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Bild: Promofoto | Maisie Cousinsal

Album der Woche | Anna Calvi – Hunter

Von der Gejagten zur Jägerin

Anna Calvi ist bekannt für ihren opernhaften Gesang und ihr virtuoses Gitarrenspiel. Brian Eno und David Byrne sind bekennende Calvi-Fans. Auf ihrem dritten Album „Hunter“ lässt sie eine schmerzliche Trennung hinter sich und spielt mit Geschlechteridentitäten.

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Das Album der Woche wird präsentiert von Dockin. Promo-Code: detektor10


Anna Calvi ist auf der Jagd – nach Erfahrungen, nach Freiheit, nach Stärke. Aber auch nach Verletzlichkeit und Schönheit. Weg mit überholten Geschlechteridentitäten und angeblich typischen Verhaltensweisen, wir sind alle mehr als unsere körperlichen Merkmale. Auf ihrem neuen, dritten Album Hunter finden all diese Dinge Ausdruck. Die Rollen, die Mann und Frau in der Gesellschaft zu spielen haben, waren ihr schon immer zu eng, erzählt sie. Auf Hunter hat sie nun ganz bewusst ihre Identität erforscht.

Eine Frau muss verletzlich sein, ein bisschen passiv, sexy aber nicht zu sehr und sie darf keine Haare haben. Für Männer ist das ähnlich, auch ihnen werden irgendwelche Eigenschaften zugeschrieben. Und zwischen diesen Idealen und der Wirklichkeit klafft eine Riesenlücke. Als Kind habe ich gerne mit Autos und Schwertern gespielt und bin auf Bäume geklettert. Ich fand es total frustrierend, dass die Jungs nicht mit mir Fußball spielen wollten, weil ich ein Mädchen war. Ich hatte das also schon immer in mir. Aber auf diesem Album habe ich das genauer untersucht. – Anna Calvi

Hendrix und Debussy

Calvi ist in England aufgewachsen, schon mit sechs Jahren hat sie angefangen Geige zu spielen, mit acht Gitarre. Captain Beefheart und Jimi Hendrix lagen genau so oft auf dem Plattenteller ihrer Eltern wie Maria Callas und Claude Debussy. Später hat sie Musik studiert und Gitarrenunterricht gegeben, bevor ihre eigene Karriere richtig in Schwung kam. Schon früh hatte sie Fans unter ihren Kollegen, The Coral-Gitarrist Bill Ryder-Jones verhalf ihr zum Plattenvertrag, Brian Eno wurde so etwas wie ihr inoffizieller Mentor. Ihre ersten beiden Alben wurden für den Mercury Prize nominiert, sie vereinen Theatralik, Seelendrama und große Gesten.

Vor einiger Zeit ist Anna Calvi nach Straßburg gezogen. Sie hatte sich von ihrer langjährigen Partnerin getrennt und ist ihrer neuen Liebe nach Frankreich gefolgt. Dort kannte sie niemanden und sie konnte sich auch in dieser Hinsicht neu entdecken. In dieser neuen Umgebung sind die Songs entstanden. Sie vereinen beide Perspektiven, die der Jägerin und die der Gejagten, es geht um sexuelle Freiheit, Intimität und Geborgenheit.

Ich fand des wichtig, die Geschichte einer Jägerin zu erzählen. Weil Frauen in unserer Kultur ja meist die Gejagten sind. Es geht darum, Erfahrungen und Freiheit zu suchen, also gewissermaßen zu jagen. Es gibt also Stärke auf dem Album, aber natürlich gibt es auch Verletzlichkeit. Manchmal ist man eben auch die Gejagte. Dieser Kontrast war mir wichtig. – Anna Calvi

Ein Album voller Kontraste

Die Musik ist vielfältig, mal sind die Gitarren dunkel und verhallt, dann tanzen sie silbrig übers Wasser. Mal donnert das Schlagzeug, mal zeichnet es sanfte Texturen in den Hintergrund, Calvis Stimme ist kraftvoll, selbstsicher und lustvoll. Hunter hört sich an wie ein Filmsoundtrack, der die verschiedenen Szenen und Stimmungen untermalt. Zur Unterstützung hat sich Calvi unter anderem Keyboarder Adrian Utley von Portishead und Bassist Martyn Casey von den Bad Seeds ins Studio geholt. Und mit ihnen hat sie auch ein bisschen improvisiert.

Die Gitarrenparts sind spontan entstanden. Für das Keyboard hatte ich viel vorher ausgearbeitet. Im Studio haben wir dann auch ein bisschen herumexperimentiert. Es ist also eine Kombination aus akribischer Planung und Spontanität. – Anna Calvi

Hunter von Anna Calvi ist stürmisch und schmutzig, elegant und graziös. Ein großartiges, eindringliches Statement einer außergewöhnlichen Künstlerin, mit der man gerne auf die Jagd geht.

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