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Von der Pflanzenölfabrik auf die Bühne: Julia Jacklin.
Foto: Nick Mckk

Album der Woche | Julia Jacklin – Crushing

Vom Ende einer Beziehung

2016 ist das Debütalbum von Julia Jacklin erschienen. Ihre emotionalen Indiefolk-Songs haben ihr unter anderem einen Auftritt beim Primavera Festival eingebracht. Jetzt legt Jacklin nach, “Crushing” heißt ihr zweites Album und es geht um das Ende einer Beziehung.

Jede/r kennt ihn: Den schmerzlichen, unangenehmen Moment, wenn man versteht: diese Beziehung ist nicht mehr zu retten. Eine Bemerkung, eine Dummheit des Partners – die man früher vielleicht liebenswert gefunden hätte oder zumindest nicht weiter tragisch – ist plötzlich nervig, dumm, abstoßend. Und im Innern weiß man: das war’s. Der eine Tropfen zu viel. Für Julia Jacklin war es der Moment, als ihr Ex-Freund beim Rauchen in einer Flugzeugtoilette erschwischt wurde und sie daraufhin zusammen mit ihm aus dem Flugzeug geschmissen wurde. Die Szene beschreibt sie in Body dem ersten Song ihres neuen Albums Crushing. Noch am Gepäckband trennt sie sich von ihm und singt weiter, wie erleichtert, aber auch alleine sie sich plötzlich gefühlt habe. Dieses Gefühlschaos zwischen der Freude über die zurück gewonnene Autonomie einerseits, und dem ungewohnten Alleinsein andererseits, zieht sich durch ihr ganzes Album.

Singen bei jeder Gelegenheit

Julia Jacklin wächst in den Blue Mountains in der Nähe von Sydney auf. Sie weiß schon früh, dass sie singen und auf der Bühne stehen möchte. Sie bekommt Gesangsunterricht, aber die Resultate sind nicht wie sie es sich erhofft. Sie singt laut bei jeder sich bietenden Gelegenheit: wenn ihre Mutter zum Einkaufen fährt und sie allein zu Hause ist oder auch im CD-Laden, zur großen Beschämung ihrer Schwester. Nach dem Studium lebt sie in einer Garage und arbeitet in einer Fabrik für Pflanzenöl. Sie tritt regelmäßig bei Open Mic Abenden auf, 2016 erscheint ihr Debütalbum Don’t Let The Kids Win. Während der ausgedehnten Touren zum Album schreibt sie schon neue Songs.

Die Songs auf Crushing sind sparsam arrangiert, die Platte wird von Akustikgitarre und Jacklins rohem, emotionalen Gesang dominiert. Manchmal klingt der so, als würde sie die Stories in einer ruhigen Minute einem Freund erzählen. Obwohl es in ihrem Leben in letzter Zeit wohl nur sehr wenige ruhige Minuten gegeben hat. In den mal rockigen, mal sanften Songs, entdeckt sie sich selbst wieder und all die Facetten, die in einer langjährigen Beziehung verloren gehen können. Die Statements sind persönlich, aber nachvollziehbar. In Head Alone geht es um die Tatsache, dass man sich den eigenen Raum als Frau manchmal erkämpfen muss und wie ermüdend das sein kann und man sich klein fühlt. In Pressure To Party um den nett gemeinten Druck von Freunden, nach einer Trennung doch endlich wieder unter Leute zu gehen, auch wenn man gar keine Lust darauf hat.

Von allen Seiten

Auf Crushing betrachtet Julia Jacklin die Erfahrung, den eigenen Weg neu finden zu müssen, sein eigenes Leben selbstbestimmt zu leben von allen Seiten, inklusive Fehltritten und Schwächen. Sehr persönlich, sehr menschlich. Verpackt hat sie das Ganze in kleine Indiefolk-Perlen, so kann es bei Jacklin gerne weitergehen.

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