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Christopher Taylor alias SOHN. (Foto: Amelia Troubridge)

Album der Woche: SOHN – Tremors

Vom Vibrieren der Erde

Für sein Projekt SOHN hat der Brite Christopher Taylor schon einige Vorschusslorbeeren kassiert. Seit seine Stücke im Netz kursieren, sind die einschlägigen Blogs voll des Lobes und er hat auch schon Remixe für Lana del Rey und Laura Mvula produziert. Jetzt erscheint sein Debütalbum „Tremors“ und darauf macht SOHN fast perfekten Pop.

Tremors bedeutet Zittern. Damit ist aber nicht das körperliche Zittern gemeint, sagt SOHN, sondern die Vibration der Erde. Er meint damit Ereignisse, die das Leben eines Menschen nachhaltig beeinflussen, deren Vibrationen man auch lange danach immer noch spürt. Für SOHN waren das zumeist wohl eher tragische Erlebnisse, denn sein Debütalbum Tremors handelt vor allem von Schmerz und Kummer.

Von der Metropole in die Provinz

Der Produzent und Multi-Instrumentalist SOHN ist in London aufgewachsen und hat dort auch seine ersten musikalischen Gehversuche gemacht. Für seine neuen Songs ist er aber nach Wien umgezogen. In einer Popmetropole wie London war er einfach zu abgelenkt, sagt SOHN.

Ich habe in London einfach nichts auf die Reihe bekommen. Das lag zu einem großen Teil daran, dass man dort immer mitkriegt, woran andere Künstler gerade arbeiten. Wenn man in einer Stadt wie London, oder Berlin, nicht aufpasst, reagiert man beim Musikmachen nur noch und man erschafft nicht Originäres mehr. Man beginnt Dinge nachzuahmen, die gerade im Bergriff sind erfolgreich zu werden. Aus diesem Zirkus musste ich einfach raus. In Wien ist es, als würde ich auf einem abgelegenen Bauernhof leben.

Überraschende Nachfrage

In Wien konnte SOHN in aller Ruhe an seinen Tracks basteln und sie ins Netz stellen. Schon bald sprangen die einschlägigen Blogs darauf an.

Ich hab einen Song geschrieben und unmittelbar danach im Netz veröffentlicht. Zwei Wochen später habe ich dann einen weiteren Song geschrieben, bei dem es genauso war. Wir, also mein Team und ich, wollten einfach schauen, wie sich die Sache entwickelt. Als ich meinen ersten Track veröffentlicht habe, hatte ich kein weiteres Material. Wir haben ihn an drei Blogs geschickt und gehofft, dass wenigstens eines etwas über das Stück schreiben würde. Dann haben gleich alle drei Blogs darüber berichtet. Es ging dann alles so schnell und wir dachten: „Scheiße, wir brauchen einen neuen Song. Jetzt sofort!

Die Wiederentdeckung des Hall

Die Songs auf Tremors klingen frisch und neu. Sie haben einen minimalistischen Touch, wirken trotz vieler Instrumenten- und Soundschichten nicht überladen. Zwischen Synthesizern, Gesangsloops, einem pulsierenden Bass und SOHNs flehender Stimme gibt es jede Menge Raum. Sein eher reduzierter Sound ist für SOHN eine logische Reaktion auf die vollgestopften Songs, die den Pop in den letzten Jahren dominiert haben.

Heute sind Halleffekte wieder salonfähig, was lange nicht so war. Früher hat man immer ein riesiges Produktionsbudget damit in Verbindung gebracht, und dadurch klingt die Musik auch sehr schnell überproduziert. Heute wird die Musik immer minimalistischer und in vielen Stücken gibt genug Platz für Halleffekte, ohne dass die Musik dadurch zu glatt klingen würde. James Blake ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Er verwendet sehr viel Hall, aber man würde seine Musik nie als poliert und überproduziert beschreiben. Es ist auch einfach eine Reaktion auf den Sound, der zuvor angesagt war.

Mit Tremors ist SOHN ganz ganz nah am Puls der Zeit. Seine perfekte Mischung aus Pop, Elektro und Soul ist gerade extrem angesagt. Ob er damit den Test der Zeit überstehen wird oder sich nicht doch einem Trend an den Hals geworfen hat, bleibt abzuwarten. Für einen Sommer aber, ist ihm Aufmerksamkeit und Wohlwollen in jedem Fall sicher.

http://soundcloud.com/sohnmusic/t-h-e-w-h-e-e-l

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