Wenn man die Smoke Fairies gemeinsam singen hört, würde einem nie in den Sinn kommen, dass irgendwas die perfekte Harmonie zwischen den beiden stören könnte. Tatsächlich war es Jessica, bei der sich zuerst Zweifel meldeten, ob das Projekt Smoke Fairies auch noch genug Stoff für ein drittes Album hergeben würde. Selbst das schlimme Wort „Trennung“ stand im Raum – bis die beiden merkten, dass sie in allen Krisen bisher immer Trost in der Musik gesucht haben. Ihre natürliche Reaktion auf die unklare Situation war also, neue Songs zu schreiben, sagt Katherine.
Wir haben Schiwerigkeiten bisher immer über die Musik verarbeitet – es war seltsam, sich so verloren zu fühlen und das nicht in einen Song zu übertragen. Wir sind dann wohl defaultmäßig darauf zurückgekommen.
Im Studio taten Jessica und Katherine sich anfangs schwer. Sie wussten zwar, dass sie nicht mehr wie die alten Smoke Fairies klingen wollten, aber einen alternativen Sound zu finden war gar nicht so einfach. Einige Dinge waren einfach sehr eingespielt, hatten bisher immer funktioniert – der Harmoniegesang der beiden beispielsweise. Solche Elemente kamen also immer wieder als erste Idee auf, erinnert sich Jessica.
Was bisher funktioniert hat, machen wir nicht nochmal
Jedesmal, wenn wir nicht weiter wussten, sagten wir “Lass uns ein paar Harmonien hier reinpacken” – wir mussten uns dazu zwingen, die Gesangsparts auch mal anders zu gestalten.
Es brauchte Mut, ihre Stimmen für dieses Album in einigen Songs auch für sich stehen zu lassen, um den Stücken einen klarer definierten Charakter zu geben. Der erstaunliche Nebeneffekt: Sowohl Jessica als auch Katherine fühlten sich beide auch als Person eigenständiger und dadurch wiederum selbstbewusster in ihren musikalischen Entscheidungen.
Die klare Ansage war: Was bisher funktioniert hat, machen wir nicht nochmal – irgendwann wäre man sonst von sich selbst gelangweilt. Auch beim Texteschreiben galten deshalb neue, strengere Maßstäbe. Alles, was zu sehr nach den „alten“ Smoke Fairies klang, wurde sofort verworfen. Die Texte sollten präziser sein, sagt Katherine – weniger blumig, weniger Licht und Schatten.
Man ertappt sich selbst dabei, dass man immer wieder auf die gleiche Art von Bildern zurückgreift, irgendwann wird das langweilig. Du denkst dir, ich will das eigentlich nicht noch mal so sagen.
Mut zur Direktheit
Die neue Direktheit in den Songs, der Mut, Dinge einfach mal klar auszusprechen, gibt dem Album einen weniger romantisch-verträumten Einschlag – was sicher nicht nur für die Smoke Fairies selbst gewöhnungsbedürftig ist, sondern auch für alle, die ihren bisherigen Sound mochten. Aber genau das war ein Punkt, auf den die beiden irgendwann einfach keine Rücksicht mehr nehmen wollten. Immer, wenn sie im Studio etwas neues ausprobiert haben und sich bei der Frage ertappten, ob das denn den Fans gefallen wird – hieß es sofort: „Ach, egal.“
Selbst der Prozess des Songschreibens hat sich verändert, viele Stücke haben sie diesmal vorrangig auf und für Klavier statt Gitarre geschrieben. Die neuen Smoke Fairies sollten erkennbar anders klingen – dafür holten sich Jessica und Katherine als zusätzliche Unterstützung nicht nur weitere Musiker ins Studio, sondern auch Kristofer Harris, der schon in der Live-Band als Bassist dabei war und ihnen jetzt als Produzent zur Seite stand.
Jeder Song war ein kleiner Kampf
Zu dritt haben sie nächtelang darüber gebrütet, welche Richtung sie bestimmten Songs geben wollten – immerhin gibt es tausend Möglichkeiten, sagt Jessica, wie man die grundlegende Songstruktur ausbauen kann oder auch die Stimmung eines Songs komplett verändern. Weil sie sich nie ganz sicher waren, ob ihre Ideen tatsächlich funktionieren, war jeder Song ein kleiner Kampf.
They were all pretty hard, they were all puzzles because when you go into a studio there’s a thousand ways you could record a song and a thousand different emotions it could have – it could be really happy, you could slow it down or you could do it in a higher key… and all of them had that element of possibility.
Es war eigentlich bei allen Songs schwierig, jeder war wie ein Puzzle. Der Song könnte fröhlich sein oder du spielst das ganze langsamer oder änderst die Tonart – eine riesige Auswahl von Möglichkeiten.
Album zur Krisenbewältigung
Letztlich ist das Album eine Art gemeinsamer Krisenbewältigung geworden, das Ganze wirkt wie eine Unterhaltung zwischen zwei Menschen, die endlich einmal ganz ehrlich miteinander sind. Einige der Songs sind tatsächlich gewissermaßen als Botschaft für die jeweils andere geschrieben, sagt Jessica. Einer dieser Songs ist das programmatische „Waiting for something to begin“. Gleich in der ersten Zeile heißt es „start out in one direction you hope is right“ – und genau so haben sich die beiden auch gefühlt, als sie dieses Album aufgenommen haben:
Genau so ging es uns mit diesem Album – wir haben einfach eine neue Richtung eingeschlagen und hoffen jetzt, dass es die richtige ist. Letztlich musst du einfach einen Kurs festlegen und dem dann folgen. Etwas haben wir auf jeden Fall gelernt: Wenn du es liebst, Musik zu machen, kannst du nicht einfach damit aufhören.
Einfach eine Entscheidung treffen und die dann durchziehen, so die Lebensweisheit, die die Smoke Fairies aus ihrer kleinen Bandkrise mitnehmen. Das daraus entstandene Album ist, genau wie sein Titel, ein Statement: Wie auch immer es ab hier weitergeht – wir haben es immer noch mit „Smoke Fairies“ zu tun.
http://vimeo.com/84788481