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Album der Woche: Friendly Fires – Pala

Popmusik lebt ja bekanntlich von Superlativen: die beste, tanzbarste, explosivste Band ist schnell von den Gazetten hoch geschrieben, fällt aber auch schnell wieder hinten runter. Der Lackmustest für die Dauerhaftigkeit einer Band ist gewöhnlich das zweite Album. Auch Friendly Fires wurden für ihr Debütalbum vor zwei Jahren ganz fix zum Kritikerliebling erklärt. Besonders ihre Livequalitäten hatten es dem Musikpublikum angetan. Jetzt steht das zweite Album „Pala“ in den Startlöchern.

Die perfekte Gesellschaft – seit zwei Jahrtausenden zerbrechen sich die großen Philosophen und Staatstheoretiker über sie den Kopf. Dass nun ausgerechnet Friendly Fires einen Beitrag dazu leisten, erscheint auf den ersten Blick ein bisschen merkwürdig. Schließlich haben die drei Engländer mit Hits wie Jump In The Pool und Kiss Of Life die Tanzflächen zu ihrem Territorium erklärt. Ihr zweites Album Pala soll nun tiefer gehen. Es ist benannt nach dem Roman „Eiland“ von Aldous Huxley. Darin entwirft der britische Schriftsteller das Paradies: Auf der Insel Pala lebt eine Gesellschaft dank Drogen, Sex und Freiheit in perfekter Harmonie. Ihr Glück ist allerdings nicht von Dauer: Am Ende des Buches wird Pala von einer fremden Armee zerstört. Ist das neue Friendly Fires Album also eine Bauanleitung für Utopia? Oder eher ihr Gegenentwurf? Gitarrist Edd Gibson:

Nein, auf keinen Fall. Wir saßen nicht vor dem Ofen und haben uns überlegt, welche missionarische Botschaft wir mit dem Album in die Welt schicken wollen. Unser Sänger Ed, der auf den Namen für die Platte kam, wollte damit ausdrücken, dass alles, was einem höheren Ziel dient, zeitlich begrenzt und flüchtig ist. Und das Wichtigste, was Ed daraus gezogen hat war, dass du den Moment genießen musst und das, was du gerade hast.

Unser Debütalbum war sehr realitätsfern. Wir sind alle im verschlafenen St. Albans aufgewachsen und waren nie wirklich in der Welt unterwegs und haben all die verschiedenen Länder und Kulturen gesehen. Dann kam der Erfolg und plötzlich waren wir genau dort unterwegs. Wir waren auf jedem Kontinent, außer der Antarktis und Afrika. Und dann kommst du zurück und merkst: Obwohl du so viel gesehen hast, hast du dich nicht verändert. Also anstatt dich in dieser wunderbaren Vielfalt zu verlieren, solltest du lieber gleich realisieren, dass du nicht lange dort bist und alles aufsaugen musst, damit du später daran denken kannst, wenn du Zeit hast, das alles zu verarbeiten.

Mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum ging es für Friendly Fires vor zwei Jahren ganz schnell steil bergauf. Die Musikpresse feierte die drei Engländer als die neue Dance-Pophoffnung von der Insel. Um dem Druck für das zweite Album zu entkommen, zog sich die Band für die Aufnahmen komplett aus der Zivilisation zurück. Die meisten Songs entstanden in primitiven Hütten mitten im Nirgendwo in Frankreich und Südengland.

Es wäre viel schwerer gewesen, wenn wir das Album in einem Studio in der Karibik aufgenommen hätten, wo es draußen heiß ist und alle die ganze Zeit Party machen. Du musst dich von der Welt isolieren, um das hinzubekommen. Wir haben uns so in die Arbeit gestürzt, dass es uns egal war, was draußen los ist. Du bist die ganze Zeit so konzentriert, dass du dich ziemlich frei fühlst.

Hütten in der Einsamkeit sind allerdings das letzte, woran man beim Hören der neuen Platte denkt. Wie auch schon das Vorgängeralbum ist Pala vollgepackt mit euphorischen Pophits, die für die Tanzfläche fast ausnahmslos geeignet sind. Kraftvolle Rhythmen und schillernde Synthesizer treiben die Songs nach vorne und Frontmann Ed McFarlane jubelt seine Lyrics mehr als dass er sie singen würde.

Aber bei all seiner Eingängigkeit hat Pala auch ein paar Schwachstellen. Der Diskosound wird zum Beispiel durchbrochen in dem Song Show Me Lights. Im Stile von den Backstreet Boys, That That und Co singen Friendly Fires hier einen Refrain, der stark nach den Mädchenschwärmen der 90er klingt.

Show Me Lights ist wahrscheinlich der poppigste Songs auf dem ganzen Album. Wir wollten unsere Musik mit einer poppigen Vocal-Line zusammensetzen. Das Stück klingt jetzt sehr nach einer 90er Jahre Boyband, als die versucht haben ein bisschen R’n’B in ihre Musik zu bringen. Aber wir wollen niemanden imitieren. Wir schmeißen einfach verschiedene Dinge zusammen, und schauen was dabei rauskommt.

Leider ist ihnen dieses Experiment nicht besonders gut gelungen. Umso besser passen allerdings die leichten Tribal-Anleihen, die die Band mit Hilfe von Xylophonen, Percussion und verschiedenen Synthesizer-Effekten in die Platte einbezieht. Eine bessere Gesellschaft erschaffen Friendly Fires mit Pala vielleicht nicht. Die ein oder andere Nacht auf der Tanzfläche kann die Platte dafür aber mit Sicherheit garnieren.

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