Es ist der dritte Advent. Den ein oder anderen Glühwein oder Weihnachtstee habt ihr euch vielleicht schon gegönnt und bestimmt auch schon das ein oder andere Plätzchen genossen. Vielleicht seid ihr aber auch schon ein kleines bisschen im Stress, denn vor Weihnachten heißt es ja auch, dass man sich um Geschenke kümmern muss. Gerade mit Kindern kann das einfach richtig viel Arbeit machen. Und wenn die Geschenke dann auch noch sinnvoll und nachhaltig sein sollen, dann wird es gleich nochmal komplizierter. Wie geht das also, nachhaltig schenken? Genau das schauen wir uns in dieser Folge an. Ich bin Jessi Jus. Plätzchen backen, Adventskalender befüllen, Geschenke besorgen und koordinieren. Die Vorweihnachtszeit kann vor allem für Eltern ziemlich stressig sein. Wenn man da noch nachhaltig schenken will, kann das alles nochmal komplizierter machen. Viele Kinder haben ja auch ganz konkrete Wünsche, die sich auf den ersten Blick eher nicht so sehr mit den eigenen Nachhaltigkeitsansprüchen vereinen lassen. Aber keine Sorge, meine Kolleginnen Ina Lebedjew und Marisa Becker vom Klimapodcast Mission Energiewende sind davon überzeugt, dass man Weihnachten auch nachhaltig feiern kann. Dazu haben sie einige Autorinnen befragt, die sich genau mit diesem Thema auskennen und auch eine eigene Familie haben. Hallo Marisa, hallo Ina! Du sagst, nach deiner Recherche, nachhaltig schenken kann entlastend sein. Wie meinst du das? Ich glaube, dafür muss man erst mal erklären, dass nachhaltig zu schenken viele Dimensionen hat und eben nicht nur die Frage danach, ob etwas nachhaltig oder fair produziert ist. Diese Frage ist total wichtig, gerade wenn man etwas neu kauft, finde ich. Da würde ich immer versuchen, möglichst auf die Angebote von Läden zurückzugreifen, die da eine Vorauswahl auf Basis von ökologischen Kriterien treffen. Aber für die Gesamtbetrachtung spielt zum Beispiel auch eine Rolle, wie langlebig ist das Geschenk oder wie viele Geschenke gibt es insgesamt. Wird es auch wirklich bespielt am Ende und wo kaufe ich die Geschenke überhaupt? Und ich glaube, in dem Zusammenhang ist es auch noch mal spannend, darüber zu sprechen, wie ich an das Thema rangegangen bin, denn ich habe mich quasi ins Feld begeben, könnte man sagen, und habe bei Eltern nachgefragt, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, wie sie eigentlich mit dem Thema Geschenke umgehen. Das heißt, ich habe ganz viele Impulse aus der Praxis mitgebracht, wie das funktionieren kann und zwar wirklich funktionieren kann, nicht nur auf so einer ganz theoretischen Ebene. Und wenn man das anwendet, dann kann nachhaltig schenken auch wirklich sehr entlastend sein. Was mir auch noch wichtig ist: Wir besprechen das jetzt so im Kontext Weihnachten, aber das lässt sich natürlich auch auf Geburtstage oder eben auch Feste wie zum Beispiel Chanukka übertragen. Das gilt vielleicht auch besonders für Eltern, die in der Zeit vor großen Feiertagen auch noch Geburtstagskinder haben. Aber ich bin gespannt: Welche Tipps hatten die Eltern denn, mit denen du gesprochen hast, damit das Geschenkebesorgen entspannt bleibt? Dazu habe ich tatsächlich ganz unterschiedliche Tipps bekommen. Einer, über den ich wirklich sehr lange selbst nachdenken musste, ist von der Autorin Anke Schmitz. Sie ist im Instagram Kanal Wasteless Hero und sie und ihr Mann handhaben das mit den Geschenken so: Wir schenken unseren Kindern selber nichts zu Weihnachten. Nicht, weil wir das nicht wollen, sondern weil wir einfach schon eigentlich genug haben. Ich suche aber mit denen aus, suche ganz selten mal was Second Hand, was dann jemand anders schenken kann. Da ist mir einfach der Mental Load so krass, wenn ich das alles auch noch alleine machen soll. Aber was wir auf jeden Fall gemacht haben, ist viel mit Großeltern darüber geredet, was es geben soll. Dann haben wir irgendwann gesagt, das ist uns zu anstrengend. Es führt meistens eh nicht zu einer guten Einsicht. Die Großeltern sollen sich einfach überlegen, was sie machen. Und bei manchen ist es so, die geben uns auch tatsächlich einfach Geld für die Kinder. Das legen wir auf ein Bankkonto und die Kinder wissen aber auch, die haben ein Bankkonto. Und wenn die mal wirklich was Großes unbedingt haben wollen, können sie sich das davon kaufen. Klar, wenn man nichts schenkt, dann hat man auch keinen Stress. Eben. Ich finde den Ansatz sehr pragmatisch und irgendwie auch gut. Aber ich schenke zum Beispiel auch einfach wirklich sehr gerne und vor allem auch meinen Kindern. Wir machen es aber auch so, dass es eben nur ein einziges Geschenk von uns als Eltern gibt und ich kümmere mich noch um so eine Kleinigkeit, die bei uns dann in Anführungszeichen vom Christkind kommt. Ah, okay. Also wir wollen zum Beispiel in diesem Jahr die Geschenke zwischen den Erwachsenen weglassen bzw. eher kleine Aufmerksamkeiten austauschen oder eben gute Schokolade oder so. Wenn es um die Kinder geht, dann haben wir fürs Weihnachtsfest über die Jahre immer noch nicht wirklich eine echte Strategie, muss ich sagen. Es gibt auf jeden Fall einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann und vor den Feiertagen wird auch schon wochenlang immer wieder diskutiert, aus welchen Spielsachen die Kids rausgewachsen sind. Die werden dann aussortiert, weitergegeben oder verkauft, je nachdem. Und dann versuchen wir am Ende einfach abzuwägen, was genug ist und was zu viel. Wie handhaben das denn die anderen Eltern, mit denen du gesprochen hast? Also das Credo war so ganz grundsätzlich: weniger ist mehr. Das heißt, weniger Geschenke bedeuten gleich weniger Stress. Bei Milena Glimbowski, das ist die Gründerin von Original Unverpackt, läuft das zum Beispiel so: Ich weiß jetzt auch nicht, ob das wirklich jüdisch ist, aber was ich aus meiner Kindheit kenne, ist, dass wenn es ein Geschenk zu Hanukka gibt, dass man das vorher mit den Eltern bespricht, was es eigentlich sein soll und das Kind sich am Ende eine Sache aussucht. Also man hat nicht nur eine Wunschliste, wie an Weihnachten vielleicht ganz viele Sachen drauf sind und die Eltern suchen sich das aus, was das Kind am Ende bekommt oder der Weihnachtsmann bringt in Anführungszeichen, sondern wir setzen uns zusammen hin und überlegen, okay, was ist die eine Sache, die er wirklich am meisten will und das über Wochen hinweg. Also ich frage nicht eine Woche vor Hanukka, was wir zu dem jetzt eigentlich haben, sondern wir überlegen immer wieder und gucken, okay, was sind eigentlich die Spielzeuge, zu denen er zurückkehrt. Und ja, das ergibt aus meiner Sicht auch total Sinn, denn ganz ehrlich, wenn wir durch einen Spielzeugladen gehen, und das vermeiden wir wirklich, wirklich dolle, dann will meine Tochter auch wirklich so ziemlich alles haben. Und am Ende ist es aber so, manche Wünsche sind einfach Eintagsfliegen. Also die sind dann ganz, ganz schnell wieder nicht mehr aktuell. Und deshalb ist es total gut, längerfristig zu erfragen, was eigentlich wirklich der Wunsch des Kindes ist. Denn nur was dann am Ende eben auch bespielt wird, kann überhaupt ein nachhaltiges Geschenk sein. Denn Ressourcen, die nur rumliegen, sind halt wirklich verschwendet. Das kenne ich auch nur zu gut. Wenn ich mit einem meiner Kinder in die Stadt gehe, um so Alltagsbesorgungen zu machen, dann generiert das total viele Wünsche und Bedürfnisse so spontan, die ich am laufenden Band abschlagen muss. Würde ich all die kleinen Dinge kaufen, würde sich das ganz schön summieren und das Kind könnte auch mit all den Dingen gar nichts anfangen. Also wenn wir dann nach Hause kommen, sind die Sachen oft auch schon wieder völlig vergessen. Aber wenn wir zurückkommen zu den großen Wünschen: Was ist zu tun, wenn dieser Wunsch wirklich so überhaupt nicht zu den eigenen Werten passt? Das kennen wir ja wahrscheinlich alle. Wie geht man damit um? Total. Also ich glaube, das kennt jeder, der versucht, so ein bisschen auf Nachhaltigkeit und Fairness zu achten. Und ich glaube, dass es an dem Punkt total wichtig ist, sich nochmal darauf zurückzubesinnen, was das Schenken eigentlich sozusagen als Akt bedeutet. Und das hat Jenny Kutzu, finde ich, sehr gut zusammengefasst. Sie ist Autorin und Journalistin und gibt bei Instagram als mehr als Grünzeug Impulse für ein nachhaltigeres Miteinander. Wenn Geschenke oder Geschenkewünsche nicht nachhaltig sind oder beziehungsweise ich sie jetzt nicht als nachhaltig einstufen würde oder wo ich einfach ein Problem generell damit habe, weil das irgendwie so ein Plastikglitzeralptraum ist, finde ich, dass so ein Akt des Schenkens ja auch immer ein Akt des Sehens der Person, die beschenkt wird. Also ich sehe, was deine Vorlieben sind, was deine Interessen sind. Ich sehe dich als Person und ich schätze dich als Person in dem, was du bist, quasi. Und wenn wir halt davon ausgehen, dass das Schenken sowas ist, gilt das für mich halt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder. Das heißt, indem ich versuche, den beobachteten Wünschen nachzukommen und da gucke ich dann halt immer, hält das vielleicht über Wochen an, dieses Interesse äußert mein Kind halt diesen Wunsch wiederholt und nicht nur einmal. Also ist da wirklich ein Bedarf da, irgendwie? Dann versuche ich, dem halt auch nachzukommen. Das war ein Ausschnitt aus unserem Podcast Mission Energiewende, in dem es im Dezember um nachhaltiges Schenken geht. Ihr findet in gleich zwei Podcastfolgen zu diesem Thema gerade schon jede Menge Tipps, wie ihr in Zukunft nachhaltig schenken könnt. Und es folgen auch noch zwei weitere Podcastfolgen genau zu diesem Thema. Da können nämlich sehr viele Faktoren eine Rolle spielen, zum Beispiel auch, wie ein Geschenk eingepackt ist. Hört doch mal rein, wenn ihr euch ein paar Tipps für die Vorweihnachtszeit in diesem Jahr mitnehmen wollt. Ich verlinke euch den Podcast selbstverständlich in den Shownotes. Das war’s von mir für heute. Ich sage Danke an Benjamin Serdani, der diese Folge produziert hat. Wünsche euch weiter eine stressfreie Adventszeit. Bis nächste Woche. Detektive M. Zurück zum Thema.