Der Sound von Nada Surf hatte schon immer etwas freundlich nach vorne stürmendes an sich. Nicht zu wild, aber doch mitreißend. Diese jugendliche Unbekümmertheit haben sich Matthew Caws, Ira Elliot und Daniel Lorca erhalten und legen auf ihrem nunmehr siebten Album sogar noch einen drauf. Denn für The Stars Are Indifferent To Astronomy war der einzige Plan, die Energie eines Nada Surf-Konzertes auf Platte zu bringen, wie Sänger Matthew Caws erklärt.
Letztendlich wollten wir eine Platte machen, die so klingt, wie wir live auf der Bühne klingen. Das war der einzige Masterplan und er ist hervorragend aufgegangen.
Im Gegensatz zu früheren Aufnahmen hat die Band diesmal jegliche Gedanken über Ausgewogenheit über Bord geworfen. Wo Nada Surf früher noch penibel darauf geachtet haben, mit wie viel Beats Per Minute sie einen Song spielen, lassen sie nun der bislang etwas unterdrückten Wildheit freien Lauf.
Wenn wir im Studio Songs gespielt haben, haben wir manchmal genau auf das Tempo geachtet und gedacht: „Das ist zu schnell, lass uns ein BPM langsamer spielen“. Wir wollten das alles genau ausbalancieren. Das war auch gut so, denn jetzt blicken wir auf einen Stapel gut ausbalancierter und statischer Alben zurück. Aber live sind wir etwas aufbrausender und wir fanden das gut, das mal auf einem Album festzuhalten.
Die Herangehensweise an die Aufnahmen war aber nicht jugendlich chaotisch, sondern im Gegenteil – sehr gut vorbereitet. Die Songs waren fertig, bevor sie ins Studio gegangen sind. Dass sowas recht praktisch ist, haben Nada Surf schon während der Aufnahmen für ihr Coveralbum If I Had A Hi-Fi gemerkt.
Das Studio ist ein wundervoller Ort, um erfinderisch zu sein. Aber es ist einfach nicht effizient und ganz schön teuer. Letztendlich ist es also quatsch. Bei unserem Coveralbum hatten wir den Luxus, die Texte schon komplett fertig zu haben. Das war großartig! Das brachte mich dazu, meine Hausaufgaben zu machen und besser vorbereitet ins Studio zu gehen. So sind wir mit dem Album viel schneller fertig geworden.
Dass sie großen Spaß beim Aufnehmen hatten, hört man den Songs an. Sie haben diese Direktheit, transportieren das Proberaumgefühl und sind trotzdem Nada Surf wie man sie kennt und schätzt. Ergreifende Melodien und Hooks, die direkt ins Ohr gehen, dazu Matthew Caws Stimme, die trotz seiner mittlerweile 44 Jahre immernoch so klingt, als käme er gerade frisch von der High School.
Für The Stars Are Indifferent To Astronomy haben sich Nada Surf Verstärkung in Form eines zweiten Gitarristen geholt. Natürlich nicht irgendjemand, sondern Doug Gillard von Guided By Voices. Matthew Caws stellte sich ihm nach einem Konzert vor und zwei, drei Biere später war die Sache geritzt.
Ich war auf einem Konzert von ihm und hab mich ihm vorgestellt. Es kam raus, dass er auch ein Fan von uns war. Er sagte zu mir: „Wenn ich mal ein paar Honeyman-Scott-Licks auf eurem Album spielen soll, sag Bescheid!“ Er hatte ein paar Bier intus und war einfach freundlich. James Honeyman-Scott ist der Gitarrist von den Pretenders und das ist exakt die Musik, die wir lieben.
Zeit ist das zentrale Thema des Albums. Ob etwas wehmütig zurückblickend, wie in dem Stück When I Was Young, in dem es heißt: „Now I’ve grown up, I wonder what was that world I was dreaming of“. Oder etwas unsicher nach vorne schauend, wie im letzten Stück The Future, in dem Caws singt: „I cannot believe that the future is happening to me“. Passenderweise kann man mit Nada Surf und The Stars Are Indifferent To Astronomy auch als Hörer eine kleine Zeitreise machen. Alle, die schon bei Popular die Haare geschüttelt und zu Inside Of Love geknutscht haben, dürfen sich jetzt nochmal ein Nada Surf-Album lang wie 23 fühlen.