Er ist ein Symbol der Krise der Artenvielfalt: Der Santa-Marta-Degenflügel, ein kleiner Kolibrivogel mit einem charakteristisch blau-grünen Federkleid. Die Art gilt als verschollen, zuletzt wurde ein Exemplar 2010 auf Kuba gesichtet.
Artenvielfalt in der Krise
Schätzungen zufolge sterben jeden Tag bis zu 150 Arten aus. Es ist das größte Massenaussterben seit dem Ende der Dinosaurier vor rund 66 Millionen Jahren, warnen Artenschützer und Zoologinnen.
Hauptursache für diese ökologische Katastrophe ist der Mensch. Wir dringen immer weiter in die Natur vor und zerstören dort die Lebensräume vieler Tier- und Pflanzenarten. Dazu kommen andere Faktoren wie Überjagung und Tierhandel, invasive Arten, die der Mensch in fremde Lebensräume einschleppt und selbstverständlich der Klimawandel. Wir greifen so stark in die Prozesse des Planeten ein, dass Forschende bereits vom Anthropozän, dem Erdzeitalter des Menschen, sprechen. All das bedroht die Artenvielfalt weltweit in unvorstellbarem Maße.
Besonders tragisch: Viele der Arten, die tagtäglich aussterben, kennen wir noch gar nicht. Womöglich könnten sie für unsere Ernährung oder die Medizin eine wichtige Rolle spielen, sagt Daniel Lingenhöhl, der Chefredakteur von Spektrum der Wissenschaft. Doch das werden wir in vielen Fällen niemals herausfinden.
Verschollene Arten
Neben sicher ausgestorbenen Arten gibt es aber auch solche, die wie der Santa-Marta-Degenflügel als verschollen gelten: Sie wurden teilweise über 100 Jahre lang nicht gesichtet. Doch es besteht noch Hoffnung. Daher versuchen Artenschutzorganisationen, sie wiederzuentdecken. Neulich gelang das einer Expedition in Neuguinea bei der Schwarznacken-Fasantaube. Sie erwischten das Tier mit einer Fotofalle. Zuvor war die Art seit 1882 nicht mehr gesehen worden. Es gibt eine ganze Liste solcher „Lost Species“.
Tatsächlich tauchen sogar immer wieder auch noch völlig neue Arten auf. Man schätzt, dass es Millionen bislang unentdeckter Tiere und Pflanzen gibt.Besonders groß sind die Chancen auf solche Entdeckungen in der großen Artenviefalt der tropischen Regenwälder in Lateinamerika, Afrika und Asien.
Wiederentdeckte und neu beschriebene Arten sind eine schöne Sache, sagt Lingenhöhl. Doch gemessen an der Dimension des Massenaussterbens, vor dem wir stehen, nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer erklärt Lingenhöhl, wie es um die Biodiversität auf der Erde steht und wo die größten Herausforderungen liegen. Außerdem sprechen die beiden über verschollene und neu entdeckte Arten und mögliche Ansätze, um dem weltweiten Artensterben zu begegnen.