Ein Herz für Mecklenburg-Vorpommern
„Meck-Pomm ist ein hammergeiles Bundesland“, behauptet Jan Gorkow, besser bekannt als Monchi, Sänger der eben dort verwurzelten Punkband Feine Sahne Fischfilet. Denkt man an die Seen, das Meer, die Wälder, das familiäre Miteinander, möchte man sagen: recht hat er. Aber dann ist da noch die hässliche Fratze von Meck-Pomm: niedrige Löhne, Gewalttaten gegen Ausländer, 18,6 Prozent für die AfD bei der letzten Bundestagswahl.
Die Probleme der strukturschwachen Region sind hinlänglich bekannt, doch Feine Sahne Fischfilet denken erst gar nicht an Landflucht. Im Gegenteil: Sie gehen dahin, wo die rechten Tendenzen am stärksten sind. Vor der Landtagswahl 2016 touren sie mit der Kampagne „Noch nicht komplett im Arsch“ durch Dörfer und Kleinstädte, veranstalten Konzerte, Diskussionsrunden, Fußballturniere. Das sorgt für Zusammenhalt unter denjenigen, die ihr Land nicht einfach so den Rechten überlassen wollen. Und genau diese Leute wollen Feine Sahne Fischfilet mit ihrer Musik ermutigen.
Wir singen nicht vom Weltuntergang, sondern von Lebenslust und davon, sich nicht von dieser Angst lähmen zu lassen. Man sollte sich auf die geilen Leute fokussieren. Und davon gibt es in Mecklenburg-Vorpommern eine ganze Menge. Wenn wir denen ein bisschen Kraft geben können, dann ist das was oberaffengeiles! – Monchi
Mit Politpunk in die Charts
Gerade hat die Band ihr neues Album „Sturm & Dreck“ veröffentlicht. Und irgendwie schaffen es Monchi und Co. immer wieder, dass sich pünktlich zur Album-Veröffentlichung der Staat mit ihnen anlegt. Damals hatte sie noch der Verfassungsschutz auf dem Zettel, diesmal stand Monchi vor Gericht, weil er sich auf einer Kundgebung zwischen Flüchtlinge und Neo-Nazis stellte. Der Freispruch kam Ende Dezember.
„Sturm & Dreck“ ist mit ein paar Ausnahmen ein politisches Album. In „Dreck der Zeit“ etwa geht es um den Fall Oury Jalloh, das Stück „Angst frisst Seele auf“ widmet die Band der Linken-Politikerin Katharina König , die im NSU-Untersuchungsausschuss sitzt. Da überrascht es kaum, dass Feine Sahne Fischfilet gerade nicht nur in den üblichen Musikmagazinen stattfinden, sondern auch breitflächig im Feuilleton und in den Kultursparten der Leitmedien besprochen werden. Dass der Soundtrack zu den brisanten Themen nicht sonderlich innovativ klingt, ist zweitrangig. Sehr wahrscheinlich wird „Sturm & Dreck“ weit oben in die deutschen Popcharts einsteigen.
Bevor sie voll und ganz die Posterboys der politischen Punkszene sind, haben wir den Pfeffi aus dem Kühlschrank geholt und Feine Sahne Fischfilet ins detektor.fm-Studio zitiert.