Geschlecht, sexuelle Identität und Gender: Das sind Themen, die viele Gemüter erregen und zu hitzigen Diskussionen führen. Sei es beim Thema Gendern in der Sprache, bei der Abbildung sexueller Vielfalt im Schulunterricht oder der Diskussion um die Rechte von LGBTQI*-Personen.
Die Debatte wird häufig sehr harsch geführt — und vor allem unwissenschaftlich. Dabei kann gerade die Forschung wichtige Erkenntnisse liefern. So blicken Biologie, Psychologie und Soziologie beispielsweise ganz unterschiedlich auf das Thema Gender. Doch es lohnt sich, allen wissenschaftlichen Disziplinen zuzuhören.
Gender bei Schimpansen und Co.
Einen besonders interessanten, weil ziemlich neuen Blick auf das Ganze, liefert die Forschung zu unseren nächsten Verwandten: Bei Primaten wie Schimpansen und Bonobos ist geschlechtliche und sexuelle Vielfalt wie selbstverständlich zu beobachten. Dazu hat der weltberühmte Primatenforscher Frans de Waal kürzlich ein Buch vorlegt. In „Der Unterschied: Was wir von Primaten über Gender lernen können“ beschreibt er seine Erkenntnisse zum Thema, die sich aus Jahrzehnten der Beobachtung von Menschenaffen und anderen Primaten speisen.
Dabei erkennt er große Ähnlichkeiten in der geschlechtlichen Vielfalt und auch in den Rollenbildern, die bei den Affen und uns Menschen auftreten. Seine Forschung führt ihn dazu, zu glauben, dass die Biologie beim Gender zwar wichtig ist, es sich aber immer um ein Zusammenspiel aus verschiedensten Faktoren handelt.
Anna Lorenzen, Redakteurin bei Spektrum.de und Gehirn und Geist, hat mit de Waal über seine Thesen gesprochen und erklärt diese im Podcast mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer. Die beiden sprechen über das Konzept Gender bei Primaten und die Frage, was wir Menschen daraus für uns und unserem Umgang mit dem Thema ableiten können.