Es gibt Festivals mit Bands, die mittlerweile so große Nummern sind, dass sie es sich leisten können, mit ihrem eigenen Flugzeug anzureisen. Es gibt Festivals, zu denen so viele Besucher kommen, wie Potsdam Einwohner hat. Es gibt Festivals, um die der Hype so extrem ist, dass sogar Leute von ihnen schwärmen, die noch nie dort waren.
Und es gibt Festivals wie das auf der norwegischen Inselgruppe Traena, das weder krasse Acts noch aufwendige Kunstinstallationen bieten kann – und trotzdem zu einem der wohl außergewöhnlichsten Musikfestivals Europas gehört.
Seefest sollte man sein
Wer zum „Træna-Festivalen“ kommen möchte, der muss einen abenteuerlichen Weg in Kauf nehmen. Denn die Anreise ist, vor allem von Deutschland aus, alles andere als einfach. Ohne private Segeljacht oder Helikopter bleibt nämlich nur eine Möglichkeit, um zu der gleichnamigen Inselgruppe zu kommen: die Fähre.
Vom Flughafen Bodø aus bedeutet das 4,5 Stunden auf der Speedboot-Fähre nach Onøya, um anschließend eine weitere gute dreiviertel Stunde nach Husøy zu schippern – die Hauptinsel der norwegischen Kommune Traena.
Doch die lange Anfahrt und die sehr wahrscheinliche Möglichkeit, seekrank zu werden, lohnen sich für jeden Festival-Gast. Wer kann schließlich schon von sich behaupten, zwischen 1.000 kleiner Inseln mitten im europäischen Polarmeer gezeltet zu haben?
Ein wenig von allem: Indie, Pop, Electro
Neben einer atemberaubenden Landschaft überzeugt das Festival auch mit seiner Musik. Und das, obwohl nur wenige größere Namen wie Ry X, Astrid S und Matoma im Line-up zu finden sind. Stattdessen bekommen selbst für Norweger eher unpopuläre Bands und DJ-Teams wie Bendik, Frøder, Gundelach oder Ost & Kjex hier eine Bühne.
Ihr Sound ist ziemlich Pop-lastig gepaart mit ein bisschen Indie und viel Electro. Wer harte Beats und schrille Gitarren sucht, der ist bei Gundelach & Co. fehl am Platz. Die Klänge der Traena-Musiker sind eher seicht und atmosphärisch – nicht unbedingt jedermanns Geschmack. Doch passend zur einzigartigen Festival-Stimmung.
Warum es sich sonst noch lohnt, nach Traena zu fahren, darüber hat detektor.fm-Moderator Alexander Hertel mit detektor.fm-Redakteurin Marie-Kristin Landes gesprochen. Sie hat während des Festivals nicht nur die Mitternachtssonne gesehen, sondern auch viel darüber gelernt, wie Norweger feiern.