Autor: Thilo Streubel
Eine Kooperation mit Kreuzer Online, dem Monatsmagazin für Kultur und Pop, Lifestyle und Stadtgeschehen.
Post Tropical heißt das neue Album von James Vincent McMorrow. Der Titel lässt viele Interpretationen zu, das Kopfkino liefert als plausibelste Version die naheliegende Depression nach dem Besuch des tropischen Paradieses. Wie die grauen, kalten Straßen Londons nach einem Bali-Urlaub.
Ich wollte mit meiner Platte auf eine möglichst schöne Art und Weise Klischees bedienen. Auf meiner ersten Platte habe ich alles alleine gemacht, ohne Druck und Erwartungen. Nach all dem Erfolg, wollte ich das wiederholen. Also habe ich mich auf einer einsamen Farm in Texas eingeschlossen und die Platte dort aufgenommen.
McMorrows Musik ist irgendwie mehr Tropenurlaub als grauer Beton. Wie seichte Wellen an einem Strand, dahinplätschernd, beruhigend, manchmal aufbrausend. Mit seinem Debüt Early In The Morning traf der Ire einen Nerv und wurde vom Feuilleton in den Himmel gehoben. Sein starkes Folk-Debüt kann er mit Post Tropical nicht toppen, aber immerhin stellt das Album eine Entwicklung dar.
Bei dem Album muss ich immer daran denken, wie es alles anfing, zuhause, bei meinen Eltern. Wie ich da saß und meine Lieblingsalben analysiert habe. Hauptsächlich die Sachen von Pharrell und den Neptunes, aber auch D’Angelo.
James Vincent McMorrow folgt den Pfaden Bon Ivers zu halligen und stark chorlastigen Songs, die ihren Ursprung als Gitarrensongs kaum mehr verraten. Wie die erste Single Cavalier, die unaufdringlich beginnt und sich sanft durch die Gehörgänge schleicht. McMorrow ist ein wundervolles, aber nicht herausragendes zweites Album gelungen. Tropische Wintermusik.