Zasha Colah und Valentina Viviani geht es um das Subversive, um Kunst ohne Rahmen und Sockel, Kunst, die ohne Institution entsteht und besteht. Dafür haben die beiden Kuratorinnen Künstlerinnen und Künstler, sowie Kollektive u. a. aus Myanmar, dem Sudan und Argentinien nach Berlin eingeladen. Insgesamt haben sie für die 13. Berlin Biennale 170 Beiträge von 60 Künstlerinnen und Künstlern zusammengetragen.
Ausgefuchst
Das Leitmotiv der 13. Berlin Biennale ist der Fuchs. In den Städten lebt er oft, entdeckt auf Brachen oder in verlassenen Gebäuden. Er sorgt für Ärger und Erstaunen, erzählt Oliver Körner von Gustorf. In London etwa bewohnten Füchse ein Hochhaus von Google, das sich noch im Bau befindet — sie gruben sich Löcher ins begrünte Dach und fraßen das Essen der Bauarbeiter. Diese Strategie wird auch „foxing“ genannt. Eine Praxis, die Zasha Colah und Valentina Viviani auf die Kunst übertragen. Neben dieser subversiven Art spielt auch Humor eine zentrale Rolle in den Werken. Zum Lachen sind sie aber ganz und gar nicht, denn es ist eine Art von Humor, die aus einer totalen Not und Verzweiflung heraus entsteht, erzählt Oliver Körner von Gustorf.
Dieser anarchische Humor, der da immer wieder auftaucht in der Hauptausstellung, das ist so was, was man entwickelt, wenn wirklich alles gelaufen ist. Oliver Körner von Gustorf, Monopol-Magazin
Foto: Privat
Vergleichbar vielleicht mit der Nachricht eines Freundes, sagt Oliver Körner von Gustorf, der im Sterben liegt und den man an seinem Krankenbett besucht. Um nichts Trauriges zu sagen, verfallen manche Menschen in Humor. Sie sagen etwas Lustiges, um die Traurigkeit und vielleicht auch Verzweiflung zu überspielen.
Zwischen Aktivismus und blinder Bürokratie
Besonders beeindruckt hat Oliver Körner von Gustorf und Sebastian Frenzel das Werk von Merle Kröger, das in einem ehemaligen Gerichtsgebäude in der Lehrter Straße zu sehen ist. In dem komplexen Audiostück geht es um den türkischen Aktivisten Cemal Kemal Altun. Nach monatelangem Kampf gegen seine Abschiebung, stürzte er sich 1983 aus dem Fenster. Seine Familie erfuhr im Rahmen einer Fernsehsendung von seinem Tod. Die verantwortliche Journalistin Navina Sundaram erhielt für ihre Arbeit viel Kritik, denn sie zeigte zum Beispiel die Reaktion der Mutter des Aktivisten, der sie vor laufender Kamera von dessen Tod erzählte.
Die Fernsehaufnahme ist ominöserweise verschwunden, deswegen auch diese Hörspielform, die auf diese Leerstelle, das Verschwinden und auch die Zensur der deutschen Behörden hinweist. Sebastian Frenzel, Monopol-Magazin
Foto: Monopol
In dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, spricht detektor.fm-Moderatorin Sara-Marie Plekat mit Sebastian Frenzel und Oliver Körner von Gustorf vom Monopol-Magazin über die 13. Berlin Biennale, die noch bis zum 14. September 2025 in der Hauptstadt läuft.