Wir müssen das Moor wieder hypen. So lautete die Überschrift zu einer Folge, die wir vor mehr als fünf Jahren hier im Klimapodcast von detektor.fm gemacht haben. In diesem Monat wollen wir bei Mission Energiewende ein bisschen zurückgucken und gleichzeitig voraus. In speziellen Recap-Folgen nehmen wir uns Themen vor, die wir schon vor Jahren auf dem Zettel hatten und schauen uns an, was daraus geworden ist. Und den Auftakt in der Reihe machen die Moore. Moorschutz ist Klimaschutz. So habe ich das schon vor Jahren gelesen, als ich noch in einem ganz anderen Kontext unterwegs war. Aber wissen das heute auch schon alle? Und ist das tatsächlich noch so? Wo stehen wir 2025, wenn es um Moore geht? Das ist das Thema dieser Folge. Ich bin Ina Lebedjev. Hi, Mission Energiewende, der detektor.fm-Podcast zum Klimawandel und neuen Energielösungen in Kooperation mit Lichtblick, Deutschlands größtem reinen Ökostromanbieter mit Solarlösungen, intelligenter E-Mobilität und 100 Prozent Ökostrom. Wir schützen Feuchtgebiete, schreiben an Christine und Alexander Cornelsen auf ihrer Website Mission to Marsch. Die Wissenschaftlerin und der Marketingfachmann haben sich erst ineinander verliebt und dann eine gemeinsame Lebensaufgabe gefunden. Mit ihrer gemeinnützigen Organisation setzen sie sich dafür ein, dass Moore in Zukunft wieder für eine Weltklima… Weltklima… Weltklima… Weltklima… Weltklima… Weltklima… Weltklima… Weltklima… Weltklima… Gibt es einen Unterschied zwischen Moore und Feuchtgebieten, oder ist das dasselbe? Oder was versteht ihr darunter? Total. Also im Englischen heißt es auch Wetlands, also im Prinzip verschiedene Feuchtgebiete wie Sümpfe. Auch Mangroven gehören dazu, die wir in Europa nicht haben. Wir haben aber einen gewissen Fokus auf Moore, weil Anni eine Moore-Wissenschaftlerin ist. Und das ist auch sehr wichtig. Als wir die Mission to Mars gegründet haben, sind wir auf diesen Namen gestoßen, Mission to Mars, und ich meinte, das klingt doch richtig cool. Das klingt wie eine Mission, das klingt wie Abenteuer, das klingt so ein bisschen gegen Elon Musk. Und sie als Wissenschaftlerin meinte dann, ja, aber Mars ist doch kein Moor, das können wir nicht machen. Und genau da wird unser Team so stark, weil sie Wissenschaftlerin ist und ich Marketingmensch bin. Und immer dann, wenn wir uns einig sind, dann wird es gut. Und ja, es gibt sehr viele verschiedene Feuchtgebiete, aber gerade die Moore speichern besonders viel Kohlenstoff und sind auch gleichzeitig besonders gefährdet, bei uns in Deutschland vor allem. Wir haben ja … ich habe es ja vorhin schon angesprochen, wir schauen in dieser Folge mit dir zurück und gleichzeitig voraus. Im Januar 2020 hat Christian Eichler diesen Podcast präsentiert und er hat damals mit einer echten Koryphäe über Moore gesprochen, mit einem Wissenschaftler, den wir beide wiederum ziemlich bewundern, wie wir im Vorgespräch festgestellt haben, zusammen nämlich Hans Joosten. Der ist heute emeritierter Professor für Moorkunde und Paleoökologie der Universität Greifswald und vor ein paar Jahren klang das Gespräch so: Wie sieht denn die Situation gerade in Deutschland zum Beispiel aus? Geht das da in die richtige Richtung? Werden Moore wieder vermehrt renaturiert oder ist da noch viel zu tun? Da gibt es sehr viel zu tun. Wir müssen Riesenflächen wiedervernässen. Letztendlich müssen wir es schaffen, im Rahmen von dem Paris-Abkommen alle entwässerten Mooreflächen in Deutschland zu wiedervernässen. Sonst schaffen wir es nicht mit dem Paris-Abkommen. Das bedeutet, dass wir bis 2050 1,8 Millionen Hektar Moore wiedervernässen müssen. Das sind sehr große Flächen, die wir angehen müssen, die wir jährlich wiedervernässen müssen. Wir vernässen wohl Moore bis jetzt etwa 2.000 Hektar pro Jahr, so im Schnitt über die letzten 10 bis 20 Jahre. Aber um das Paris-Abkommen zu halten, müssen wir das ver 25-fachen. Das bedeutet, dass vollständig andere Verfahren organisiert werden müssen. Das muss großflächig organisiert werden. Da müssen alternative Landnutzungsprozeduren entwickelt werden. Da müssen Lösungen gefunden werden für Bauern, die jetzt auf entwässerten Moorböden Landwirtschaft betreiben, wie die unter nassen Bedingungen wirtschaften können usw. Das ist eine Riesenherausforderung. Alex, wie schätzt du das ein? Fast 5, 6 Jahre später hat Deutschland da Bambule gemacht oder sitzen wir sozusagen immer noch auf dem gleichen Berg Arbeit? Die Wahrheit ist, es ist nicht sehr viel passiert. Also gerade wenn man sich die Flächen anguckt, die pro Jahr renaturiert werden, so nennt man es im Moorbereich, ist es nicht exponentiell gestiegen. Auch was die Wahrnehmung ist bei den Menschen, dass jetzt alle Menschen wissen, wie schützenswert und schön Moore sind, hat sich auch nicht groß verändert. Ich habe davon vor 4 Jahren zum ersten Mal gehört, eben durch Ann Christine bei unserem allerersten Date. Und meinte, hä, Moore, wenn die so wichtig sind, warum reden dann nicht alle darüber? Warum machen viele Organisationen Aufforstung und solche Sachen, wenn Moore doch viel schneller und schöner zu renaturieren sind? Und diese Herausforderung stehen mir immer noch vor. Nach wie vor, das ist ein komisches negatives Image. Also nach wie vor kommen Wörter wie Moorleichen, Moskitos und Gestank in den Mund. Und das heißt, unsere Mission hat noch Bestand und noch viel zu tun. Gleichzeitig gibt es extrem viel Forschung auf dem Gebiet. Das ist voll schön zu sehen. Also es gibt extrem viele Forschungsprojekte, die angucken, wie kann man Moore renaturieren und gleichzeitig auch, wie kann man die wiedervernässen und ökologisch nutzen? Wie kann man damit Geld verdienen, obwohl die wiedervernässt werden müssen? Das nennt sich Politikwirtschaft und das hat er auch ein bisschen angesprochen schon. Aber da ist in den Jahren viel passiert. Es gibt erste Startups, die in das Thema reingehen. Das finde ich persönlich sehr schön, weil die Politik kann einiges tun. Aber gerade Menschen, die das Henne-Ei-Problem lösen müssen zwischen Moorschutz und wie verdienen wir damit Geld, das können meistens nur innovative kleinere Unternehmen machen. Und was auch gerade wirklich im Rollen kommt, ist diese Aktion Klimaschutz. Das NKA-NK-Programm hat wohl auch wieder ein Update erhalten, nicht ganz zugunsten der Moore, ehrlich gesagt. Nichtsdestotrotz sind das viele Milliarden Euro, die eigentlich dem Moorschutz zugesagt wurden aus der Politik heraus. Nur kommt fast niemand an die Gelder heran. Ich habe vorhin mit einer Kollegin gesprochen, die sagte, ist es der Konflikt mit der Landwirtschaft? Oder woran liegt es, dass diese Förderungen nicht abgerufen werden oder dass man nicht rankommt? Ich glaube, ein Größteil ist Bürokratie. Natürlich hat die Landwirtschaft einen gewissen Respekt vor dieser Transformation. Viele machen wirklich diesen Vergleich mit dem Kohleausstieg. So schwierig ist es, die Moore zu vernässen in Deutschland. Und während meiner Meinung nach der Kohleausstieg sehr omnipräsent war in den Medien, lange, lange, lange und immer noch ist, ist Moorschutz immer noch so ein… manchmal hört man davon hier oder da. Trotzdem ist die Herausforderung genauso groß. Da müssen wir entsprechend reingehen und aktiv werden. Und ich glaube, das geht halt eben nur, wenn die Menschen eine Liebe für das Moor entwickeln. Und die Landwirtschaft hat halt Respekt davor. Viele Landwirte, männlich, weiblich, divers, die haben halt in ihren Vorgängergenerationen die Herausforderung geschafft, Sümpfe, also Moore, trocken zu legen, die wirtschaftlich für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Und denen jetzt zu sagen, wir müssen die wieder vernässen, ist für die natürlich ein Tritt gegen das Schienbein. Gleichzeitig haben sie halt Angst, wie das funktionieren soll, wie sie damit Geld verdienen sollen. Und die haben eben nicht die Innovationskapazität, mal eben eine ganz neue Wirtschaftsmethode für die Flächen zu verwenden oder zu entwickeln. Und da wünschen sie sich viel mehr Unterstützung, um in die Hand genommen zu werden. Und wie machen die Erfahrungen, wenn man mit der Landwirtschaft spricht und die mal fragt, okay, was für Herausforderungen habt ihr denn gerade? Dann sagen viele: das Wasser. Also die haben ein Problem damit, dass die entweder zu viel Wasser haben, also Fluten, oder zu wenig haben, weil es lange Dürren gibt. Und wenn wir denen deutlich machen, dass intakte Moore und wiedervernässte Moore denen dabei helfen können, die landwirtschaftliche Fläche weiter zu nutzen, dann werden die hellhörig. Und statt ihnen zu sagen, was sie zu tun haben, lieber einmal abzufragen, wie wir ihnen helfen könnten mit dieser Natur und dann gemeinsam Lösungen zu finden. Jetzt ist das ja für den Otto Normalverbraucher nicht so ganz irgendwie klar, würde ich denken. Kannst du noch mal sagen, was ist denn eigentlich das Schwierige am Renaturieren oder wie funktioniert das überhaupt? Was macht man dafür? Um es ganz einfach auszudrücken: Um ein Moor zu renaturieren, muss man dorthin gehen, wo ein Moor ist oder gewesen ist. Das ist schwer zu erkennen, weil ein Moor, das ist der Boden, der Untergrund, das ist eine Biomasse. Man kann nicht einfach mal von oben betrachten, ist das ein Moor oder nicht. Aber wenn man von Landkarten weiß, da ist ein Moor unten drunter, dann muss man dafür sorgen, dass das Wasser zurückkommt. Und das Wasser wird die ganze Zeit abgetragen. Ich sage immer so: Ich komme aus Niedersachsen und ich hatte als Kind immer diese Entwässerungsgräben, diese Gräben am Acker. Die sind nicht zum Bewässern da, die sind zum Entwässern da. Das heißt, die müssen erstmal zugemacht werden, dass das Wasser nicht rausgezogen wird. Und im besten Fall irgendwie muss das Wasser gehalten werden, sodass diese Pflanzen, die das Wasser brauchen und lieben, zurückkommen können. Oft ist es so, dass die so lange trocken gelegt wurden, dass das auch manchmal invasive Pflanzen sind, also kleinere Bäume und Sträuche, die das Moor noch weiter austrocknen. Die muss man entfernen, damit man es renaturieren kann. Und wenn die ganz lange trocken gelegt sind, dann sind da gar keine typischen Moortypischen Pflanzen mehr. Dann muss man die zurückbringen. Das Torfmoos zum Beispiel, eine Pflanze, die super Kräfte hat, weil die extrem viel Wasser speichern kann, ist fast vom Aussterben bedroht, weil es entsprechend diese Moore zerstört wurden. Aber wenn man diese drei Dinge tut, kann ein Moor sich relativ schnell regenerieren. Vor allem viel schneller als ein Wald aufgeforstet werden kann. Und da geht es genau darum, diese Flächen zu finden, wo man aktiv werden kann, wo sich die Behörden was dazu sagen möchten. Aber wo man der Natur helfen kann, sich selber zu regenerieren. Denn ein trocken gelegtes Moor wird sich niemals von selbst regenerieren. Wir müssen eine Anschubhilfe geben: Wasser zurück, invasive Sträucher raus, kleine Bäume manchmal und Pflanzen zurückbringen, die ins Moor gehören. Das heißt, ein intaktes Moor ist ein Klimaschützer, ein trocken gelegtes Moor ist eine Belastung fürs Klima, richtig? Genau. Bei diesem Thema gibt es keinen Graubereich. Es ist entweder eine Katastrophe, weil alles an CO2, was im Moor gespeichert wird, in die Luft geht, weil es trocken gelegt ist, oder genau das Gegenteil. Es kann wieder wachsen, es kann wieder gigantische Mengen aufnehmen, zusätzlich zu dem, was im Boden bleibt. Und deswegen gibt es meiner Meinung nach auch keine Diskussion. Wir müssen die Moore wieder vernässen, weil wir brauchen diese großen Klimaretter. Denn anders werden wir niemals die Klimaziele des Pariser Abkommens erreichen können. Ihr wollt 100 Ökostrom? Dann wechselt jetzt zu Lichtblick, Deutschlands größtem reinen Ökostromanbieter. Hier bekommt ihr Ökostrom aus Sonne und Wind, intelligente E-Mobilität und Solaranlagen für günstigen Strom vom eigenen Dach. Ihr schreibt auf eurer Website über den Status Quo: Moore sind weltweit in Gefahr. Sie werden für Land und Forstwirtschaft oder andere wirtschaftliche Zwecke zerstört. Jetzt habt ihr beide oder ihr und euer Team euch auf die Fahnen geschrieben: Nichts Geringeres als die Rettung der Moore. Wie stellt ihr das an? Es ist eine Mission. Eine Mission braucht eine starke Aussage. Wir machen das zusammen. Wir sagen gerne auch eine Bewegung, dass man was gemeinsam erreichen möchte. Wir haben drei Säulen. Das allererste ist Kommunikation. Wir möchten über das Thema Moore reden und positiv reden. Warum sind Moore schön und schützenswert? Das erste, was wir gemacht haben, ist ein Kinofilm. Als ich Anni kennengelernt habe, die Wissenschaftlerin, habe ich gefragt, gibt es eigentlich einen Film zum Thema? Weil die meisten Menschen fangen ja damit an, sich zu informieren über Themen. Und sie meinte, ne, nicht wirklich. Also haben wir gesagt, na gut, dann machen wir es halt selber. Und so ist der Mission to Mars Kinofilm entstanden, mit dem wir jetzt gerade noch auf Kino-Tour sind. Aber inzwischen gibt es ihn auch auf Kino und im Marn zu sehen. Und wir mögen den Film, weil er natürlich wissenschaftlich ist und zeigt, was Experten dazu sagen. Aber das ist eine sehr persönliche Reise, wie wir zum Thema Moore gekommen sind, wie wir auch als Paar uns kennengelernt haben, weil wir alles für diese Mission aufgegeben haben: Haus, Karriere und Sicherheit. Und mit diesem Film sind wir auf Tour und wir reden darüber. Wir machen den Morathon, also auch eine Kommunikationsthematik, wo Menschen ihre Bewegung bespenden können, darüber sprechen können, Vorträge also jede Bühne, die wir bekommen können, auch Podcasts. Und dann ist die zweite Säule, Renaturierungsprojekte zu finanzieren. Und das ist total spannend, weil wir bekommen schon mit, dass viele Menschen und auch Organisationen, das Unternehmen, sagen, wir möchten was tun. Manche haben vielleicht schon mal Vorausforderungen gemacht und suchen nach dem nächsten coolen Thema und haben irgendwo von Moorschutz gelesen und kommen auf uns zu. Wir können sagen, ja, mit uns gemeinsam können wir Moorprojekte finanzieren, denn die brauchen dringend Kapital. Und nicht nur finanziell, sondern man kann auch den Moorschutz buchstäblich in die Hand nehmen. Man kann mit uns ins Moor gehen und mit Kettensäge und Bagger und Schaufel Moore renaturieren. Also sehen, was man am Ende des Tages geschafft hat. Und die dritte Säule ist für uns gerade sehr wichtig und das ist Forschung. Also nochmal gucken, wie kann man Moore effizienter globaler renaturieren. Und das geht auch mit Technologie, mit Drohnen, mit KI, mit Big Data. Also wirklich mit Themen, wo man das beschleunigen kann. Denn die Branche ist so ein bisschen altbacken. Während es im Forstbereich super coole Innovationen schon gibt, im Bereich Moorschutz ist auch viel Potenzial. Und genau da versuchen wir zum Beispiel mit eigenen Sensoren hineinzugehen und zu sagen, wie können wir eigentlich noch besser und noch schneller die Moore schützen oder wiederherstellen. Du hast es gerade beschrieben, ihr habt euch erst kennengelernt und verliebt und dann seid ihr so beide so LebenskomplizInnen geworden und habt diese Lebensaufgabe für euch zusammen entworfen. Was hat dich denn daran, also ich meine, ich habe es in den Videos die ihr auf eurer Website habt gesehen. Klar, deine Frau hat sich das zum Thema gemacht und du bist sozusagen dazugekommen. Was hat dich daran, wo war der Funke für dich? Ja, also der Funke ist… die Wahrheit ist, ich bin durch die Liebe zu Anni zur Liebe zum Moor gekommen. Als wir uns kennengelernt haben, war ich gerade dabei, mir die Frage zu stellen, welchen Beitrag hatte ich zum Schutz des Planeten? Ich habe unglaublich viele Bücher gelesen und TED Talks geguckt und war auf Konferenzen, aber habe mein Thema noch nicht gefunden. Und das Thema Moore kam da auch schon kaum vor. Deswegen war ich so komplett perplex, als ich sie kennengelernt habe und sie meinte, sie wäre Moorwissenschaftlerin. Und ich so, Moore? Ist das eine Wissenschaft? Und habe dann erst mal viele Fragen gestellt. Und weil da gerade Pandemie war und man war eh viel spazieren, hatten wir die ersten Dates wirklich in Mooren und Moorgebieten, weil ich verstehen wollte, warum sie so eine Faszination dafür hatte. Sie hat das studiert, sie hat sich in Moore verliebt. Und es war trotzdem schwer, denn in Deutschland sind die meisten Moore kaputt. Und wenn man da langläuft und sagt, da ist ein Moor, da ist ein Torf, Schicksalsspalten, war ich immer so, äh, verstehe ich nicht. Manchmal ist es ein Wald und ich so, äh, verstehe ich nicht. Und dann dachte ich so, Anni, ich glaube, ich verstehe es nicht. Das ist mir alles zu wissenschaftlich. Kannst du mir in einem Satz sagen, warum Moore unbedingt geschützt werden müssen? Und sie war da schon immer ein bisschen genervt. Und dann meinte sie, ey, also es ist doch ganz einfach. Es gibt keinen besseren Weg, CO2, also Kohlenstoff zu speichern, als Moore zu schützen. Und ich so, bam, das ist doch der Marketing-Pitch, den wir brauchen. Also das bringt uns doch an die Leute heran. Und so ist die Mission geboren. Und ehrlich gesagt hatten wir einfach das Privileg, dass wir uns sehr gerne mochten. Und da hatten wir halt auch ein Thema, über das wir sprechen konnten, was abseits ist von: Was läuft in den Nachrichten? Welchen Film hast du gesehen? Was ist dein Lieblingsbuch? Und dann ist halt was ganz Großes entstanden. Und in der Sekunde, als wir diesen Film gedreht haben, da waren wir gerade mitten in Panama zu unserer Expedition, als sie schwanger geworden ist. Ist für mich sowieso alles Logische zusammengebrochen, weil jetzt wird es ein bisschen persönlich. Aber ich konnte lange keine Kinder bekommen. Also ich hatte mal einen Unfall und hab das Test gemacht. Auch zu Anni gesagt, ich werde niemals Kinder bekommen. Und als sie dann schwanger wurde auf so einer Reise, wo wir draußen waren, die ganze Zeit, ich hab gesagt, ey, irgendwie hat die Natur Superkräfte für uns persönlich. Ich hab mich geheilt gefühlt von dieser Herausforderung, keine Familie haben zu können. Aber auch für den Planeten. Und mit Kindern bist du spätestens so weit, dass du sagen möchtest, was kann ich tun, damit, wenn mir Kinder mich fragen: Hey Papi, was hast du gemacht, als die Welt gebrannt hat? Sagen kann: Kind, ich hab alles probiert. Und mit deiner Mutter zusammen und mit unserem Netzwerk, wir haben alles dafür getan, um die Moore und damit den Planeten für uns zu schützen. Gibt es irgendeinen Ort oder irgendein Bild, das du im Kopf hast vom Moor, das dich besonders begeistert hat oder das für dich sehr spannend war? Wo man Moore auch wirklich gut in Deutschland sehen kann, sind so Moorwanderwege, Moorpads. Das sind so Stege über das Moor. Die sind halt da, dass man nicht ins Moor reingehen muss, weil das empfindlich ist, aber gleichzeitig auch Wasser besteht. Also es ist schon eine gewisse Gefahr. Man darf nicht ins Moor reingehen. Die sind auch naturschützlich geschützt. Also wenn man auf so einem Moorsteg läuft, in das Moor hinein, und oft ist man auch alleine, weil die meisten Menschen doch nicht unbedingt dahin gehen möchten, das ist magisch. Und gerade in den frühen Morgenstunden, wenn der Nebel da ist, oder in den Abendstunden, wenn die Sonne untergeht, das ist phänomenal. Wir haben das Problem mit diesem Thema: Wir haben nicht so Tiere wie der Panda, den der WWF hat zum Beispiel, den man unbedingt schützen möchte. Weil beim Moor gibt es eher Schlangen, Schmetterlinge und Mücken. Aber diese Stimmung, die ist magisch und ich finde auch ein bisschen romantisch. Ja, finde ich auch. Ich muss sagen, ich habe auch eine eigene Faszination fürs Moor und schleppe die Familie immer, wenn es geht, wenn wir irgendwo wissen, dass da eine erlaubte Moorwanderstrecke irgendwo ist. Also an der Ostsee gibt es so ein paar Moore, wo wir gerne in den Urlaub fahren und da sind wir schon mal rumgelaufen. Und in unserer alten Heimat gab es auch so Moorwanderwege. Und ich habe aber auch Respekt. Ich habe schon mal eine Reportage gemacht, da hat mir der Arbeiter, mit dem ich gesprochen habe, gesagt, der hat halt auch schon mal einen Bagger versenkt, versehentlich. Ja, also das ist kein Mythos, dass da auch was Schweres, Großes untergehen kann. Auch Menschen. Also wir hatten mal eine Renaturierungsaktion im Moor, wo wir so Krüppelkiefern entfernt haben, dass das Moor sich regenerieren konnte. Und die Marketingleitung eines unserer Kundenunternehmen ist in das Moor reingefallen. Und da war die halt bis zur Brust im Wasser. Das ist nicht schlimm, wenn andere Menschen dabei sind, aber wenn du alleine in ein Moor reinfallen solltest, du kannst dich halt nicht rausziehen. Das ist halt eine weiche Masse und du wirst wahrscheinlich nicht ertrinken, weil die ja so tief abgetorft wurden schon, aber du kommst nicht raus und unterkühlst irgendwann. Also es ist halt wirklich gefährlich, wenn man sich nicht an die Regeln hält in diesem Fall. Du hast es vorhin auch schon ein paar Mal gesagt, dieser Mythos Moorleichen, Schauer-Geschichten, müsst ihr da noch sehr dagegen ankämpfen? Ist das in vielen Köpfen noch drin? Habt ihr damit viel zu tun in eurem Alltag? Immer. Also wir waren jetzt auch gerade in der Talkshow bei Barbara Schöneberger und das Publikum hat genau dieses Bild. Und man wird auch immer so eingeleitet. Auch die letzte Folge mit dem Moorpaps Hans Josten bei euch, genau dieses schaurig ist es, über das Moor zu gehen. Ja, ich habe das auch gehört. Ja, das ist krass. Es bleibt so. Aber ich glaube, wenn man den Mission to Marsch Film guckt, dann sieht man auch, wie schön es sein kann. Und es ist auch cool. Also da spürst du halt die Natur, weil das oft so ein geschlossenes Ökosystem ist. Du hast wirklich das Gefühl, Teil der Natur zu sein. Und es ist halt irgendwie einfach ein magisches Gefühl. Und es kann doch ruhig mystisch sein. Ich meine, wir mögen ja auch mystische Wälder. Wir mögen auch weite Wüsten, die auch gefährlich klingen. Aber das muss ja nicht negativ sein. Und ich glaube, daran arbeiten wir gerne. Und wenn unsere kleine Liebesgeschichte dazu beiträgt, dass man auch positive Erfahrungen hat und nicht nur lacht oder kichert, wenn man Feuchtgebiete hört, dann haben wir was geschafft. Gibt es irgendwas, wo du sagst, das sollte ich mir als Laien irgendwie merken übers Moor, was ich so für mich mitnehmen kann? Oder was können wir Leute, die jetzt keine Wissenschaftler, keine Fachleute sind, die keine Ländereien haben, die wieder vernässt werden müssen, was können wir eigentlich tun, um das Moor zu schützen? Also das, was wir immer sagen: Viel Moor wird heute noch zerstört für Torfabbau für Blumenerde. Also bei dem Kauf von Blumenerde auf torfhaltige Blumenerde zu verzichten. Und das ist so das, wo man Kaufentscheidungen treffen kann. Aber das Schöne ist, es gibt genug Organisationen wie Mission to Marsch, uns, also den NABU, BUND, wo man auch aktiv werden kann. Und wir bei Mission to Marsch machen das extra leicht, aktiv zu werden. Also den Film gucken. Stell dir vor, man guckt einen Abend den Film und dann erfährt man, wie wichtig Moore sind. Dann macht man auch den nächsten Schritt. Vielleicht macht man beim Morathon mit. Da ist halt etwas, wo wir sagen, das ist für Menschen, die ihre Bewegung spenden statt Geld. Weil nicht alle haben das Privileg, mal eben 50 Euro zu spenden oder sowas. Das heißt, kannst du uns nochmal kurz erklären, was das genau ist? Total, gerne. Ja, der Morathon, das machen wir einmal im Jahr. Das ist ein Lauf, wo man mit einer App, also digital von überall aus, mitmachen kann. Und mit Lauf meine ich eigentlich Bewegung. Also man kann gehen, spazieren gehen, mit dem Rollstuhl fahren, Rollschuhe fahren, Gassi gehen, wie auch immer. Jeder von Bewegung zählt, sogar Gartenarbeit. Und für jede Bewegung wird ein Stück Moor… renaturiert, was dann von Unternehmen und Sponsoren bezahlt werden muss. Und das ist doppelt schön, weil die Unternehmen oft als die Schuldigen gesehen werden, die den Planeten ausbeuten, um damit Profite zu machen. Und in diesem Fall sind das extrem coole Unternehmen, die Gutes bewirken möchten und auch gerne zahlen. Durch diese Bewegung und die ganze Social-Media-Kommunikation drumherum wird über das Thema Moore gesprochen, aber mit dem ersten Schritt, über Sport und über Gesundheit zu sprechen. Und wie gesagt, du schützt deine eigene Gesundheit, indem du Sport machst und dich bewegst. Und gleichzeitig schützt du das Moor. Das führt dazu, dass Menschen einfach diese positive Verbindung haben und gleichzeitig merken: Okay, ich wusste gar nicht, dass 95 Prozent der Moore in Deutschland zerstört sind. Das ist total spannend. Und dann erzählen sie das den Nächsten weiter. Und wenn man dann noch mehr machen möchte, sich meldet – also wirklich mit uns gemeinsam mal ins Moor zu gehen und mit einem Bagger. Wir werden die nicht versenken, versprochen! Da entsprechend mal aktiv zu werden, das brauchen auch viele. Denn ich habe das Gefühl, in dieser Phase, wo ich mich vor vier Jahren befand, diese Frage: Was kann ich eigentlich als Büromensch tun? Und ich weiß, wo ich anfangen soll. Ich glaube, es geht vielen Menschen so. Und wenn man es ihnen super leicht macht oder vielleicht sogar ein bisschen Spaß mit dazu tut, dann werden die auch aktiv. Und so kann man sie gut einladen. Man kann auch Leute mitnehmen. Du hast mal gesagt, die Wissenschaftlerin und der Marketingmann, ihr kommt sozusagen aus völlig unterschiedlichen Welten und müsst euch immer wieder treffen. Was habt ihr in den vergangenen Jahren voneinander gelernt? Jetzt hätte ich gerne meine Frau neben mir und würde sie das fragen, was sie von mir gelernt hat. Ich glaube, was sie von mir gelernt hat, war zu investieren. Also gerade die Wissenschaft forscht sehr viel und macht sehr viel. Aber den Schritt zu wagen: Wir müssen mal Geld in die Hand nehmen und es auf der Straße probieren, das ist etwas, was wir sehr stark versuchen. Also die Technik zu kaufen, mal einen Kinofilm zu machen, zum Beispiel. Oder mal eine Fläche zu kaufen und zu sagen: Wir renaturieren die jetzt. Also der Flächenkauf ist gerade ein riesiges Thema für uns. Da redet man direkt von Hunderttausenden von Euro, die wir brauchen. Aber das müssten wir halt machen. Und was ich von ihr gelernt habe, ist gleichzeitig aber extrem sparsam zu sein. Das ist nicht, weil sie Wissenschaftlerin ist, sondern von ihr als Eigenschaft. Und wir diskutieren schon sehr, sehr viel. Ich habe es vorhin Privileg genannt, das Glück, dass wir das gemeinsame Thema haben. Aber gleichzeitig hat es auch den Nachteil, dass wir nie eine freie Minute haben. Denn mittlerweile haben wir zwei Kinder. Und wenn die gerade schlafen, sollten wir sagen: „Gucken wir jetzt einen Film oder weiß ich nicht was?“, sondern okay, lass uns erklären, was wir alles morgen zu tun haben. Und es geht immer um das Thema unserer Mission. Und wenn Anni kurz vor Mitternacht noch einfällt, ob eine Rechnung bezahlt sein sollte, dann versuche ich auch ein bisschen einen Safe Space zu finden. Da muss man wirklich als Paar auch irgendwie die Regeln entwickeln. Sind wir noch nicht so mega gut drin, gerade wenn die Mission so wichtig ist. Aber da tauschen wir uns schon viel aus und versuchen, da als Paar stärker zu werden und nicht schwächer. Das sagt Alexander Kornesen mit seiner Frau, der Moorwissenschaftlerin Ann Christine Kornesen. Er will die Moore retten. Dafür haben die beiden die gemeinnützige Organisation Mission to March gegründet. Ganz herzlichen Dank für deinen Besuch und für das inspirierende Gespräch. Mega, ganz herzlichen Dank für die Chance. Danke! Und das war es für diese Woche mit dem Klimapodcast von detektor.fm. Wenn euch gefällt, was wir hier machen, dann lasst uns doch gern ein Abo da und teilt den Podcast mit Menschen, die sich für Klimathemen interessieren könnten und uns vielleicht noch nicht kennen. Danke fürs Zuhören! Produziert hat diese Folge Tim Schmutzler. Und ich bin Ina Lebedjev und ich sage danke für eure Aufmerksamkeit und macht’s gut. Bis nächste Woche! Tschüss! Mission Energiewende – Der detektor.fm Podcast zum Klimawandel und neuen Energielösungen. In Kooperation mit Lichtblick, Deutschlands größtem reinen Ökostromanbieter mit Solarlösungen, intelligenter E- Mobilität und 100 Prozent Ökostrom.