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Machen lieber Musik als shoppen zu gehen: Girl Ray. Foto Neil Thomson
Machen lieber Musik als shoppen zu gehen: Girl Ray. Foto Neil Thomson

Album der Woche: Girl Ray – Earl Grey

Die Schulfreundinnen

Am letzten Schultag Sekt trinken und den Lehrern Streiche spielen? Nicht bei Girl Ray, sie haben an ihrem letzten Schultag ihren ersten Song aufgenommen. Für den und ihre anderen melancholischen Lofi-Popsongs gab es schon einiges Lob. Jetzt erscheint ihr erstes Album „Earl Grey“.

Über Jungs reden und Klamotten shoppen – das war so gar nicht das Ding von Poppy Hankin, Sophie Moss und Iris McConnell. Die drei sind alle in dieselbe Klasse auf der Finchley’s Fortismere Schule in Nord-London gegangen. Dort hat einige Jahrzehnte vor ihnen auch schon Kinks-Gründer Ray Davies die Schulbank gedrückt. Ob sie diese Tatsache besonders inspiriert hat, ist nicht überliefert. In jedem Fall haben sich die drei lieber Platten von Todd Rundgren und Cate Le Bon angehört als durch die Mall zu ziehen und kurze Zeit später haben sie eine Band gegründet und sich Girl Ray genannt.

Gezittert und geschwitzt

Der erste Auftritt von Girl Ray lief zwar nicht optimal – sie waren vor Aufregung völlig nassgeschwitzt und haben gezittert – aber sie haben trotzdem weiter Songs geschrieben. Die haben dem Label Moshi Moshi gut gefallen und sie haben die Band unter Vertrag genommen. Bei Moshi Moshi ist nun auch das tolle Debütalbum von Girl Ray namens Earl Grey erschienen.

In ihren Songs thematisieren Girl Ray die klassischen Themen des jungen Erwachsenendaseins: Unsicherheit über die Zukunft, Freundschaft und natürlich Liebe. Sängerin Poppy Hankin ist dabei sehr ehrlich und direkt, sie sagt was sie meint, zum Beispiel in dem Song Stupid Things. Darin geht es um die vielen albernen Dinge, die man tut, um jemandem nahe zu sein: das Lieblingsgetränk des anderen bestellen oder seine Lieblingsfilme anschauen. Und wenn der andere dann auch noch ähnlich fühlt, dann weiß man gar nicht, was man machen soll.

Freimütige Texte, bittersüße Melodien

Poppy Hankin trägt ihre freimütigen Texte mit einer immer etwas gleichgültig wirkenden Stimme vor. Ein bisschen wie Nico, nur ohne den harten deutschen Akzent. Dazu spielen Girl Ray bittersüße Melodien zwischen 80er Indiepop und Carol King. Das Label LoFi passt hier nicht so ganz, denn bei Girl Ray tauchen auch Bläser und Streicher auf und erweitern die Arrangements. Der Titelsong ist ein 13-Minuten langes, mehrteiliges Minimusical mit Background-Chor und psychedelisch-chaotischem Lärm.

Mit Earl Grey haben Girl Ray ein schönes und cleveres Debüt abgeliefert. Das ist umso beeindruckender, wenn man sich vor Augen hält, dass die drei immer noch Teenager sind. Und sie beweisen, dass Klamotten shoppen und über Jungs reden wirklich überbewertet wird. Danke!

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