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Little Simz.
Foto: Nwaka Okparaeke

Keine Angst vor Hits

Der erste Tag vom Rest deines Lebens

Little Simz rappt und tanzt im Museum, International Music lärmen im Marmeladenglas und Villagers verbreiten aufbauende Motivation. Außerdem: ASMR hält Einzug in die Musikindustrie. Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

International Music – Ententraum

Peter Rubel, Pedro Goncalves Crescenti und Joel Roters haben International Music 2015 in Essen gegründet. Das Debütalbum „Die besten Jahre“ erschien 2018 und mit ihrer musikalische Nische zwischen Velvet Underground, The Jesus and Mary Chain und Trio wurden sie damals zum Album des Jahres in den detektor-Jahrescharts gewählt. Der Nachfolger heißt „Ententraum“, dessen 17 Songs sind vielgestaltig und zwischen den Stühlen platziert. Sie klingen psychedelisch, mal nach Shoegaze, Dreampop oder Einstürzende Neubauten. Die Band singt Texte über das Liederschreiben oder auch über den Kauf eines Marmeladenglases und Ansichtskarten. Ist das ironisch? Auf jeden Fall surreal.

Alfa Mist – Bring Backs

Alfa Mist ist Pianist, MC, Produzent und Teil der extrem dynamischen Londoner Jazzszene der letzten Jahre. Aufgewachsen ist er in East London und hat seine musikalische Karriere als Grime- und Hiphop-Produzent gestartet. Während des Studiums ist er dann tiefer in den Jazz eingetaucht, u.a. haben ihn di Samples in Hiphop-Tracks von J Dilla interessiert. 2015 ist sein erstes Soloalbum „Nocturne“ erschienen: Ruhelos und immer kreativ hat er auch viele Seitenprojekte u.a. mit Tom Misch oder Jordan Rakei. Eine unterschwellige Ruhelosigkeit durchziet auch sein viertes Album „Bring backs“ – ein Mischung aus Soul, Jazz und Hiphop, das nach einem Kartenspiel benannt ist.

Field Music – Flat White Moon

Field Music ist das Projekt der Brüder David und Peter Brewis aus Sunderland im Nordosten Englands, von wo sie seit 2004 versponnene Popmusik, irgendwo zwischen Talking Heads und Sgt Peppers Lonely Heartsclub Band machen. 2012 waren sie damit für den renommierten Mercury Prize nominiert. Ihr letztes Album „Making a new world“ war ein Konzeptalbum über die Folgen des Ersten Weltkriegs. Das neue „Flat White Moon“ ist viel persönlicher, befasst sich mit Themen wie Verlust und Trauer, ohne dabei traurig zu sein. „We want to make people feel good about things that we feel terrible about.” war ihr Motto. Mit ihren arty Popsongs, die trotzdem zugänglich sind, gelingt ihnen das auch.

Neu auf der Playlist

Little Simz – Introvert

Die britische Rapperin Little Simz veröffentlicht am 03.09.21 ihr fünftes Album „Sometimes I Might Be Introvert“. Diese Woche hat sie mit „Introvert“ eine erste epochal anmutende Single veröffentlicht. Epochal nicht nur, weil der Song über sechs Minuten lang ist. Er bekommt seine Größe vor allem durch breite Bläser- und Streichersätze, Chöre, sowie scharfe selbstreflexive Lyrics. Little Simz beschreibt ihr Leben als junge Schwarze in Großbritannien und nimmt dabei gezielt Themen wie Rassismus und Gewalt in den Fokus. Das ist neu, denn politisch wurde es in ihrer Musik bisher eher selten. Sie begründet diesen Schritt schon am Anfang des Songs mit der Zeile: „I’m not into politics, but I know it’s dark times / Parts of the world still living in apartheid“. Im Video zu dem Song illustrieren Tanzszenen, die im Naturhistorischen Museum in London gedreht wurden, genau diese Bilder über Gewalt und Repressionen gegen Schwarze und lassen einen mit einem beklemmenden Gefühl zurück. Ein spannender nächster Schritt für Little Simz, der Vorfreude auf das kommende Album macht.

Villagers – The First Day

„The Art Of Pretending To Swim“ hieß das letzte Album von Villagers, der Band um den irischen Songwriter Conor J. O’Brian. Das wurde zurecht hochgelobt – nicht zuletzt, weil er da zeigte, dass Villagers eben nicht nur ein reines Folkprojekt sind, sondern auch Soul und R’n’B können. Die neue Single der Band „The First Day“ ist Vorbote für das sechste Album „Fever Dreams“, was am 20.08.21 auf Domino Records erscheinen wird. Der Song versprüht eine aufbauende Motivation in schwierigen Zeiten und fordert mit mantraartigem Refrain zum Aufbruch in den „first day of the rest of your life“ auf. Musikalisch bewegt sich die Band hier mit großen Bläsern und scherbelndem Hip-Hop Beat in den Spuren der Flaming Lips, bleibt sich dabei aber mit den wunderschönen Gesangmelodien von Conor J. O’Brian treu. Ein toller Song für den Neubeginn, auf den wir alle warten.

Pom Pom Squad – Head Cheerleader

Der Name Pom Pom Squad klingt erstmal nach kitschig verspieltem Candypop, was aber in die Irre führt. Hinter Pom Pom Squad steckt die Musikerin Mia Berrin aus Brooklyn, die seit ein paar Jahren in und um New York mit ihrer Band ihr Unwesen treibt und vor allem im Riot Grrrl Punk zu Hause ist. Das Berliner Label Cityslang ist auf die 21-Jährige und ihren queeren, postmodernen Punk aufmerksam geworden und kündigt nun das Debütalbum „Death Of A Cheerleader“ an, was am 25.06.21 erscheinen wird. Die zweite Single heißt „Head Cheeleader“ und ist ein trotziger Grunge-Song, in dem es um den Wunsch geht, externe Anerkennung gegen Selbstverwirklichung einzutauschen. Die Backing Vocals stammen dabei von Tegan Quin, die der ein oder andere noch von der Band Tegan and Sarah kennen dürfte.

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