Es war 2012, als Dan Mangans drittes Album „Oh Fortune“ mit dem Juno-Award einfach mal den wichtigsten kanadischen Musikpreis einsackte. Dass aber nicht nur Dan Mangan, sondern auch eine feste Band hinter der Platte stand, wussten offenbar noch nicht einmal die Veranstalter des Preises. Die Folge: Mangan musste ohne seine sechs Bandkollegen zur Verleihung, die hatten keine Karten bekommen. Mit dem neue Namenszusatz „+ Blacksmith“ versucht er jetzt, den Anteil der Band am fertigen Produkt zu würdigen. Immerhin seien die meisten von ihnen geschulte Jazzmusiker und Dan Mangan nicht nur im Studio in vielen Dingen weit voraus.
Es gibt jede Menge Musiker, die besser sind als ich. Ich bin dafür ziemlich gut darin, mir Leute zu suchen, von denen ich lernen kann. Ich will gar nicht der beste Musiker im Raum sein, denn wenn ich der schlechteste bin, kann ich immer noch besser werden. Wenn wir auf der Bühne stehen, gibt es gar keinen Zweifel, wer der schlechteste Mann ist – das bin ohne Frage ich!
Im Kern schreibt Dan Mangan die Songs natürlich schon allein, aber gerade bei der neuen Platte „Club Meds“ habe er viel Raum gelassen für die Ideen seiner Bandkollegen. Die haben ihr Mitspracherecht diesmal auch mit noch mehr Nachdruck eingefordert – einfach, weil sie das Gefühl hatten, dass das dankbar aufgenommen wird. Die Songs seien dadurch auf jeden Fall besser geworden, meint Dan Mangan. Allerdings hat es diesmal dann auch länger gedauert, das Album fertigzustellen.
Gutes Gefühl: „Club Meds“ ist in sich abgeschlossen
Über fünf Monate waren Dan Mangan + Blacksmith immer wieder im Studio, legten zwischendurch aber regelmäßig Pausen ein. Letztlich spielte sich ein Rhythmus von zwei Wochen Studio, eine Woche Pause ein. Dieser entzerrte Prozess hat den Songs gut getan, findet Mangan.
Ich habe das Gefühl, die Platte ist in sich abgeschlossen. Bei den vorherigen Alben dachte ich immer, es ist nicht alles so gut wie es hätte sein können, hätten wir doch nur mehr Zeit oder Geld gehabt, dann hätte ich dies oder jenes nochmal anders gemacht. Diesmal würde ich gar nichts ändern – es fühlt sich wirklich fertig an und ich kann es loslassen und mich auf andere Dinge konzentrieren.
Lieber Gesellschaftskritik als Liebeslieder
Seine Fans wären wohl enttäuscht, wenn Dan Mangan nicht auch unter neuem Bandnamen das bieten würde, wofür sie ihn schon lange schätzen: Musik mit Anspruch, die sich durchaus gesellschaftskritische Texte leistet und deshalb vielleicht nicht immer leicht verdaulich ist. Gut, dass er sich in dieser Hinsicht treu bleibt.
Ich bin immer weniger inspiriert von Musik, die nicht wenigstens irgendetwas zu sagen hat. Ich war noch nie gut darin, über Liebe zu schreiben. Dieses Ganze „Ich liebe dich, du liebst mich, alles ist großartig“ ist nicht so mein Ding. Immer wenn ich bisher Songs über die Liebe geschrieben hab, klang es eher nach „Ist doch sowieso alles im Arsch, lass uns einfach Spaß haben“.
Wer Düsternis aussperrt, dem fehlen auch Lichtblicke
Im Vergleich zum Vorgängeralbum ist „Club Meds“ nun also auch musikalisch ein ganzes Stück düsterer – eine Stimmung, die der aktuellen Nachrichtenlage in der Welt ganz gut entspricht. Zum Beispiel im Titeltrack wird das sehr konkret.
Wenn man gerade an die fundamentalistischen Morde in Europa denkt, dann ist das wirklich heftig. Und ich verstehe total, dass man sich da lieber nach innen zurückzieht, sich abkapselt und lieber mit Mittelmäßigkeit zufrieden gibt. Aber diese Realitätsflucht, dieses Abschalten macht es nicht wirklich einfacher, damit geht es dir nur schlechter. Man verliert die Verbindung zu Anderen und stumpft ab. Wenn du das Düstere in der Welt aussperrst, sperrst du auch die Lichtblicke aus.
„Club Meds“ von Dan Mangan + Blacksmith ist, im Gegensatz zur Story des Titelsongs, eher das, was die rote Pille in Matrix war: ein Augenöffner für die Realität. Dass die trotz aller Horrormomente immer noch viel Schönes hat, vermittelt diese Platte aber genauso, auch wenn es vielleicht ein zweites und drittes Durchhören braucht, um das zu merken. Und eigentlich ist es genau das, was Dan Mangan erreichen will: Musik machen, die langlebig ist und nicht nur populär sein will. Bei der es egal ist, ob man sie mag oder nicht – sie hat einfach Tragkraft.