Einmal über den Ozean
Kat Frankie wird 1978 in Sydney geboren und wächst mit Musik von Folk-Poetinnen wie Joni Mitchell und Joan Baez auf. Schon mit sechs Jahren bringt sie sich das Gitarrespielen selbst bei und beschließt mit Anfang 20 schließlich ihren Beruf als Designerin an den Nagel zu hängen, um dem Ruf der Musik zu folgen. In der kreativen Brutzelle Berlin findet Frankie, trotz Überquerung des Äquators, schnell Anschluss und eine neue Heimat. Auf dem fruchtbaren Boden der kreativen Hauptstadt entwickelt sie sich zur cleveren Komponistin opulenter Popsongs und beginnt neben ihrem Solo-Projekt auch verschiedene Kollaborationen: Mit Chris Klopfer gründet sie das Pop-Projekt KEØMA. Mit Get Well Soon komponiert sie den beliebten Titeltrack „When You’re Near to Me“ zur Talkshow „Schulz und Böhmermann“.
Schönheit & Verfall
Nach vier Solo-Alben hat Frankie zuletzt 2019 eine EP mit A-cappella-Songs veröffentlicht. Während der Arbeit an „Bodies“ entstand auch die Idee zum Titelsong des neuen Albums „Shiny Things“. Der sollte, wie die kraftvollen Chorarrangements der EP, dramatisch und organisch zugleich klingen und sich um ein sehr menschliches Thema drehen: Schönheit & Verfall.
Es ist ein Song mit vielen Kontrasten. Ich wollte etwas sehr Großes besingen, das gleichzeitig klein ist. Etwas Grandioses, aber Bedeutungsloses. Wir streben alle nach Geld, nach Macht, aber am Ende des Tages ist es bedeutungslos.
Wie ein brodelndes Gewitter
Viel Pathos brodelt im Song „Shiny Things“. Die Drums rollen heran wie ein großes Gewitter und sind inspiriert von Nick Caves „Abattoir Blues/The Lyre of Orpheus“ – ein Rockalbum, auf dem ein Gospelchor auch eine wichtige Rolle spielt. Für die Stimmung sorgen außerdem viele verschiedene Klang-Texturen, die Frankie verwebt: Akustisch eingespielte Aufnahmen, etwa von Klavier oder Cello, werden über programmierte Midi-Spuren geschichtet.
Es gibt immer ein Synth-Pad, das irgendwo versteckt wird. Synth-Pads, sind „the glue“ – also der Kleber des Tracks, ein Bett und eine Basis. Manchmal gibt es ein paar Frequenzen, die fehlen. Dann ist der Synth da, um alles zu retten.
Ein Funke Hoffnung
Neben der düsteren Gewissheit, dass unser Streben nach dem Glitzer und Glanz des Lebens uns nicht vor dem kommenden Ende retten wird, besingt Frankie auch einen Moment der Hoffnung, den sie in der Liebe findet. Romantisch klingt auch die Art, wie Frankie den Song eingespielt hat. Entstanden ist der Song nämlich, trotz opulenter Orchestrierung in Eigenregie zum größten Teil zu Hause in Wohlfühlatmosphäre.
Ich weiß, dass es total cheesy ist, Kerzen im Studio zu benutzen, aber es ist irgendwie kleines Ritual für mich: Kerze an, Kaffee machen und dann anfangen. Ich liebe es, zu Hause aufzunehmen. Es ist viel gemütlicher als im Studio.
In dieser Folge von Tracks & Traces erfahrt ihr, wie Kat Frankie den Song „Shiny Things“ geschrieben und aufgenommen hat, warum sie dabei besonders viel Spaß mit ihrer E-Gitarre hatte und warum ihre Songs linear entstehen.