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Bild: NENDA | Yuki Gaderer

Keine Angst vor Hits

Neue Musik von NENDA, Tindersticks und Karl Die Große

Tash Sultana kennt nicht nur vier, sondern gleich fünf Elemente. Die Tindersticks sind wie immer langsam und traurig-schön und NENDA rappt auf Englisch, Deutsch und Tirolerisch über Rassismus. Außerdem erinnern wir an die großartige Françoise Cactus.

Neue Alben

Tash Sultana – Terra Firma

Es gibt neue Gitarren-Loop-Action von Tash Sultana. Seit 2017 der Song „Jungle“ den australischen Act 2017 über Nacht zum Star gemacht hat, konnte Tash Sultana schon ein Jahr später mit dem Debütalbum „Flow State“ mit einer Mischung aus Singer-Songwriter-Pop, Jazz und Blues überzeugen. Immer im Gepäck: Die Loop-Sation, mit der Tash Sultana mehrere tausend Menschen bei Konzerten um den Finger wickeln konnte. Auf „Terra Firma“ hat Tash Sultana auch wieder alles allein gemacht und sogar jedes einzelne Instrument selbst eingespielt. Davon gibt es auf der neuen Platte nämlich deutlich mehr, was den Sound mächtiger und verspielert macht. Trotzdem verliert Tash Sultana nichts von der gewohnten Ausgeglichenheit und leitet geschmeidig durch alle, in Tash Sultanas Fall, fünf Elemente.

Tindersticks – Distractions

Zweimal waren Tindersticks schon unser Album der Woche. Einmal 2016 mit „The Waiting Room“ und zum zweiten Mal 2019 mit „No Treasure No Hope“. Und auch mit „Distractions“ haben sie es wieder auf unsere Liste geschafft. Und das aus gutem Grund: Denn die Meister der Melancholie zeigen auch auf ihrem 13. Album, dass sie großartige, langsame Songs irgendwo zwischen Alternative-Rock und Chamberpop machen können. Dabei nehmen sie sich alle Zeit, die sie brauchen. Auf „Distractions“ gibt es nur sieben Songs, das Album ist aber trotzdem knapp 47 Minuten lang. Unter ihren eigenen Songs, die trotz ihrer Langsamkeit nicht langweilig werden, tummeln sich auch drei Cover. Unter anderem auch der Television-Personalitiers-Song „You’ll have to Scream Louder“, der 1984 erschienen ist, aber heute nicht aktueller sein könnte.

EUT – Party Time

Weniger entspannt und auch deutlich weniger langsam geht es bei EUT (sprich „Üt“) zu. Die Niederländer haben sich an der Amsterdamer Musikhochschule kennengelernt und ihre ersten Songs entstanden für eine Examensarbeit. Glücklicherweise sind sie auch nach ihrem Abschluss eine Band geblieben und haben schon 2018 auf ihrem Debütalbum „Fool for the vibes“ Indie-Synth-Power-Pop gemacht, der einfach nur Spaß machen soll. Sie selbst nennen sich “a couple of bipolar millennials“ und so ähnlich klingt auch „Party Time“, das mit seinen energiegeladenen Indie-Popsongs nicht so richtig in unsere Zeit passen will, aber gerade deshalb für Abwechslung sorgt. EUT werden nie generisch und überraschen hinter jeder Ecke mit Songs über Party, Liebe und die Abgefucktheit in uns allen.

Neu auf der Playlist

Karl die Große – Generation A

Trotz dem guten Ruf der Leipziger Kreativszene sind Bands, die eine größere Relevanz in der deutschsprachigen Musikszene haben, eher rar. Einer der wenigen vielversprechenden Pop-Exporte der Stadt ist Karl die Große. Die sechsköpfige Indie-Band hat diese Woche ihr zweites Album „Was wenn keiner lacht“ veröffentlicht und liefert dort vielschichtige, gut gemachte Popmusik ab, die sich klaren Genre-Zuordnungen weitestgehend entzieht. Zu klassischen Singer-Songwriter-Elementen gesellen sich Jazz-Klänge ebenso wie Elektro-Einlagen. Diese Vielschichtigkeit zeigt sich auch in der Single „Generation A“. Eine unterkühlte Elektropop-Nummer mit einem Sound, der so beklemmend wie intensiv ist und einem smartem Text, der das Thema Generationen-Labels aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

José González – El Invento

2015 hat José González sein letztes Album „Vestiges & Claws“ veröffentlicht. Nach ziemlich genau sechsjähriger Pause gibt es mit der Single „El Invento“ nun wieder neue Musik vom schwedischen Singer-Songwriter. Der Song ist außerdem der erste, den González auf Spanisch – der Muttersprache seiner argentinischen Eltern – getextet hat. Dass der Song in dieser Form erschienen ist, liegt laut González auch an der Geburt seiner Tochter, mit der er in den letzten zwei Jahren viel Spanisch gesprochen hat. „El Invento“ ist ein klassischer José geworden. Ein reduzierter, melancholischer und warmer Song, der einem nah geht, selbst wenn man den Text nicht versteht.

NENDA – Mixed Feelings

Nenda Neururer ist als Musikerin bisher weitestgehend unbekannt. Ihr Song „Mixed Feelings“ hat in den letzten Wochen allerdings größere Aufmerksamkeit erregt und es auf Platz eins der FM4-Charts geschafft. Identität, Zugehörigkeit und Alltagsrassismus sind die Themen, die auf dem Track verhandelt werden. Die Tiroler Rapperin, die mittlerweile in London lebt, beschreibt dort ihre Erfahrungen, als Person of Color in einem österreichischen Bergdorf aufzuwachsen. Dort „not white enough“, dann in London „too white“; dass das Thema Hautfarbe im Jahr 2021 immer noch eine so große Rolle spielt, nervt und macht Tracks wie „Mixed Feelings“ umso wichtiger.

Popschnipsel

Françoise Cactus ist gestorben. Die gebürtige Französin war vor allem als Sängerin und Schlagzeugerin der Elektropop-Band Stereo Total bekannt, die sie 1991 mit ihrem Mann Brezel Göring gründete und mit der sie viele liebenswürdige und zwanglose Popsongs schrieb. „Liebe zu Dritt“ und „Wir tanzen im 4-eck“ wird wohl so schnell keiner vergessen. Erst 2019 kam das vorerst letzte Stereo-Total-Album „Ah! Quel Cinéma!“ heraus. Neben der Musik war Françoise Cactus auch Autorin und moderierte seit 2016 einmal im Monat „Die Sendung“ auf radioeins, bei der sie nur Songs von Vinyl aufgelegt hat. Eine beeindruckende, humorvolle und charmante Frau, die wir sehr vermissen werden.

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