauert es mehr als 350 Jahre, bis die berüchtigte Vermutung in der Randmotiz bewiesen wird? Was haben die Simpsons mit der Formel zu tun? Und wie sehr eskaliert der Konflikt zwischen René Descartes und Pierre de Fermat? Darüber sprechen detektor.fm-Moderatorin Karolin Breitschädel, Spektrum der Wissenschaft-Redakteurin Manon Bischoff und Mathematiker Demian Nahuel Goos in dieser Folge von „Geschichten aus der Mathematik“.
„Geschichten aus der Mathematik“ ist ein detektor.fm-Podcast in Kooperation mit Spektrum der Wissenschaft. Die Idee für diesen Podcast hat Demian Nahuel Goos am MIP.labor entwickelt, der Ideenwerkstatt für Wissenschaftsjournalismus zu Mathematik, Informatik und Physik an der Freien Universität Berlin, ermöglicht durch die Klaus Tschira Stiftung.