Die Gefahr durch Schlangenbisse ist ungleich verteilt. Im Gegensatz zu Europa sind Giftschlangen in anderen Regionen der Welt weit verbreitet. In afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Ländern lauern deutlich mehr der gefährlichen Reptilien. Auch in bestimmten Regionen der USA und in Australien sind Schlangenbisse eine reale Bedrohung. Mehr als 100 000 Menschen sterben jedes Jahr, etwa 400 000 tragen Behinderungen davon.
Schlangenbisse als soziales Problem
Dabei treffen Schlangenbisse vor allem ärmere Menschen. Zum einen kommen sie durch ihre Wohnverhältnisse oder ihre Arbeit häufiger mit Giftschlangen in Kontakt. Denn das Leben in einfachen Hütten oder die Arbeit auf tropischen Plantagen begünstigen solche Begegnungen.
Zum anderen sind die Wege zum dringend benötigten Gegengift für diese Menschen häufig weit. Das nächste Krankenhaus oder eine spezialisierte Arztpraxis sind oft Stunden entfernt. Dabei ist der Faktor Zeit bei einem Biss entscheidend. Auch das Finanzielle spielt eine Rolle: Viele Gegengifte sind teuer, Betroffene häufig nicht krankenversichert.
Forschende arbeiten deshalb mit Hochdruck daran, neue Antivenome herzustellen und Schlangenbisse so besser, schneller und vor allem günstiger behandeln zu können. Doch Expertinnen und Experten kritisieren, dass der politische Wille, sich dem Problem abzunehmen, häufig fehle. Auf Druck einiger Mitgliedstaaten hat die Weltgesundheitsorganisation WHO 2017 entschieden, Schlangenbissvergiftungen in die Liste der vernachlässigten Tropenkrankheiten aufzunehmen. Das Ziel lautet, die Zahl der Todesfälle und dauerhaften Behinderungen bis 2030 zu halbieren.
Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer erklärt Frank Schubert von Spektrum der Wissenschaft, wie Schlangengift funktioniert, wieso Schlangenbisse vor allem ein soziales Problem sind und woran Forschende und Politik arbeiten, um dieser Bedrohung künftig besser zu begegnen.