Die Dunkle Energie gibt der Wissenschaft seit einem Vierteljahrhundert Rätsel auf. Es ist jene mysteriöse Kraft, die das Universum immer schneller auseinandertreibt, sagen Forschende. Doch neue Daten stellen die gängige Theorie infrage: Vielleicht gibt es diese Kraft gar nicht.
Sollten wir tatsächlich nur einer Illusion aufgesessen sein, würde das unser Verständnis vom Kosmos grundlegend ändern. Steht die moderne Kosmologie also vor einer Revolution?
Rätselhafte Dunkle Energie
Im Jahr 1998 stellten Astronominnen und Astronomen fest, dass sich das Universum nicht nur immer weiter ausdehnt, sondern dass es das immer schneller tut. Sie erklärten sich das mit einer geheimnisvollen Kraft und nannten sie „Dunkle Energie“. Sie soll fast 70 Prozent des gesamten Energieinhalts des Kosmos ausmachen. Doch was genau sie ist, weiß bis heute niemand.
Inzwischen gibt es Zweifel darüber, dass die Dunkle Energie existiert. Einige Forschende halten sie für ein Messartefakt. Das sogenannte Timescape-Modell geht davon aus, dass in Regionen mit unterschiedlicher Gravitation die Zeit verschieden schnell vergeht — und unsere Beobachtungen eine Beschleunigung nur vortäuschen.
Ob Dunkle Energie eine reale Kraft ist oder nur eine Illusion, gehört zu den größten offenen Fragen der Wissenschaft. Falls nicht, steht unser gesamtes kosmologisches Weltbild auf dem Prüfstand. So oder so — die nächsten Jahre könnten entscheiden, ob wir das Universum wirklich verstehen oder ob wir seit Jahrzehnten einem Phantom nachjagen.
Wenn die Dunkle Energie nicht existiert, ist das erstmal ein großes Problem.
Mike Zeitz

Mike Zeitz ist Physiker und Redaktionsleiter „Physical Sciences“ bei Spektrum der Wissenschaft. Er erklärt, was wir über die Dunkle Energie wissen und welche Rätsel sie uns nach wie vor aufgibt — und zwar im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer live vor Publikum beim Beats & Bones Podcastfestval im Museum für Naturkunde in Berlin.