Nachricht oder Meinung?
Vermutlich kennst Du Schlagzeilen wie diese: “Er legt die Axt an die Demokratie”, oder wie diese: “Daraus wird ein Skandal!” (Newsmedien vom 20.03.24) Fühlst Du dich informiert? Vermutlich nicht, denn solche Überschriften vermitteln eher eine Meinung als eine Nachricht. Du erfährst keine Tatsache, sondern lernst die Ansicht des Autors kennen: Dass da ein Politiker „die Axt an die Demokratie“ anlegt, kann nämlich gar keine Tatsache sein, sondern ist Sinnbild für eine Deutung. Und dass etwas “ein Skandal” ist, auch das ist kein Fakt, sondern eine Beurteilung.
Das waren zwei Beispiele aus den Newsmedien. Und dort kommt sowas eher selten vor. Anders ist es in den sozialen Medien. Dort vermischen sich Meinungen, Vorurteile und Tatsachen permanent. Wenn Du das überprüfen willst, reicht ein kurzer Blick auf TikTok, X oder Instagram. Vor allem bei politisch heiklen Themen liest man ja viel häufiger wütende Tiraden als sachliche Argumente. Mehr Beleidigungen als bedachte Antworten. Und das gibt’s nicht nur bei den großen Aufregerthemen wie Klimaschutz oder Russlands Putin. Schon bei einfachen Sachfragen – Nachtflugverbot, neue Fahrradstraße, fehlende Kitaplätze – tobt in den Blogs und Kommentarspalten ein heftiger Meinungskampf.
Von daher erstaunt es nicht, dass junge Menschen zunehmend schlecht darin sind, Tatsachen und Meinungen zu unterscheiden, wie eine Studie ergab. Diese Verwirrung bewirkt, dass viele Menschen sich mehr auf ihre Vorurteile verlassen als auf Nachrichten über das, was in der Welt passiert.
Meinung und Demokratie
Wenn Menschen bei wichtigen Entscheidungen nur ihren Vorurteilen folgen – zum Beispiel, welchem Politiker sie ihre Stimme geben -, dann gewinnen die Populisten und Demagogen an Zuspruch. Nicht das bessere Argument, sondern die krassere Meinung hat Erfolg. Wie unser Beispiel oben: „Politiker XY legt die Axt an die Demokratie!“ Viele, die den fraglichen Politiker nicht leiden können, werden vermutlich die Aussage als Tatsache wahrnehmen.
Aus diesem Grund ist es notwendig, dass die Newsmedien klar kenntlich machen, ob es sich um eine Nachricht, eine Meinung oder einen Kommentar handelt. Wie in diesem Beispiel aus der Süddeutschen Zeitung:
Im Unterschied zur SZ die Stimmungsmache im Titel der Nachrichtengeschichte auf dem Alternativblog Reitschuster.de: eine Hassrede gegen die Regierungskoalition.
Es ergibt also Sinn, den Unterschied zwischen Hintergrundwissen, Fakten und Beurteilungen zu erkennen. Auch Der kritische Umgang mit Medienaussagen kann Dir helfen, wenn Du dich gegen Populismus, Falschinformationen und Vorurteile schützen willst.
Wie das geht, darüber sprechen die detektor.fm Moderatorin Charlotte und Moderator Lars mit Michael Haller vom Institut für Journalismus- und Kommunikationsforschung. In der vierten Folge von „Fit for news – der Podcast“.
Übrigens: Wenn Du deine Fähigkeit testen willst, ob Du Tatsachen und Meinungen gut unterscheiden kannst, findest Du auf der Website von Fit for news einen Selbstlernkurs zum Thema.
Redaktion/Autoren: Stephan Gert, Michael Haller