Fremde in dieser Welt
In diesem Jahr kuratiert der Brasilianer Adriano Pedrosa die Hauptausstellung der 60. Venedig-Biennale. Wie schon seine Vorgängerin Cecilia Alemani hat auch er sich mit Leerstellen in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Unter dem Titel „Foreigners Everywhere“ holt er Künstlerinnen und Künstler aus Südamerika, dem afrikanischen Kontinent und Asien nach Venedig. Aber er schaut sich auch die Lebensgeschichten von Künstlerinnen und Künstlern an, die den entgegengesetzten Weg gegangen sind, wie Olga Costa, die Anfang des 20. Jahrhunderts von Leipzig nach Mexiko-Stadt ausgewandert ist. Der Titel „Foreigners Everywhere“ lässt sich im Deutschen unterschiedlich übersetzen, so könnte er etwa „Ausländer überall“ aber auch „Fremde überall“ bedeuten. Worauf will Adriano Pedrosa hinaus?
Für den Deutschen Pavillon sind diesmal gleich mehrere Künstlerinnen und Künstler ausgewählt worden. Unter dem Titel „Thresholds“ — zu Deutsch „Schwellen“ — bringt die Kuratorin Çağla Ilk Werke von Yael Bartana und Ersan Mondtag zusammen. Außerdem wird es noch einen Ausstellungsort auf der Insel La Certosa geben. Hier wird es Klanginstallationen von Michael Akstaller, Nicole L’Huillier, Robert Lippok und Jan St. Werner geben. Angesichts der zerstörerischen und krisenhaften Gegenwart beschäftigt sich Yael Bartana in Venedig etwa mit Zukunftsimaginationen. „In ihren Filmen“, sagt Sebastian Frenzel, „bedient sie sich auf eine ganz verstörende Art propagandistischer Filmästhetik.“
Mit dem Gefühl der Fremdheit, mit Migration und mit Brüchen in der eigenen Lebensgeschichte beschäftigt sich auch Julien Creuzet, er wird bei dieser Biennale Frankreich in Venedig vertreten. Er ist nahe Paris und auf Martinique aufgewachsen. Die karibische Insel kurz vor Venezuela gehört zu den Kleinen Antillen und ist bis heute ein Übersee-Département von Frankreich. Saskia Trebing vom Monopol-Magazin hat ihn dorthin begleitet, als der Französische Pavillon der Presse vorgestellt wurde. Seine Kunst, so beschreibt es Saskia Trebing, ist eine Kunst des Suchens und des Augenöffnens.
Worum geht es bei der 60. Venedig-Biennale, und mit welchen Themen beschäftigen sich die Künstlerinnen und Künstler des Deutschen und Französischen Pavillons? Über diese Fragen spricht detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna zum Auftakt der Venedig-Biennale hier bei „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, mit Elke Buhr, Sebastian Frenzel und Saskia Trebing vom Monopol-Magazin.
Und wenn ihr euch noch detaillierter auf einen Besuch in Venedig vorbereiten wollt: Wir verlosen zwanzig Mini-Probeabos des Monopol-Magazins inklusive Venedig-Sonderheft. Schreibt uns eine E-Mail mit eurer Postadresse an verlosung@detektor.fm (Betreff: Kunst & Leben) und sagt uns, warum ihr den Podcast „Kunst & Leben“ hört. Einsendeschluss ist der 30. April. Viel Glück!