Ein Werk als ewige Suche …
Bas Jan Ader wird in eine bewegte Zeit hineingeboren — seine ersten Kindheitsjahre verbringt er Ende des Zweiten Weltkriegs im niederländischen Winschoten. Schon früh verliert er seinen Vater, der 1944 von deutschen Besatzern erschossen wird. Er hatte gemeinsam mit seiner Frau geflüchtete Jüdinnen und Juden versteckt. Bas Jan Ader ist damals zwei Jahre alt, sein Bruder gerade geboren. Erlebnisse, die auch in seinem Werk auftauchen, das geprägt ist von einer stetigen Sinnsuche und dem Wunsch, hinter den Horizont schauen zu können. Ein Sehnen und Vorhaben — das allein schon aus physikalischen Gründen zum Scheitern verurteilt ist.
In der Kunst von Bas Jan Ader geht es oft um die Frage, welchen Platz der Mensch in der Welt hat.
Saskia Trebing, Monopol-Magazin

Es ist ein Werk, sagt Saskia Trebing, das sich vor allem mit der Suche beschäftigt und weniger mit dem Ankommen. Anfang der 1960er Jahre — Bas Jan Ader ist gerade einmal 19 Jahre alt — tritt er eine große Reise an. Er segelt von Marokko nach Kalifornien. Seine Suche führt ihn nach Los Angeles. Er beginnt in den folgenden Jahren eine Reihe von Werken, in denen er sich intensiv mit der Schwerkraft auseinandersetzt. 1970 etwa stürzt er sich dafür von einem Dach und landet vor dem Haus zwischen Veranda und Busch, unverletzt.
Wenn der Künstler seinen eigenen Körper benutzt, um diese Schwerkraft und diese physikalischen Gesetze immer wieder auf die Probe zu stellen, dann liegt darin eine ganz interessante Spannung. Weil man weiß, wie es ausgeht, aber es gibt diese kleinen Momente, wo man dann doch ganz kurz schwebt.
Saskia Trebing
… und mysteriösen Verschwinden
Mitte der 1970er Jahre plant Bas Jan Ader eine dreiteilige Performance mit dem Titel „In search of the miraculous (songs for north Atlantic)“. Dafür will er noch einmal den Atlantik überqueren in nichts weiter als einem knapp vier Meter langen umgebauten Segelboot. Ader ist zwar ein erfahrener Segler, aber selbst für ihn ist dieses Vorhaben sehr gewagt. Hätte er es geschafft, so Saskia Trebing, wäre es ein Weltrekord geworden. Es sollte eine Reise ohne Wiederkehr sein — 10 Monate, nachdem Bas Jan Ader die USA verließ, wird sein Boot vor der irischen Küste von Fischern gefunden. Aber von dem Künstler keine Spur. Bis heute weiß man nicht, was ihm widerfahren ist.
In dieser Folge von „Kunst und Leben“, dem Podcast in Kooperation mit dem Monopol-Magazin, spricht detektor.fm-Moderatorin Sara-Marie Plekat mit Saskia Trebing vom Monopol-Magazin über die Kunst und die Suche und das Verschwinden des niederländischen Künstlers Bas Jan Ader. Die Hamburger Kunsthalle widemt dem Konzeptkünstler 50 Jahre nach seinem Verschwinden die Retrospektive „I’m searching …“. Besichtigen könnt ihr sie noch bis zum 24. August.