Insekten gelten als relativ einfach gestrickte Tiere. Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, wenn er auf einen Käfer tritt, eine Mücke erschlägt oder wenn eine Fliege auf der Windschutzscheibe des Autos zerklatscht. Kein Wunder: Selbst die Mehrheit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ging bis vor einigen Jahren davon aus, dass Insekten nicht zu komplexen Empfindungen oder gar einem Bewusstsein fähig sind.
Intelligente Insekten?
Doch in den vergangenen Jahren zeigten Experimente immer wieder, dass dieses Urteil wohl voreilig war. So sind beispielsweise Hummeln zu erstaunlichen kognitiven Leistungen in der Lage. Sie können komplexe Aufgaben bewältigen, indem sie ihre Artgenossinnen beobachten. In einem Versuch konnten sie lernen, Plastikscheiben mithilfe von daran befestigten Fäden zu bewegen, um an eine Zuckerlösung zu gelangen. In einem anderen Experiment zeigten sie Spaß am Spiel mit Bällen.
Auch ein Hang zu Nikotin, Koffein und Alkohol wurde bei Insekten bereits beobachtet. Warum bewusstseinserweiternde Substanzen konsumieren, wenn man gar kein Bewusstsein hat?
Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer geht Andreas Jahn, Biologe und Redakteur bei Spektrum der Wissenschaft, auf neue Forschungsergebnisse zum Innenleben der Insekten ein. Er erklärt, warum Hummeln, Wespen und Bienen vermutlich viel bessere kognitive Fähigkeiten haben, als der Mensch lange vermutet hat — und welche ethischen Implikationen das hat. Sollten Insekten in der Lage sein, Schmerzen zu empfinden, hätte das Folgen etwa für den Einsatz von Pestiziden oder für Versuchsanordnungen in der Wissenschaft, bei denen Insekten zum Einsatz kommen. Auch wenn der Mensch künftig stärker auf Maden, Würmer, Heuschrecken und Co. als Nahrungsquelle setzen soll, könnte die Frage nach dem Schmerzempfinden zu Diskussionen führen.