Christopher Havens hatte in seinem Leben nie viel mit Mathematik zu tun. Wie er zur Wissenschaft gefunden hat, ist jedoch eine spielfilmreife Geschichte. Er hat die Schule ohne Abschluss verlassen und wurde drogensüchtig, später hat er auch selbst gedealt. Eines Tages erschießt er einen Mann — und wird dafür zu 25 Jahren Haft verurteilt. Das war 2021, Havens ist damals 30 Jahre alt.
Im Monroe Correctional Complex, dem größten Gefängnis in Washington, entdeckt Havens dann seine Leidenschaft und sein Talent für Mathematik. Zunächst mit einfach Aufgaben, die ihm ein Wärter zukommen lässt. Später mithilfe eines engagierten Lehrers, der ihm vieles beibringt, doch irgendwann feststellen muss, dass sein Schüler ihn überflügelt hat.
Mathematik aus der Zelle
Havens versucht dann zunächst, sich selbst weiterzubilden. Er bestellt Mathematik-Bücher, doch viele entsprechen nicht den Gefängnisauflagen oder sind schwer zu kriegen. Havens schreibt deshalb an einen Redakteur von Annals of Mathematics, einer renommierten Fachzeitschrift. Schließlich hat sich ein Mathematiker gefunden, der sich Havens annimmt und ihm fordernde Aufgaben und Probleme schickt. Tatsächlich ist Havens dabei aus der Gefängniszelle heraus ein Durchbruch bei einem jahrzehntealten Problem gelungen — eine Sensation, die weltweit Aufmerksamkeit erlangt.
Diese Aufmerksamkeit hat Havens genutzt, um ein Projekt an den Start zu bringen, das anderen Häftlingen ebenfalls die Möglichkeit gibt, sich während der Haft mit Mathematik zu beschäftigen.
Manon Bischoff ist Redakteurin für Mathematik und Physik bei Spektrum der Wissenschaft. Sie schildert Havens‘ ungewöhnlichen Lebensweg im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer und geht auch darauf ein, wie genau der Häftling seine Mathe-Liebe entdeckt hat. Sie erklärt auch, was es mit den Kettenbrüchen auf sich hat, bei denen Havens sein Durchbruch gelungen ist und wie es mit ihm und seinem Mathe-Projekt weitergeht.