Gibt es so etwas wie eine Tierpersönlichkeit? Diese Frage treibt nicht nur Haustier-Freunde und -Besitzerinnen um, sondern auch die Wissenschaft. Denn Studien zeigen, dass Tiere wohl doch so etwas wie einen individuellen Charakter haben.
Lange Zeit ging man davon aus, dass persönliche Eigenschaften etwas typisch Menschliches seien. Doch nicht nur wer Hunde, Katzen oder andere Tiere zu Hause hat, weiß, dass keine Tierpersönlichkeit der anderen gleicht. Vielmehr scheint es so zu sein, dass jedes Exemplar seine ganz eigenen Wesenszüge hat — eben ganz wie bei uns.
Tierpersönlichkeit in der Forschung
Den Eigenschaften des Menschen spürt die Psychologie seit Jahrzehnten mithilfe der sogenannten „Big Five“ nach. Dabei handelt es sich um ein Modell, bei dem anhand von Fragen die Offenheit für Erfahrungen, die Gewissenhaftigkeit, die Extraversion sowie die Verträglichkeit und der Neurotizismus einer Person abgefragt werden.
Wie Forschende herausfanden, lässt sich dieses Modell auch auf Schimpansen übertragen. Bei ihnen lässt sich also eine Tierpersönlichkeit beobachten. Überraschenderweise gilt das aber nicht nur für unsere näheren Verwandten, sondern offenbar auch für Schlangen, Fische und Käfer. So gibt es Versuche mit Karpfen, die zeigen, dass die einzelnen Exemplare unterschiedlich ticken und besonders mutige Fische mit Situationen anders umgehen als ihre scheueren Artgenossen.
Trotz dieser spannenden Erkenntnisse sind noch viele Fragen offen. Denn Persönlichkeitsforschung ist schon beim Menschen ein kompliziertes Unterfangen. Bei Tieren, denen man weder einen Fragebogen vorlegen, noch sie interviewen kann, wird die Forschungsarbeit noch einmal erheblich erschwert. Auch unsere naturgemäß anthropozentrischen Sichtweise kann ein Hindernis sein.
Anna Lorenzen ist Redakteurin bei Spektrum der Wissenschaft. Sie erklärt im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Marc Zimmer, vor welchen Herausforderungen die Forschung steht und welche Erkenntnisse zur Persönlichkeit und zum Charakter von Tieren es bereits gibt.