Was kostet ein Menschenleben?
Krieg, die Ausbeutung von Mensch und Natur und ungleich verteilte Macht — der Künstler Alfredo Jaar beschäftigt sich mit den ganz großen Themen unserer Zeit.
Er ist unter dem Pinochet-Regime in Chile aufgewachsen, eine Zeit, die auch seine Kunst sehr prägte. Er studierte zunächst Architektur, entschied sich dann aber doch für die Kunst. Anfang der 1980er Jahre reiste er nach Serra Pelada und fotografierte die Menschen, die dort in den Goldminen arbeiteten. Er sah von der Arbeit gezeichnete Arbeiter, überzogen mit Schlamm und einer leichten Goldschicht, die Tag für Tag mit einfachen Werkzeugen in die Minen gingen und Gold schürften.
Einige dieser Bilder zeigte Jaar später unter dem Titel „Rushes“ in der New Yorker U-Bahn, gemeinsam mit den aktuellen Goldwerten. Was ist der Preis dieser Ausbeutung, fragte der Künstler die Broker auf dem Weg zur Wall Street.
Die Welt im ZIP-Ordner
Ein Warnsignal an die Welt soll auch Jaars aktuelle Installation „The End of the World“ sein, die er gerade im Kesselhaus des KINDL — Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin zeigt. Der 20 mal 20 Meter große Raum ist in rotes Licht getaucht, eine Signalfarbe und gleichzeitig auch die Farbe des Lebens, die Farbe des Blutes, erzählt Daniel Völzke vom Monopol-Magazin im Podcast. Im Zentrum des Raumes steht eine Vitrine, in der sich ein vier mal vier Zentimeter großer Würfel befindet. Aufgebaut ist er aus zehn Schichten: Kobalt, Seltene Erden, Kupfer, Zinn, Nickel, Lithium, Mangan, Coltan, Germanium und Platin. Es sind die Rohstoffe, die unsere Welt zusammenhalten und ein Grund für die Kriege von heute und morgen sein werden, sagt Alfredo Jaar. Das Wissen um diese Rohstoffe und ihrer Bedeutung hat er in einen unscheinbar wirkenden Würfel gepackt — komprimiert wie in einem ZIP-Ordner, sagt Daniel Völzke.
In dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, spricht detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna mit Daniel Völzke vom Monopol-Magazin über den chilenischen Künstler Alfredo Jaar. Er zeigt noch bis zum 1. Juni 2025 seine Installation „The End of the World“ im Kesselhaus des KINDL — Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin.