Die Kinder blieben zurück
Belfast im Dezember 1972 — die verwitwete Jean McConville ist mit ihren zehn Kindern zu Hause und will sich in der Badewanne ein bisschen entspannen. Da klopft es an der Tür und eine Gruppe Männer mit Sturmhauben steht davor. McConville wird mitgenommen und nie wieder lebend gesehen, ihre Kinder bleiben zurück.
29 Jahre später sitzt Dolours Price in ihrem Wohnzimmer und spricht für das „Belfast Project“ über die Zeit des bewaffneten Konflikts zwischen katholischen und protestantischen Gläubigen in Nordirland, der sich bis Ende der 90er Jahre hinzog. Die packende Mini-Serie „Say Nothing“ erzählt die Geschichte von Dolours und ihrer Schwester Marian und einigen weiteren wichtigen Akteurinnen und Akteuren der damaligen Zeit und ihrer Beteiligung an der Gewalt, die die Region nachhaltig erschüttert hat.
Verrat und Sinnfragen
Zunächst wirkt der Beitritt der beiden Schwestern zur IRA, der Irish Republican Army, wie eine Art feministisch-emanzipatorischer Akt. Doch die Serie thematisiert auch die Traumata, die der Konflikt hinterlassen hat. So wird die Stimmung bald deutlich düsterer, die Schwestern kommen ins Gefängnis, müssen sich mit Verrat auseinandersetzen und der Tatsache, dass ihr hehres Ziel — ein vereintes Irland — nach wie vor in weiter Ferne liegt. Und nicht nur das: Unschuldige Menschen sind gestorben und sie waren daran beteiligt. Zwangsläufig stellt man sich auch als Zuschauerin und Zuschauer die Frage: War es das wert?
„Say Nothing“ könnt ihr bei Disney Plus anschauen.
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