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Reingehört: Mumford & Sons – Babel

Es ist eine der Faustregeln im Musikgeschäft: je erfolgreicher das Debüt-Album, desto höher die Erwartungen, die auf dem zweiten Album lasten. Das britische Folkrock-Quartett Mumford & Sons hat sich diesem Druck ganz geschickt entzogen – und nach ihrem Erstlingswerk „Sigh no more“ von 2009 schlichtweg erstmal nichts anderes gemacht, als ausgiebigst rund um die Welt zu touren. Drei Jahre nach ihrem Debüt folgt mit „Babel“ der langersehnte Nachfolger.

Reingehört: Mumford & Sons – Babel 05:02

Drei Jahre sind eine vergleichsweise lange Zeit in einem Geschäft, das so schnelllebig geworden ist, dass es oft schwer ist, sich noch an die Top-Newcomer allein des vergangenen Jahres zu erinnern. Mumford & Sons sind das Risiko eingegangen und haben sich erst einmal voll und ganz aufs Touren konzentriert. Immerhin ist das der direkteste Kontakt, den man zu seinen Fans haben kann. Und natürlich, sagt Marcus Mumford, kriegt man so auch mit, dass viele Menschen ungeduldig auf ein neues Album warten.

Es stimmt schon, dass die Tournee die Produktion des Albums verzögert hat. Aber ich glaube auch, wir waren vorher einfach noch nicht bereit dafür. Wir haben letztes Jahr ein bisschen halbherzig angefangen, aber erst jetzt hat sich alles wirklich zusammengefügt. Für uns hieß es, entweder mit voller Kraft touren oder am Album arbeiten – wir wollten da keine Kompromisse eingehen.

Das ausgedehnte Tournee-Leben und die Erfahrungen mit dem Hype rund um das erste Album haben jedenfalls auch thematisch Spuren hinterlassen auf dem Nachfolger Babel. Trotzdem drehe sich natürlich nicht alles um diese Themen, auch wenn es in vielen Texten tatsächlich autobiographische Anleihen gebe.

Es gibt schon ein paar Andeutungen rund um das Thema Weglaufen und sich allem Entziehen wollen. Aber andererseits handeln die Texte auch von Akzeptanz und Befreiung. Es ging auch gar nicht darum, da irgendein übergreifendes Konzept zu finden – wir schreiben einfach über Dinge, die wir erleben und halten die in Songs fest.

Wenn Marcus Mumford über seine Texte spricht, klingt immer eine gewisse Zurückhaltung durch – denn immer da, wo jemand zugibt, dass eigene Erfahrungen in die Songs einfließen, entsteht viel Raum für Spekulation. Deshalb verrät er nur ungern etwas über die genauen Umstände und Situationen, auf denen die Texte basieren – schließlich soll ein Song ja auch nicht kaputt erklärt werden.

Es bringt doch gar nichts, wenn man die Texte mikroskopisch genau beleuchtet. Man schreibt das in einem emotionalen Moment – natürlich willst du dann nicht, dass durch dieses Analysieren jeglicher Zauber zerstört wird oder etwas von der Energie und der Lebendigkeit der Texte verloren geht.

Der Appell gegen übereifriges Interpretieren soll aber nicht heißen, dass die Bedeutung der Texte völlig nachrangig ist. Im Gegenteil, für Mumford & Sons war es wichtig, dass das Album als Gesamtes einen Sinn ergibt – inhaltlich und musikalisch. Die Anordnung der 12 Stücke, beginnend mit dem Titelsong Babel, war deshalb wohlüberlegt.

Als wir im Studio waren, sagte unser Bassist Ted irgendwann, dass man dieses Album von Anfang bis Ende durchhören kann, wie eine Geschichte. Wir wollten natürlich auch keine zu offensichtlichen Entscheidungen treffen für die Reihenfolge, aber uns war klar, dass „Babel“ am Anfang stehen muss und wir mit „Not with haste“ enden.

Für Fans hat sich das Warten auf Babel in jedem Fall gelohnt – aber genau das ist vielleicht auch der Haken an der Sache: man muss schon eine relative hohe Banjo-Toleranz haben für den typischen Mumford & Sons-Sound – eben den ziehen Marcus Mumford und seine Bandkollegen nämlich auch diesmal konsequent durch. Und obwohl Mumford & Sons in Interviews gerade gern betonen, sie hätten keine Lust gehabt, noch einmal genau dasselbe Album aufzunehmen wie bei Nummer Eins, lässt sich doch die leise Vermutung nicht abschütteln, dass dieser Plan nicht ganz aufgegangen ist.

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