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Hauschka
Foto: Frederic J. Brown / AFP

Volker Bertelmann über „Im Westen nichts Neues“

So ist die oscarprämierte Filmmusik entstanden

Der Komponist Volker Bertelmann gewinnt den Oscar für die „Beste Filmmusik“. Im Interview verrät er uns, wie der dramatische Score zu „Im Westen nichts Neues“ entstanden ist und welches Instrument hinter dem prägnanten Dreiton-Motiv steckt.

Podcast-Tipp in eigener Sache

Habt ihr auch schon einmal vergeblich nach einer bezahlbaren Wohnung gesucht? Dann haben wir hier einen Tipp für euch: Der Podcast „Teurer Wohnen“ erzählt eine Geschichte aus Berlin, die zeigt, was überall in Deutschland falsch läuft und sucht nach Lösungen.

„Im Westen nichts Neues“, das Kriegsdrama nach dem Roman von Erich Maria Remarque, erzählt davon, wie sinnlos und brutal der erste Weltkrieg war. Und die Musik dazu fängt das perfekt ein. Komponiert hat sie Volker Bertelmann. Künstlername: Hauschka.

Für den Score zum Film hat er schon den BAFTA gewonnen, den britischen Filmpreis. Und nun auch die höchste aller Auszeichnungen: den Oscar. Wir haben mit ihm über die Preise und die Filmmusik gesprochen.

Übrigens: Volker Bertelmann hat auch die Originalmusik zum Podcast „Teurer Wohnen“ komponiert, den wir gemeinsam mit radioeins vom RBB produziert haben. Darin erzählen wir, wie bezahlbarer Wohnraum für Luxuswohnungen verschwindet. Hört doch mal rein! Und wer schon immer mal wissen wollte, wie der Soundtrack zu einem Podcast entsteht, der wird in dieser Sonderfolge von Tracks & Traces mit Hauschka fündig.

Volker Bertelmann über…

… Preise, Awards und die Oscar-Nominierung

„Preise sind toll, aber man muss sie auch nicht überbewerten. Natürlich ist es toll und es ist eine Ehrung. Das sind vor allem Preise, da denkt man eigentlich nie, dass man sie bekommt. Ich meine, ich hätte nie gedacht, dass ich den BAFTA mal bekommen würde. Das ist natürlich eine wahnsinnig große Freude. Auf der anderen Seite bin ich heute Morgen schon wieder mit meinem Hund spazieren gegangen und ich muss meinen Sohn von der Schule abholen. Ich sitze halt in meinem Studio und mache mein Ding. Ich brauche das auch. Also man muss diese Wechselwirkung zwischen dem Award-Wahnsinn und dem normalen Leben, das muss man irgendwie hinkriegen. Ich brauche diese Erdung. Wenn ich nach Hause komme, muss ich mich irgendwie fühlen wie vorher auch, sonst klappt das nicht. Aber die Ehrung an sich ist natürlich toll und ich denke mal, man wird sich erst in der Länge der Zeit im Klaren darüber sein, welche Wirkung das hat. Ich spüre das schon, dass das natürlich Dinge in meinem Leben verändert in einer wahnsinnig positiven Art und Weise, aber man will das eigentlich so ein bisschen portionsweise verdauen. Man kann sich das nicht alles reinziehen, sonst dreht man durch, glaube ich. Da versuche ich mich so weit wie möglich zu erden.“

… die Arbeit an der Filmmusik zu „Im Westen nichts Neues“

„Ich bin nach Berlin gekommen, hab mir den Film angeguckt und war danach sprachlos, weil ich den Film fantastisch fand. Da war wenig Musik drauf und ich habe mich gefragt: Wie soll ich dazu Musik machen? Der ist schon so gut und so stark. Dann bin ich nach Hause gefahren und auf dem Weg nach Hause habe ich mir überlegt, was ich eventuell machen möchte. Dass ich gerne ein Instrument aus der Zeit aufnehmen möchte und dass ich ein möglichst kurzes Thema brauche, weil in dem Film so viele Explosionen sind und wahnsinnig viel lautes Kampfgeschehen, so dass man erst mal ein kurzes, prägnantes Thema finden muss. Am nächsten Tag habe ich dann dieses Thema aufgenommen, das so ein Dreiton-Motiv ist. Fast jeder, der mir begegnet, spricht mich darauf an. Das war mir nicht so ganz klar, als ich das gemacht habe. Ich hab das dann am nächsten Tag verschickt. Edward Berger, ein ganz toller Regisseur und Mensch, rief mich am nächsten Tag an und sagte: Das ist genau das Thema, das ist fantastisch! Bis auf diese Snare-Drum-Cues, wo es eigentlich nur um Schläge geht, die so sehr unrhythmisch kaputt sind, basieren eigentlich alle Stücke auf diesem Thema. Ob in lang, in hoch, in gestretcht, in verschiedenen Varianten. Dass das dann aufgegangen ist, ist natürlich toll.“

… das Instrument mit dem prägnanten Motiv

„Dieses Dreiton-Motiv ist ein Harmonium von meiner Urgroßmutter, das ich restauriert habe. Das wurde mir irgendwann angeboten, nachdem es zu einer anderen Familie hingewandert war. Und dann rief mich meine Mutter an und meinte, hör mal, hier ist ein Harmonium aus der Familie, willst du das haben? Ich habe gesagt: Ja, klar, will ich haben fürs Studio. Dann habe ich das abgeholt. Es war in einem recht desolaten Zustand. Hier in Düsseldorf gibt es jemand, der restauriert Harmonien. Es gibt nicht mehr viele Menschen, die das können. Der hat das dann restauriert und dann stand das hier bei mir im Studio. Das Schöne an dem Instrument ist, dass es irgendwann um 1900 bei uns in der Wohnung gestanden hat und damit wurden halt Bach-Choräle begleitet. Das hatte halt einfach einen Bezug zu dieser Zeit. Als ich das dann hier angeschlossen und durch eine fette Distortion gejagt habe, war eigentlich sofort klar, dass das ein super Sound ist. Der passt wahnsinnig gut dazu.“

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