Fischerei, Tourismus, Energie: Je intensiver der Mensch die Ozeane nutzt, desto größer wird die Lärmverschmutzung unter Wasser. Denn Schall breitet sich über das Wasser deutlich besser aus, als über die Luft. Die Geräuschkulisse der Meere hat sich so durch den Menschen in den vergangenen Jahrzehnten entsprechend stark verändert. Laut dem internationalen Tierschutzfonds (iFaw) hat sich der Unterwasserlärm in den letzten 40 Jahren alle zehn Jahre verdoppelt.
Zu natürlichen Geräuschen wie Walgesängen, Meeresbeben oder dem geselligen Knabbern in einem großen Korallenriff sind Explosionen und Radarsignale von Militärmanövern, die Schrauben großer Kreuzfahrtschiffe oder Sportboote und der Lärm von Tiefseebohrungen hinzugekommen. Durch die Überfischung vieler Bestände und den Klimawandel, der beispielsweise viele Korallenriffe absterben lässt, sind die natürlichen Sounds der Ozeane zudem leiser geworden. Um diese unverfälschten Klänge noch zu finden, müssen Forschende weit in die abgelegensten Ecken der Weltmeere reisen.
Gefahr durch Lärmverschmutzung
Für viele Meeresbewohner wird diese Entwicklung zur echten Gefahr: Die Geräuschkulisse unter Wasser ist entscheidend für ihre Orientierung. Forschende vermuten, dass viele Fälle, in denen Wale die Orientierung verlieren und an unseren Küsten stranden, mit der Lärmverschmutzung in den Meeren zu tun hat. Besonders laute Geräusche wie Explosionen und Bohrungen haben Studien zufolge bereits zu echten Verletzungen im Gehör von Fischen und Meeressäugern geführt. Verschiedene Umweltschutzorganisationen fordern für eine Reduzierung des Unterwasserlärms eine niedrigere Höchstgeschwindigkeit bei Schiffen. Doch obwohl das Problem bekannt ist, fehlen bislang vielerorts Schallschutzkonzepte.
Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer erklärt Verena Tang von Spektrum der Wissenschaft, wie groß das Problem der Lärmverschmutzung in den Meeren ist – und welche Ansätze es gibt, diese Gefahr für die Lebenswelt unter Wasser einzudämmen.