„Wir sind immer noch Tiere“
So hat der vielfache Buchautor Peter Wohlleben das erste Kapitel seines neuen Buches „Unser wildes Erbe“ genannt. Manche mag diese Aussage irritieren, weil die meisten Menschen schließlich seit Jahrhunderten in einer zivilisierten, modernen Gesellschaft leben. Peter Wohlleben zeigt allerdings anhand vieler Beispiele, dass wir Menschen, ähnlich wie Tiere, den Großteil unserer Entscheidungen unbewusst und instinktiv treffen. Diese Instinkte, namentlich Gier und Egoismus, stammen noch aus der Steinzeit und haben das menschliche Überleben über Tausende Jahre hinweg gesichert.
Doch eben diese Instinkte, so Wohlleben, hindern uns momentan daran, effektiv den Klimawandel zu bekämpfen. Denn dazu müssten Ressourcen umverteilt und Verzicht geübt werden — im Kontrast zum bisherigen Verhalten. Seit Jahrzehnten beuten wir die Wälder, Meere und die Atmosphäre dieses Planeten aus.
Im vergangenen Jahr hat Deutschland den sogenannten Erdüberlastungstag, den „Earth Overshoot Day“ am 4. Mai erreicht. Eine Person, die in Deutschland lebt, hat demnach bis zu dem Tag so viele Ressourcen verbraucht, wie die Erde pro Person im Jahr erneuern kann. Berechnungen des Global Footprint Networks zufolge, ist der globale „Overshoot Day“ in diesem Jahr auf den 2. August gefallen.
Vernunft im Dienst der Instinkte?
Vernunft allein reicht nicht, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, argumentiert Peter Wohlleben. Schließlich ist den meisten Menschen bereits seit Langem bewusst, wie schädlich ihre Lebensweise ist. Sie sollten daher über ihre Instinkte angesprochen und so für den Kampf gegen die Klimakrise mobilisiert werden.
Wie das konkret aussehen soll, hat detektor.fm-Moderatorin Ina Lebedjew Peter Wohlleben gefragt. Mit ihm hat sie außerdem über Wohllebens Blick in die Zukunft, das Tempolimit in Frankreich und sein neuestes Buch gesprochen. Es heißt „Unser wildes Erbe: Wie Instinkte uns steuern und was das für unsere Zukunft bedeutet — faszinierende Einsichten für ein Leben im Einklang mit der Natur“.