Es gibt Bands, die haben in 20 Jahren gerade mal zwei Konzerte kurzfristig abgesagt, und es gibt Peter Doherty. Prügeleien, Drogen, Gefängnis, Reha – Doherty hat nichts ausgelassen. Aber immer wenn man denkt, er hätte sich komplett von der Musik verabschiedet, bringt er ein neues Album raus. Aktuellstes Beispiel ist Hamburg Demonstrations. Aufgenommen hat Doherty die Platte – wie der Name schon vermuten lässt – in Hamburg, genauer gesagt in den Clouds Hill Studios. Dort ist er irgendwann unangekündigt aufgetaucht und es hat ihm so gut gefallen, dass er einfach mal für ein halbes Jahr in die Hansestadt gezogen ist, um neue Songs aufzunehmen.
Libertines ohne lärmende Gitarren
Mit seinem Freund Carl Barât und ihrer Band „The Libertines“ war Doherty Anfang der 2000er beim damaligen Garage-Rock’n’Roll-Revival ganz vorne mit dabei. Der schnodderige, unbeschwerte Charme von Hamburg Demonstrations erinnert an die frühen Libertines-Tage, ohne die lärmenden Gitarren.
Romantik spielt eine große Rolle auf Hamburg Demonstrations. Ob als Duett mit der Sängerin Suzie Martin wie in dem Song Birdcage oder im schmerzlichen I Don’t Love Anyone. Den gibt es gleich zwei mal auf dem Album: mit herzzerreißenden Streichern und – wem das zu melancholisch ist – auch etwas optimistischer arrangiert.
Peter Doherty – schlitzohrig und leicht beschwipst
Das zarte Flags From The Old Regime ist ein Tribut an Amy Winehouse. Und in Hell To Pay At The Gates Of Heaven arbeitet Doherty sich an den Terrorangriffen in Paris vom letzten Jahr ab. Egal ob es um Herzensangelegenheiten oder politische Themen geht: der Gesang ist immer noch diese Doherty-typische Mischung aus charmant schlitzohrig und leicht beschwipst.
Auf Hamburg Demonstrations zeigt sich Peter Doherty von seiner musikalisch besten Seite. Und auch bei einem Auftritt im wiedereröffneten Bataclan in Paris war er in Hochform. Da kann man nur hoffen, dass er das mit allen anderen Konzerten jetzt auch noch hinbekommt.