„Unter Trump wird wenigstens die Musik besser“ – dieses Statement hörte man oft vor der Wahl des amerikanischen Präsidenten. Pop kann Protest sein. Rebellion. Eine Reaktion auf gesellschaftliche Missstände. In diesem Zusammenhang werden politische Alben dann als besonders gut bewertet, erklärt Michael Lüthe. Er forscht in der Abteilung Kultur des John F. Kennedy Institits für Nordamerika-Studien in Berlin.
Wenn die Politik als besonders repressiv empfunden wird, reagiert die Populärkultur mit einer Politisierung.
Anti-Trump Songs im Wochentakt
Nun ist es eine Weile her, dass Trump als Präsident vereidigt worden ist. Mittlerweile veröffentlichen KünstlerInnen fast im Wochentakt Anti-Trump Songs. Arcade Fire etwa kündigen ihr neues Album pünktlich zur Amtseinführung Trumps mit „I Give You Power“ an.
Mit „Our First 100 Days“ ist ein Projekt gestartet, das an jedem der ersten 100 Tage der Trump-Administration einen Song hochlädt. Wird durch Trump die Musikszene also angeregt? Wird Pop auf einmal politisch? Lüthe bezweifelt das.
Zu sagen, dass eine Politisierung stattfindet ist falsch. Man sollte das nicht an der Person Trump festmachen. Tatsächlich hat eine Politisierung zumindest afroamerikanischer Musik stattgefunden. Kendrick Lamar, Beyoncé Knowles oder ihre Schwester Solange zeigen Affinität zu einer neuen Bürgerrechtsbewegung.
Wie effektiv ist der Protest von Stars und Sternchen?
Aber wie sieht es mit den kleinen KünstlerInnen aus? Denen, die täglich mit finanziellen Problemen kämpfen oder etwa rassistischer Polizeigewalt ausgesetzt sind? Ein Album aufzunehmen ist schwierig, wenn genügend Wut für einen Protestsong vorhanden ist, aber schlicht und einfach die Ressourcen fehlen.
Und: wie effektiv ist der Protest von Stars und Sternchen überhaupt? Lüthe sagt, der Protest soll vor allem eins: sichtbar machen.
Diese Art von Aktivismus basiert darauf, gesehen zu werden. Wenn Musiker eine Bewegung sichtbar machen, ist das politisch wirksam.
Mit einem wütenden Protestsong wird man festgefahrene Trump-Unterstützer wohl nicht packen. Musik kann aber zeigen, wo Probleme liegen und Betroffenen eine Stimme geben. Und in zehn Jahren vielleicht zum Klassiker werden.
Redaktion: Ina Holev