Mit großen Schritten gehen wir dem Jahresende entgegen. Zeit, nochmal zurückzuschauen. Was war denn eigentlich los in diesem Kunstjahr 2025? Welche Themen waren relevant? Welche Ausstellungen haben viel Aufmerksamkeit bekommen? Und wie sieht das eigentlich in der Kulturpolitik aus? Ein bisschen haben wir das schon in der vergangenen Folge angesprochen. Da ging es um die Top 100. In dieser Folge wollen wir da nochmal tiefer einsteigen. Mein Name ist Sarah Mariplikat. Hallo! Kunst und Leben – Der Monopol Podcast von detektor.fm. Heute sind wir wirklich in großer Runde. Ich freue mich sehr auf dieses Gespräch. Es wird um ganz unterschiedliche Themen gehen: um Kulturpolitik, Strukturveränderungen im Museum und um die Kunstszene in den USA. Große Themen, die wir da besprechen wollen. Hier jetzt bei mir sind Elke Buhr, Silke Hohmann und Sebastian Frenzel vom Monopol Magazin. Schön, dass ihr da seid! Hallo! Ihr wart dieses Jahr sicherlich wieder viel unterwegs in Sachen Kunst. Wohin steuert denn die Kunstwelt? Welche Entwicklungen habt ihr so bemerkt in diesem Jahr? Große Frage direkt am Anfang. Oh Gott, du bist gemein! Also ich hatte das Gefühl einer sanften Stagnation. Also ich hatte das Gefühl, dazu passt ja auch, dass wir Gerhard Richter auf die Eins genommen haben, der jetzt nicht der Neueste, das neueste Kid on the Block ist. Also ich hatte das Gefühl, dass es sich so ein bisschen zurückzieht aus seiner Ratlosigkeit. Also durch diese krasse Krisensituation, politisch, durch diese politische Polarisierung, durch diese Verunsicherung auch. Also man hatte ja die letzten Jahre davor immer das Gefühl, okay, es wird alles irgendwie immer progressiver. Es gibt mehr Diversität und so weiter. Das ist jetzt allein durch die Entwicklung in den USA, auf die wir später noch kommen, abgebremst. Und gleichzeitig hat der Kunstmarkt stagniert. Und ich glaube, das ist dann natürlich so eine natürliche Reaktion, dass man sich so ein bisschen darauf zurückzieht, auf das, was man kennt. Und am Ende stehe sogar ich vor einem Baselitz-Bild und finde das irgendwie rührend, weil der alte Baselitz jetzt mit seinem Rollstuhl über seine Bilder rollt und man die Spuren sieht. Also das war nur so ein Symptom für mich. Sebastian, du? Ja, kann ich bestätigen. Ich fand auch, und das wurde ja auch so beschrieben und auch kritisiert, dass auch die Biennalen in diesem Jahr zum Beispiel sehr zurückhaltend waren. In Sao Paulo die Biennale oder auch die Berlin Biennale. Da war das Motto dann der Fuchs, der irgendwie leise durch die Stadt schleicht. Und da geht es so um Menschlichkeit und um ganz leise Töne, die man anschlagen will, weil man natürlich auch niemanden vor den Kopf schlagen will, gerade. Also in den letzten Monaten und Jahren davor konnte die Kunstwelt ja irgendwie gar nichts richtig machen und jedem wurde gleich das Label Antisemit oder keine Ahnung was angehängt. Und ja, ein bisschen zieht die Kunstwelt gerade den Kopf ein. Ist das auch dein Eindruck, Silke? Ich fand es zugleich ziemlich schön zu sehen, dass viele Künstler, die man so in den letzten Jahren, Jahrzehnten so hat begleitet und hat wachsen sehen und die man vielleicht noch so erinnert als so heißer junger Tipp, so dass die jetzt so richtig tolle, reife, richtig richtig gute große Museumsausstellungen gemacht haben. Also sei es so ehemals so wilde wie Sarah Lucas, oder Tracy Emin oder Peter Deuck. Und ja, wo man auch zugleich sieht, bei aller Unruhe und aller Unsicherheit, dass die Künstler und die Kunst auch irgendwie ganz gut bei sich selbst bleiben kann. Ein bisschen sich zurücknehmen, sich darauf besinnen, was wir schon haben, irgendwie ja, ein bisschen leiser sich bewegen. Gleichzeitig sind aber auch ganz schön große Namen unterwegs gewesen. Mir fällt jetzt zum Beispiel die Kooperation zwischen dem Hamburger Bahnhof und Chanel ein, mit Clara Hosnedlovar zum Beispiel. Und auch im kommenden Jahr soll ja auch eine sehr große Ausstellung Marie Suite Cattelan nach Berlin kommen. Wie passt das zusammen? Also genau wie auf der einen Seite dieses sich selber zurückziehen, aber auch gleichzeitig so große Events schaffen. Ich glaube, was wir alle bemerkt haben, ist so, dass die Kunstwelt vielleicht leiser und ruhiger wird, sich aber dann auf gewisse Momente konzentriert. Man merkt es auch an der Dauer oder dem Rhythmus der Eröffnung. Wir haben so das Gefühl, die Ausstellungen in den Galerien, aber auch in den Institutionen dauern immer länger. Es gibt weniger Eröffnungen. Das hat natürlich mit Kostendruck auch zu tun. Da spart man Mittel, da spart man ganz hohe Kosten. Aber vielleicht auch damit, dass in so einer umkämpften Aufmerksamkeitsökonomie man so Momente setzen muss, die in Erinnerungen bleiben. Und da hat der Hamburger Bahnhof mit dieser Chanel Commission jetzt tatsächlich Neuland betreten. Wir kannten das bisher eigentlich nur aus London von der Tate Modern. Die haben die Hyundai Commissions, wo in der Turbinenhalle immer eine große Installation eröffnet wird im Oktober. Oder das Metropolitan Museum in New York, die auf dem Rooftop, also auf der Dachterrasse, immer eine tolle Installation haben. Und da fokussiert sich dann so die Aufmerksamkeit. Und das will der Hamburger Bahnhof oder das wollen die deutschen Museen natürlich auch schaffen oder müssen sie auch schaffen. Und deshalb gibt es so eine Konzentration auf diesen Frühjahrstermin irgendwann so April, Mai und den Herbsttermin, wenn alles nach den Ferien wieder losgeht, September, Oktober. Da sind viele Messen in London und in Paris. Da ist in Berlin die Art Week und diese ja so Highlight-Momente im Jahr. Darauf steuert es ein bisschen zu. Wir haben gerade schon über die neue Partnerschaft zwischen dem Hamburger Bahnhof und Chanel gesprochen, also auch in der Mode, einem Modekonzern. Das ist ein ähnliches Phänomen, das ja auch in Paris zu beobachten gewesen ist bei der Art Basel, wo du warst, Silke, oder? Ja, also auf der Art Basel in Paris, da ist natürlich die Mode oder ich sage mal die Luxusmarken, die sind da sowieso sehr nah. Und da ist zum Beispiel auch Louis Vuitton als Marke optisch auch auf der Messe immer sehr präsent und zwar auch durchaus mit Handtaschen diesmal von Murakami gestaltet. Das ist so das klassische Modell. Die großen Marken präsentieren sich gegen Geld oder Standgebühr im Kontext der Kunst, um sich damit aufzuwerten. Gleichzeitig hat aber die Fondation Louis Vuitton, also das Museum mit Gerhard Richter, die Ausstellung des Jahres ausgerichtet. Und in Paris gibt es inzwischen viele dieser Privatmuseen, die richtig Programm machen, also die Bourse de Commerce und Fondation Cartier, aber auch Pernod oder Lafayette Anticipations. Die geben wirklich Impulse in der Ausstellungswelt. Und die neue Adresse von der Fondation Cartier zum Beispiel, die ist direkt neben dem Louvre und behauptet von sich, größer zu sein als das Centre Pompidou. Also das ist schon wirklich eine Ansage. Man kann feststellen, dass die Luxusmarken wirklich als Akteure auftreten und dass sie nicht mehr wie früher einfach sich irgendwie in der Kunst präsentieren wollen, sondern dass es auch eine Wechselwirkung gibt. Also dass sie auch was anzubieten haben, was auch für die Künstlerinnen und Künstler interessant sein muss, damit sie überhaupt mitmachen. Also wenn zum Beispiel Miu Miu in Paris im Kontext der Art Basel dann eine sehr modeaffine Ausstellung mit einer Künstlerin wie Helen Martin macht oder eine Künstlerin wie Anne Imhoff in einem Clip von Alessandro Michele, dem neuen Designer von Valentino, auftritt, dann ist das für mich ein Zeichen dafür, dass nicht mehr wie früher irgendwie alle nur in die Kunst wollen, sondern umgekehrt die großen Marken, die Modemarken, die Luxusmarken auch selber als Player Content liefern, der für die Kunst interessant ist. Also die Sophistication, sozusagen, leihen sie sich nicht mehr bei der Kunst, sondern müssen sie auch selber ein bisschen bieten. Und das ist so eine Gegenseitigkeit. Und ja, das ist eigentlich ein neues Level von diesem ziemlich komplex gewordenen Verhältnis zwischen Kunst und Mode oder Schrägstrich Luxusmarken. Und natürlich geht es auch um Geld. Also hat ja Louis Vuitton schon erwähnt. Nein, ich habe auch ganz gemeine Zahlen dazu rausgesucht. Wir sprechen ja immer von der Kunstwelt und denken, die ist so wahnsinnig groß und wichtig. Aber tatsächlich hat LVMH, also der Konzern hinter Louis Vuitton, noch eine Reihe anderer großen Modefirmen. Deren Umsätze haben sich seit 2010 vervierfacht und sind um 30 Prozent höher als der gesamte Kunstmarkt. Also so viel mal zur Größenordnung und wer da eigentlich mit wem spielt und kollaboriert. Aber es kommen, wie Silke sagte, dabei tolle Sachen heraus. Es sind halt gerade diese Momentum-Ereignisse, die auch so einem Interesse von einem jüngeren Publikum entsprechen, die so ein bisschen mehr auf Eventkultur oder auf Erlebnisse und Erfahrungen abgehen und nicht unbedingt darauf, dass man so ein totes Objekt betrachtet. Wenn Sie dann aber doch gern Richter anschauen und sehen, wie man in 90 Jahren Malerlaufbahn quasi die Malerei neu erfunden, durchstochen, hinterfragt und so weiter hat, dann umso besser. Wobei ich an dieser Stelle noch sagen möchte, dass die neue Fondation Cartier von Jean Nouvel nicht mal ein Zehntel so cool ist wie das Centre Pompidou. Also das war eigentlich die einzige Enttäuschung in diesem Herbst. Das ist so ein Gebäude, wo man sich denkt, was soll das denn jetzt? Also es war irgendwie so gar nicht, gar nicht cool und gar nicht für die Kunst geeignet. Aber gut, irgendwann muss auch mal was schiefgehen. Wir haben jetzt gerade schon sehr über Luxus und viel Geld gesprochen. Gleichzeitig, wenn man sich jetzt den Markt anschaut, der war in diesem Jahr schon sehr von so Schwankungen, sehr starken Schwankungen auch betroffen, von Krisen in der Kunstwelt. Da ist ja immer wieder die Rede. Aber wie ist es jetzt dem Kunstmarkt im letzten Jahr, also jetzt im vergangenen Jahr, eigentlich ergangen? Also ich finde das ganz spannend, dass gerade jetzt im Herbst eigentlich auf einmal wieder so ein Aufschwung ist. Also es wird jetzt von einem mittlerweile dreijährigen, von einer dreijährigen Flautezeit gesprochen. Und es ist ja immer so, am liebsten spricht man ja von der Flaute in dem Moment, wo sie vorbei ist, weil ja die Galerien mögen das ja gar nicht oder auch die Auktionshäuser und so weiter. Die mögen das ja gar nicht, wenn man immer so sagt, es läuft eigentlich gar nicht. Also selbst wenn es der Fall ist, soll man da ja nicht drüber reden, damit es nicht alles noch schlimmer wird. Deswegen kann man jetzt natürlich ganz frei darüber reden, dass es eigentlich in diesem Jahr und auch im letzten Jahr nicht so gut gelaufen ist, weil im Herbst bei den Auktionen in New York es plötzlich wieder total angezogen hat und es diesen Mega-Rekord für das Klimt-Gemälde gab, was für 236 Millionen bei Sotheby’s verkauft wurde, was irgendwie der höchste Preis für ein modernes Gemälde ever ist. Und das jetzt auch gerade jetzt, während wir sprechen, war ja noch die Art Basel in Miami. Und da wurde auch am Anfang schon gesagt, ja, wir wollen jetzt den Schwung mitnehmen. Und hier haben die schon irgendwie einige Blutschips verkauft. Hauser & Wirth hat mehrere Verkäufe von einer Million gemeldet. Also das heißt, es gibt so ein bisschen am Horizont scheint es so, als würde der Kunstmarkt sich erholen. Aber er hing ein bisschen durch. Und was wir halt als Redaktion auch versucht haben, immer rauszufinden, ist: Ist das eigentlich ganz normal zyklisch, nach dem Motto, geht mal hoch und mal runter? Oder ist es ein Strukturwandel, der sich halt vielleicht auch darauf bezieht, dass eine gewisse Generation von Galerien, die halt mit dem Markt groß geworden sind, dass sie einfach so ein bisschen ihren Lebenszyklus erreicht haben und dass vielleicht jetzt auch was Neues kommen muss. Und ich glaube, eine Antwort darauf haben wir noch nicht. Aber das ist was, was wir im nächsten Jahr, glaube ich, sehr gespannt beobachten werden. Wir haben gerade schon darüber gesprochen, dass es wieder so ein bisschen aufwärts geht, wenn es so um die finanziellen Aspekte geht oder den Markt an sich. Und wenn man sich die Galerienlandschaft oder die Kunstlandschaft so generell aber anschaut, die Kulturlandschaft, dann ist da schon einiges, was im Argen liegt. Zum Beispiel US-Präsident Donald Trump, der die Museen seit Tag eins seiner Präsidentschaft zu Staatsfeinden, Enemy of the People, erklärt. Welche Auswirkungen haben denn seine Dekrete auf die Kulturlandschaft in den USA und vielleicht auch weltweit? Ja, das ist echt katastrophal. Irgendwie hat man ja auch keine Lust, mehr da immer so Öl ins Feuer zu gießen und diesem Deppen überhaupt mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Aber man muss wirklich sagen, Trump hat von Anfang an die Kultur zum Staatsfeind erhoben, genau wie die Medien, genau wie die Wissenschaft. Also überall, wo Experten sitzen, Leute, die sich vielleicht für Gleichheit oder progressive Ideen einsetzen, da funkt er rein. Und das sind nicht nur diese rhetorischen Wolken, die er da schlägt, um irgendwie den Kulturkampf anzuheizen. Das hat auch ganz konkrete Auswirkungen. Also es werden massiv die Mittel gekürzt. Alle Museen, die Ausstellungen machen, die der Regierung nicht passen, denen werden die Fördermittel gestrichen. Es sind zahlreiche Museumsdirektoren zurückgetreten oder zurückgetreten worden, weil sie dem Druck nicht mehr standgehalten haben, weil Online-Hetzkampagnen gegen sie entfacht werden. Und es ist wirklich eine Stimmung zwischen Resignation, Verzweiflung, Angst, Angst um Kunstfreiheit, um Wissenschaftsfreiheit, wo viele Leute jetzt einfach noch mehr den Kopf einziehen und ihr eigenes Ding machen, was im privaten Sektor ja auch irgendwie vielleicht noch geht. Aber es geht da um ganz zentrale Fragen, ja auch der Geschichte und der Kulturgeschichte, der Erinnerungskultur, der Frage, wie man mit der Geschichte der Sklaverei umgeht, mit Frauenrechten, mit dem Rassismus in den USA. Ja, symbolisch war eigentlich dann noch, dass Donald Trump den Ostflügel des Weißen Hauses hat abreißen lassen, um da sein Mar-a-Lago-Ballsaal zu bauen, wo er dann im nächsten Jahr die 250 Jahre Unabhängigkeitsfeier begehen wird und eine Militärparade durch die neuen Triumphbogen stattfinden lassen will. Also das ist irgendwas zwischen totaler Lächerlichkeit und total gefährlichem Autoritarismus. Und hierzulande, wie ist es da mit unserem Kulturstaatsminister Wolfram Weimar? Wie performt der? Welche Themen setzt er? Naja, wenn man nach dem, Sebastian, uns gerade so fulminant erzählt hat, wie schrecklich es in den USA geht, möchte man natürlich sagen, ach, im Verhältnis dazu haben wir gar kein Problem. Aber das stimmt natürlich nicht. Also ja, Staatsminister Weimar hat in seinen ersten Monaten des Amtes aus unserer Perspektive noch nicht so fantastische Sachen gemacht. Und er ist halt jetzt gerade auch wirklich so dermaßen unter Beschuss gekommen, eben wegen seiner Weimar Media Group, die diesen Ludwig Erhard Gipfel veranstaltet, bei dem halt Leute irgendwie bis zu 80.000 Euro bezahlen, um in die Nähe von Politikern zu kommen. Und er hat ja sich daraus verabschiedet, also sozusagen, er hat die Anteile, seine Anteile an dieser Firma abgegeben an einen Treuhänder. Es wird aber nicht gesagt, wer der Treuhänder ist. Und seine Ehefrau führt jetzt einfach, da sie ja sein Medienunternehmen weiter führt. Und das ist eigentlich etwas, das geht gar nicht. Die interessante Volte dabei ist ja, dass die schärfsten Angriffe dagegen kommen von rechts. Also es gab jetzt auch von der AfD diesen Antrag, er solle zurücktreten. Da haben die anderen Parteien dem nicht zugestimmt, was auch richtig ist, weil man nicht mit der AfD über solche Dinge abstimmt. Aber eigentlich ist es natürlich unmöglich, dass ein Medienunternehmer sozusagen mit Kontakten zu Politikern Geld macht und dann Politiker wird. Also da fragt man sich wirklich, wer hat den Mann eigentlich und wer hat Merz und Weimar eigentlich vorher mal erklärt, wie die Regeln sind. Das ist ja total klar, dass man damit auf die Nase fällt und kritisiert wird. Und das ist halt schade, weil es natürlich wieder davon ablenkt, was wir eigentlich in der Kulturpolitik brauchen. Und in der Kulturpolitik brauchen wir eben keinen Kulturkampf. Das hat Weimar ja interessanterweise sogar selbst gesagt, kürzlich in einem großen Interview mit der Zeit, wo er gesagt hat, wo er sozusagen selber gesagt hat, wir beenden jetzt den Kulturkampf. Was lustig ist, weil er ja selber eigentlich sehr aktiv im Kulturkampf ist, indem er so Vokabeln benutzt wie Zwangsgebühren für die Rundfunkgebühren und so weiter und wie er selber Gendersprache in den Museen verbieten wollte, was er gar nicht kann und was dann eigentlich auch alle einfach ignoriert haben und worüber er dann auch jetzt, glaube ich, gar nicht mehr spricht. Also besonders glücklich hat er bislang nicht agiert. Schade ist halt, dass er derjenige ist, der jetzt in diesen Kürzungsorgien die Kultur halt wirklich verteidigen müsste, dass er aber selber halt so ein bisschen das vermischt mit Kultur, die ihn interessiert, die ihn weniger interessiert und warum jetzt am Ende zum Beispiel das Haus der Kulturen der Welt für nächstes Jahr mit sehr, sehr viel weniger Budget dasteht vom BKM. Da sagen natürlich alle, das hat keine politischen Gründe. Das kann jetzt auch keiner nachprüfen, aber offensichtlich hat er sich da auch nicht richtig für in die Bresche geworfen. Also ja, wir werden sehen, wie das weitergeht. Zum Schluss, also man hat das Gefühl, irgendwie es wird alles immer dramatischer, immer schlimmer. Zum Schluss der Blick noch auf Berlin, ganz konkret. Es ist einer der Skandale des Jahres. In der durch massive Kürzungen im Kulturbereich, das haben wir auch schon angesprochen, ohnehin schon angespannten Lage in Berlin wurde vor gut einem Monat bekannt, dass der ehemalige Kultursenator von Berlin, Joe Giallo, von der CDU, der mittlerweile zurückgetreten ist, auch Fördergelder unsachgemäß erteilt haben soll. Explizit geht es da um vermeintliche Projekte gegen Antisemitismus. Was ist da los? Ja Mensch, wir reden nur über Politik heute, aber wir kommen auch noch auf die Kunst. Also ja, das ist wirklich ein ziemlicher Skandal, wenn sich das alles so bewahrheiten sollte. Also es geht darum, dass einerseits Berlin sehr viel Gelder einsparen muss im Kulturbereich. Das sind 10 Prozent oder 130 Millionen in diesem Jahr und in den kommenden Jahren dann auch nochmal. Gleichzeitig wurde ein Sondertopf aufgesetzt für Fördergelder, die Projekte gegen Antisemitismus unterstützen sollen. Das ist natürlich eine total gut und richtige Sache und auch wichtig. Das Problem ist nur, dass bei der Vergabe offenbar Giallo eher parteipolitische Interessen verfolgt hat und nicht den Kampf gegen Antisemitismus. Die Kulturverwaltung hat da frühzeitig gewarnt, weil nämlich statt des rechtmäßigen Vergabeverfahrens, wo es inhaltliche Prüfungen gibt, wo man bestimmte formale Kriterien auch erfüllen muss, es offenbar aus der CDU-Fraktion eine Liste gab, auf der die Projekte, die gefördert werden sollen, schon notiert waren. Das heißt, von oben herab wurde so ein bisschen gesagt, hier, diese Projekte sollen gefördert werden, quasi ohne inhaltliche Prüfung durch die Kulturverwaltung, die dafür zuständig wäre. Und viele dieser Projekte, an deren Kompetenz gibt es einfach ernsthafte Zweifel. Da war zum Beispiel eine Immobilienverwaltung, dann gingen 90 Millionen Euro an eine GmbH, zu der sich im Internet nur ein Firmenregistereintrag findet und sonst eigentlich nichts. Da gab es Projekte ohne ordnungsgemäße Geschäftsführung, unverständliche Anträge und so weiter. Also eine Reihe von formalen Mängeln und diese Projekte hätten eigentlich gefördert werden dürfen. Jetzt steht der Vorwurf im Raum, dass Giallo quasi so Gutsherrenart von oben herab dekretiert, diese Projekte werden gefördert und jene nicht und dabei eher Projekte fördert, die ihm privat oder parteipolitisch nahestehen. Ja, ich glaube auch noch nicht mal, dass er das unbedingt war, sondern dass natürlich seine Partei ihm da von hinten das einfach so durchgereicht hat. Und deswegen hoffe ich auch, dass die jetzt noch amtierenden CDU-Mitglieder, die mit dieser Vergabe zu tun haben, dass die dann auch zur Rechenschaft gezogen werden und nicht nur Herr Giallo, der ja sowieso nicht mehr im Amt ist. Aber wir werden sehen. Es ist halt einfach fatal, weil dieser Antisemitismusvorwurf ist ja zentral in diesen ganzen Kulturkampfdebatten. Und der Kampf gegen Antisemitismus ist super wichtig, aber wenn er instrumentalisiert wird oder benutzt wird, dann ist es halt einfach ein Eigentor oder ja, eigentlich bewirkt das Gegenteil im schlimmsten Fall. Bei allem, was wir gerade beschrieben haben, da werden wir auch in der kommenden Folge nochmal expliziter darauf eingehen. Aber gibt es auch einen schönen Aspekt in diesem Jahr? Gibt es was Positives, was ihr am Ende gerne noch sagen möchtet? Also Kaspar König, der große Kurator, der 2024 im Sommer gestorben ist, hat mal gesagt, es kann etwas Tröstliches haben, sich mit Kunst zu beschäftigen, weil sie so ihre eigene Zeitlichkeit hat. Und auch im kommenden Jahr gibt es wieder tolle Ausstellungen, über die sprechen wir in der nächsten Folge nochmal. Aber die gute Nachricht ist für mich immer: Die Kunst macht weiter. Vielen vielen Dank euch für das Gespräch. Das sagen Silke Hohmann, Sebastian Frenzel und Elke Buhr vom Monopol Magazin. Danke euch, dass ihr hier wart. Sehr gerne! In unserer letzten Folge in diesem Jahr, die ihr bequem über die Weihnachtsfeiertage hören könnt, da schauen wir voraus: Was wird 2026 in der Welt der Kunst interessant? Welche Ausstellungen solltet ihr auf gar keinen Fall verpassen und jetzt schon notieren? Und wo lohnt es sich, 2026 hinzuschauen? Produziert hat diese Folge Tim Schmutzler. Und mein Name ist Sarah Marie Plekat. Macht’s gut und bis zum nächsten Mal. Kunst und Leben – der Monopol Podcast von detektor.fm.