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Album der Woche: Sea Wolf – Old World Romance

Bei einem Album, das den Titel “Old World Romance” trägt, darf man zu Recht eine ordentliche Portion Nostalgie erwarten. Wenn das Ganze auch noch dem Kopf von Alex Brown Church alias Sea Wolf entspringt, dann sollte das ein hoffnungsvolles Lächeln ins Gesicht jedes Wintermelancholikers zaubern. Unser Album der Woche ist das musikalische Pendant zu vorbeugend eingesetzter Lichttherapie.

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Album der Woche: Sea Wolf – Old World Romance 05:23

Das Album der Woche wird präsentiert von Sonos – das Wireless Hifi-System.


Es dauert immer ein bisschen länger, bis neue Musik von Sea Wolf es auf diese Seite des Atlantiks schafft. Schon das Vorgängeralbum White Water White Bloom kam erst ein Jahr nachdem es in den USA erschienen war, auch in Deutschland offiziell auf den Markt.

Bei Old World Romance ist das nicht anders – eingeschworene Sea Wolf-Verehrer dürften sich mit dieser Platte schon seit September 2012 warmgehört haben. Für alle anderen kommt das mittlerweile vierte Sea-Wolf-Album pünktlich als vorweihnachtlicher Stimmungsaufheller und lohnende Neuentdeckung.

„Ich wollte Schriftsteller werden.“

Auch wenn der Bandname Sea Wolf, angelehnt an den Roman-Klassiker von Jack London, eher Abenteuerlust und Fernweh suggeriert, war das neue Album für Alex Brown Church vor allem ein Nach-Hause-Kommen. Die Songs sind eine verspätete Reaktion auf die Rückkehr aus dem kanadischen Montreal in seine kalifornische Heimat.

Church erzählt durchaus persönliche Geschichten und stellt dabei auf ganz unterschiedliche Art letztlich immer die gleiche Frage nach den eigenen Wurzeln. Das Geschichtenerzählen jedenfalls gehörte schon lange vor seiner Musikerkarriere fest zu seinem kreativen Repertoire.

Das liegt wohl daran, dass ich viel Film-Erfahrung habe, wo das Geschichtenerzählen im Vordergrund steht. Ich wollte sogar mal Schriftsteller werden, bevor ich auf die Filmhochschule gegangen bin. Vielleicht habe ich deswegen oft diese Erzähler-Perspektive. Aber es gibt auch Songs die eher metaphorisch angelegt sind und sehr in Raum und Zeit hin und her springen.

Respektvoller Umgang mit Privatem

Seine früheren Ambitionen als Schriftsteller und Filmemacher hat Alex Brown Church nun ins Songschreiben kanalisiert. Private Momente aus seinem Familienleben finden dabei ebenso Eingang in die Texte wie beeindruckende Orte und Menschen aus seinem weiteren Umfeld. Von Voyeurismus oder Seelenstriptease ist bei Sea Wolf dennoch nichts zu spüren – im Gegenteil, er bemüht sich um einen ehrlichen, aber trotzdem respektvollen Umgang mit den Themen, die ihn inspirieren.

Ich schreibe nicht über Dinge, die mir peinlich sind – ich schreibe über Dinge, die mich irgendwie inspirieren. Ich hab keine Ahnung, warum ich eine bestimmte Bildsprache benutze oder warum die Songs so klingen – das ist einfach die Richtung, in die ich tendiere.

Es zieht Alex Brown Church musikalisch ganz klar immer wieder in eine Richtung: In allen seinen Songs steckt ein Quäntchen Melancholie, gepaart mit einer angenehm altmodischen Ernsthaftigkeit. Die Musik ist emotional, aber nicht gefühlsduselig – und das schlägt sich diesmal auch in einer vergleichsweise zurückhaltenden Instrumentierung nieder.

Für einen Moment lebendig fühlen

Tatsächlich sind die meisten Songs – wie ganz zu Anfang des Projekts Sea Wolf auch schon – erst einmal völlig ohne Bandbeteiligung entstanden, meist nur Alex selbst und eine Gitarre. Allerdings sind es trotzdem immer ganz besondere Momente, aus denen sich ein Song entwickelt, sagt er.

Dieses Gefühl, sich für einen Moment extrem lebendig zu fühlen, und diesen Augenblick vollkommen zu genießen – wenn ich das spüre, dann will ich genau diesen Moment festhalten. Deshalb versuche ich auch jeden Tag die Gitarre rauszuholen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich so einen Moment auch wirklich einfangen kann.

Wenn man sich Old World Romance anhört, dann muss es in den vergangenen Jahren einige von diesen extra-lebendigen Inspirationsmomenten gegeben haben. Über die Musik hat Sea Wolf nun einen idealen Weg gefunden, andere Menschen daran teilhaben zu lassen: „If I can surround you in beautiful sounds I will”, heißt es in Miracle Cure – und ein stückweit passiert genau das beim Hören dieses Albums – die Musik funktioniert, wenn schon nicht als Allheilmittel, dann wenigstens als tröstende Kuscheldecke bei Heimweh, Liebeskummer und Dezembermelancholie.

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