Streitfrage „Wann“: 2030 oder 2038?
Im Kohleausstiegsgesetz steht, dass Deutschland bis spätestens 2038 aus der Kohle aussteigt. Wenn Deutschland seine Klimaziele nach dem Pariser Abkommen erreichen will, muss das allerdings schon bis 2030 passieren — diese Position vertreten vor allem diejenigen, die sich ums Klima sorgen. Zum Beispiel die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
Im Rheinischen Revier ist der Ausstieg 2030 schon beschlossene Sache. Das dortige Kohleunternehmen RWE hat mit der Bundesregierung einen Deal gemacht. Darin geht es um Lützerath und um die Laufzeit von einzelnen Kraftwerken — und auch dort sind nicht alle happy mit dem Ergebnis. Aber die 2030 steht. Die Grünen würden einen solchen Deal gerne auch im Osten Deutschlands beschließen. Der vorgezogene Kohleausstieg war eines ihrer zentralen Wahlversprechen bei der letzten Bundestagswahl.
Der Osten will nicht
Aber die Menschen im Mitteldeutschen Revier lehnen den vorgezogenen Ausstieg vehement ab. Sie sorgen sich vor allem darum, dass es bis 2030 noch nicht genug neue Arbeitsplätze geben wird, um die Mitarbeitenden aus der Kohle aufzufangen. Im Burgenlandkreis wird zum Beispiel auf Hochtouren am Bau einer Wasserstoffpipeline gearbeitet, damit sich neue Unternehmen ansiedeln, die auf die Zukunftstechnologie grünen Wasserstoff setzen. André Zschuckelt leitet das Projekt. Und er sagt: Ein vorgezogener Ausstieg bis 2030 ist surreal. Bis dahin werde noch kein neues Unternehmen angesiedelt sein.
Claudia Kemfert meint: Die Debatte um das vorgezogene Ausstiegsdatum sei ohnehin eine künstliche. Der Markt werde weit vor 2038 seine eigenen Fakten schaffen, weil die Kohle immer unrentabler werde.
Was macht die Menschen im Mitteldeutschen Revier an der Zahl 2030 so nervös? Ist der vorgezogene Ausstieg im Osten tatsächlich so unrealistisch, wie sie behaupten? Und wie klingt es, wenn die ostdeutschen Ministerpräsidenten und ausgesprochenen Gegner eines vorgezogenen Ausstiegs mit dem Bundeskanzler zusammentreffen, um über die Zukunft Ostdeutschlands 2030 zu sprechen?
In der sechsten Folge von „Nach der Kohle“ besucht detektor.fm-Redakteurin Joana Voss den Burgenlandkreis, um zu verstehen, wie lange die grüne Transformation hier noch dauern wird. Wie realistisch ist ein vorgezogener Ausstieg bis 2030 im Osten?
„Nach der Kohle“ ist eine zwölfteilige Reportage-Serie vom Podcast-Radio detektor.fm. Neue Folgen erscheinen immer samstags. Der Podcast wird gefördert von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Alle Folgen gibt es hier bei detektor.fm und unter anderem bei Amazon Music, Apple Podcasts, RTL+ und Spotify.