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Bild: Frank HH | Shutterstock

Nach der Kohle | Folge 6

Klima der Unsicherheit

In NRW steht der Deal: Bis 2030 gehen dort alle Kohlekraftwerke vom Netz. Die Grünen wollen auch im Osten früher aussteigen. Ein Streitthema.

Streitfrage „Wann“: 2030 oder 2038?

Im Kohleausstiegsgesetz steht, dass Deutschland bis spätestens 2038 aus der Kohle aussteigt. Wenn Deutschland seine Klimaziele nach dem Pariser Abkommen erreichen will, muss das allerdings schon bis 2030 passieren — diese Position vertreten vor allem diejenigen, die sich ums Klima sorgen. Zum Beispiel die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.

Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, die die Bundesregierung sich selbst gesetzt hat, dann muss es 2030 sein, sonst schaffen wir es nicht. Da wäre 2038 zu spät.

Claudia Kemfert, Energieökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung

Claudia Kemfert, Energieökonomin am Deutschen Institut für WirtschaftsforschungFoto: Rainer Zensen

Im Rheinischen Revier ist der Ausstieg 2030 schon beschlossene Sache. Das dortige Kohleunternehmen RWE hat mit der Bundesregierung einen Deal gemacht. Darin geht es um Lützerath und um die Laufzeit von einzelnen Kraftwerken — und auch dort sind nicht alle happy mit dem Ergebnis. Aber die 2030 steht. Die Grünen würden einen solchen Deal gerne auch im Osten Deutschlands beschließen. Der vorgezogene Kohleausstieg war eines ihrer zentralen Wahlversprechen bei der letzten Bundestagswahl.

Der Osten will nicht

Aber die Menschen im Mitteldeutschen Revier lehnen den vorgezogenen Ausstieg vehement ab. Sie sorgen sich vor allem darum, dass es bis 2030 noch nicht genug neue Arbeitsplätze geben wird, um die Mitarbeitenden aus der Kohle aufzufangen. Im Burgenlandkreis wird zum Beispiel auf Hochtouren am Bau einer Wasserstoffpipeline gearbeitet, damit sich neue Unternehmen ansiedeln, die auf die Zukunftstechnologie grünen Wasserstoff setzen. André Zschuckelt leitet das Projekt. Und er sagt: Ein vorgezogener Ausstieg bis 2030 ist surreal. Bis dahin werde noch kein neues Unternehmen angesiedelt sein.

Was wollen wir danach diskutieren: Ob es vielleicht nicht auch 28 geht oder vielleicht sogar 26? Die Menschen, die hier leben, die hier eine Verantwortung haben für sich, für eine Familie, für ihr Umfeld, die bekommen das Gefühl vermittelt, dass alles immer wieder verhandelbar wäre und sie gar nicht gefragt werden.

André Zschuckelt, baut mit der Stabsstelle Strukturwandel eine Wasserstoff-Pipeline im Burgenlandkreis

André Zschuckelt, baut mit der Stabsstelle Strukturwandel eine Wasserstoff-Pipeline im Burgenlandkreis Foto: SEWIG (Strukturentwicklungs- und Wirtschaftsfördergesellschaft Burgenlandkreis mbH)

Claudia Kemfert meint: Die Debatte um das vorgezogene Ausstiegsdatum sei ohnehin eine künstliche. Der Markt werde weit vor 2038 seine eigenen Fakten schaffen, weil die Kohle immer unrentabler werde.

Was macht die Menschen im Mitteldeutschen Revier an der Zahl 2030 so nervös? Ist der vorgezogene Ausstieg im Osten tatsächlich so unrealistisch, wie sie behaupten? Und wie klingt es, wenn die ostdeutschen Ministerpräsidenten und ausgesprochenen Gegner eines vorgezogenen Ausstiegs mit dem Bundeskanzler zusammentreffen, um über die Zukunft Ostdeutschlands 2030 zu sprechen?

In der sechsten Folge von „Nach der Kohle“ besucht detektor.fm-Redakteurin Joana Voss den Burgenlandkreis, um zu verstehen, wie lange die grüne Transformation hier noch dauern wird. Wie realistisch ist ein vorgezogener Ausstieg bis 2030 im Osten?

„Nach der Kohle“ ist eine zwölfteilige Reportage-Serie vom Podcast-Radio detektor.fm. Neue Folgen erscheinen immer samstags. Der Podcast wird gefördert von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Alle Folgen gibt es hier bei detektor.fm und unter anderem bei Amazon Music, Apple Podcasts, RTL+ und Spotify.

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